Maler und Menschenfreund

Zum 110. Geburtstag des Mayer Barthl wird in dieser Woche im Marstall des Landratsamts Freising eine kleine Retrospektive gezeigt. Der Maler Bartholomäus Mayer aus Dietersheim war einer der namhaftesten Künstler aus dem Landkreis Freising. 1965 verstarb er im 56. Lebensjahr.

Der Mayer Barthl, den in Dietersheim alle nur „den Maler“ nannten, war in seiner Mischung aus kleinbäuerlicher Bodenständigkeit und künstlerischem Freigeist ein Unikat. Geboren als ältester Sohn auf dem „Kramer“-Hof in Dietersheim, machte sich schon früh eine große Leidenschaft für das Zeichnen bemerkbar.

Eine Ankedote aus der Zeit: Als ihn der Vater zum Pflügen mit dem Ochsengespann geschickt hatte – malte der kleine Barthl die Ochsen stattdessen… Wohl vor allem auf Vermittlung des damaligen Dorfpfarrers Roßberger, der das Talent des Jungen als „göttliche Gnade“ einstufte, dufte der Bauernbub ab 1927 eine Zeichenschule in München besuchen, wohin er täglich mit dem Fahrrad fuhr, anschließend die Akademie der Bildenden Künste, wo er zehn Semester studierte.

„Seine Herkunft als bodenständiger Bauernsohn stellte für sein gesamtes künstlerisches Werk eine grundlegende und niemals in Frage gestellte Basis dar“, heißt es in der Würdigung zur Ausstellung, „seiner sprichwörtlichen Erd- und Heimatverbundenheit sowie seinem Interesse am menschlichen Gegenüber blieb er als Maler und Menschenfreund stets treu.“

Sein Leben lang wohnte und arbeitete der Mayer Barthl in einem Häuschen, damals am Ortsrand von Dietersheim, das er 1948 nach der Rückkehr aus dem Weltkrieg baute. In diesem Wohnatelier – ein Bollerofen neben der Staffelei, das Klohäusl im Garten, eine Wasserpumpe im Flur – gaben sich nun Münchner Künstler und Modelle die Klinke in die Hand.

Am Ort weißelte er schon mal Wohnungen aus oder bemalte Milchkannen. „Er war gesellig, er brauchte und suchte die Menschen“, heißt es in der einzigen kleinen Biografie über ihn. Seine Werke hat er nie signiert oder datiert, er hat immer aus und für den Augenblick gemalt. Oft hat er fertige Bilder weggeworfen oder aus Sparsamkeitsgründen die Farbe wieder von der Leinwand gekratzt.

„Das malerische Gesamtwerk des Mayer Barthl besteht aus zahlreichen Landschafts- und Frauendarstellungen, Bildern seiner Ateliersituation, aber auch aus farbenprächtigen Blumenbildern und Stillebenkompositionen“, wird die Ausstellung in Freising eingeleitet, „seine bodenständige Lebensform darf nicht über seine künstlerische Freigeistigkeit und  Experimentierfreudigkeit hinwegtäuschen, welche in allen Werken präsent ist.“

Obwohl die Gemälde und Zeichnungen des Mayer Barthl heute weit verstreut sind, konnte aus den Beständen des familiären Nachlasses eine Jubiläumsausstellung zusammengestellt werden. Die Ausstellung ist von 7. bis 15. Dezember täglich von 16 bis 19 Uhr im Marstall des Landratsamts Freising, Eingang Alte Poststraße, zu besichtigen.

Bild oben: „Winterlandschaft“
Bild unten: „Mädchen im gelben Pullover“

2 Lesermails

  1. Vielen Dank für diesen spannenden Beitrag zum Maler Mayer Barthl. Es ist immer schön, damalige Künstler zu ehren, insbesondere in Form einer Ausstellung. Ich interessiere mich schon lange für das Malerhandwerk und lerne gern neues darüber.

  2. Das Thema Maler interessiert mich schon seit Längerem. Ich bin immer auf der Suche nach neuen und interessanten Artikeln und Blogs zu diesem Thema. Es ist super, dass ich diesen Blog gefunden habe. Hier findet man echt viele hilfreiche Informationen.

Schreibe einen Kommentar zu Adalyn Lange Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert