Umgehungsstraße in der Sackgasse

Nach einer aufwändigen Machbarkeitsstudie hat der Gemeinderat der großen Variante der Dietersheimer Ortsumgehung eine Absage erteilt. Mit klarer Mehrheit wurde beschlossen,. die Planung zusammen mit Garching „momentan nicht zu realisieren“. Die Umgehungsdiskussion werde „eingebettet in die Entwicklungziele für Dietersheim“ neu geführt.

Im Verlauf der jahrelangen Vorarbeiten hatte sich das Rathaus auf eine Trassenvariante eingeschossen, die Dietersheim in weitem Bogen westlich umfährt und danach im Süden nicht wieder auf die bisherige Straße einbiegt, sondern auf einer neuen Route – finanziert von Garching – die Autobahnanschlussstelle Garching-Nord erreicht.

Die Machbarkeitsstudie für diese Trasse erbrachte nun einen Flächenbedarf von über 180.000 Quadratmetern allein auf Echinger Flur. An reinen Baukosten wurden 46 Millionen Euro ermittelt, dazu kämen noch Kosten für Grunderwerb, Lärmschutzmaßnahmen und die üppigen Ausgleichsflächen, weil auf der über fünf Kilometer langen Strecke auch in ökologisch wertvolle Gebiete eingegriffen würde.

Rund 32 Millionen Euro wäre der Echinger Anteil an den Baukosten, wobei angesichts des Charakters als Staatsstraße etwa 75 Prozent staatliche Förderung avisiert waren. Aus dem Gemeindebauamt wurde darauf hingewiesen, dass für dieses Straßenbauprojekt Enteignungen ausgeschlossen seien, der nötige Grund daher durchweg angekauft werden müsse. Angesichts von weit über 50 betroffenen Grundeigentümern berge dies ein hohes Risiko.

Der Gemeinderat hatte offenbar bereits in seiner nichtöffentlichen Klausur zu einem Ausstieg aus der Planung tendiert, was nun in die Erklärung mündete, „aufgrund der hohen Kosten, des großen Grunderwerbsbedarfs sowie den erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt“ werde das Projekt eingestellt.

In einer intensiven Debatte wurde das in der Sitzung am Dienstag dann allerdings dahingehend modifiziert, nur diese Variante aufzugeben, nicht aber den Gedanken einer Ortsumfahrung. „Mit einer kleineren Lösung hätten wir vielleicht eine Realisierungschance“, warb CSU-Sprecher Georg Bartl.

FW-Sprecher Christoph Gürtner schlug vor, die Umgehung bei der anstehenden Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsprogramms bezüglich Größe und Lage in die allgemeine Perspektive für Dietersheim einzupassen. Die Erweiterung des Forschungscampus, die mit der großen Lösung erreicht werden könnte, sei für Dietersheim „sehr wichtig“. Eine kürzere Trasse wäre daher auch „eine kürzer gedachte Variante“, rügte er.

Leon Eckert (Grüne) regte ebenfalls an, das Thema „nochmal auf Null zu setzen und neu zu denken“. Das im Gemeindeentwicklungsprogramm zu leisten, sei der richtige Weg.

Es wäre „ein unglaubliches Ausmaß“ gewesen, das diese Planung erreicht habe, sagte er. Bei einer neuerlichen Debatte appellierte er, „pragmatisch zu sein und auszuhören, von diesen Riesendingern zu träumen“. Das sei nicht mehr zeitgemäß und umsetzbar.

Manfred Wutz („Bürger für Eching“) forderte, für die Verkehrsproblematik „endlich mal modernere Lösungen zu finden“. Der aufgezeigte Flächenverbrauch sei nicht hinnehmbar, „die Natur, die wir noch haben, ist unser höchstes Gut“.

Kartierungen hatten schon vorab gezeigt, dass die Trassierung einen „großen Einschnitt in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild“ bedeute, indem „die Landschaftsschutzgebiete Echinger Gfild und Freisinger Moos beeinträchtigt und wertvolle Habitate der Feldlerche und Trittstein-Biotope zerstört werden“, so die Zusammenfassung.

Zweite Bürgermeisterin Stefanie Malenke (SPD) als Sitzungsleiterin bilanzierte, es würden „die Bedürfnisse in Dietersheim durchaus gesehen“, daher werde man die Umgehungspläne „nicht sterben lassen“. Mit 16:2 Stimmen wurde von CSU, SPD, Grünen, FW, BfE, ÖDP und FDP gegen je eine Stimme aus CSU und BfE die neue Linie beschlossen.

Weil im Falle einer ausbleibenden Umgehungsstraße unbedingt die Ortsdurchfahrt von Dietersheim saniert werden müsste, drängte die Dietersheimerin Heike Krauß (CSU) auf Eile. Vereinbart wurde eine Debatte unverzüglich im Frühjahr. Die seit Jahren anstehende Sanierung wird immer wieder verschoben, weil sie beim Bau einer Umgehung überflüssig wäre.

2 Lesermails

  1. Was sind die Gründe, nicht die bestehende Staatsstraße zu sanieren, und woraus leitet sich die Notwendigkeit einer Umgehungsstraße für Dietersheim ab?

    Wer den Verkehrsfluss auf der Ortsdurchfahrt in Dietersheim seit der Corona-Pandemie beobachtet, erkennt, wie deutlich die Anzahl der Autos, die die Ortsdurchfahrt befahren, zurückgegangen ist. Hiermit beziehe ich mich nicht auf die Lockdown-Zeiträume, sondern auf die Zeiträume der Normalisierung.

    Wo früher oft ein Stau durch den kompletten Ort war, kann man nun ohne große Probleme aus der Echinger Straße oder der Langen Gasse in den Morgen- oder Abendstunden auf die Hauptstraße abbiegen. Die Integration von Home Office im Alltag vieler Leute hat hier zu einer sehr deutlichen Reduktion des Verkehrs geführt. Eine Verkehrszählung würde schnell Aufschluss darüber bringen, dass eine Umgehungsstraße nicht notwendig ist. Viel Geld und Umweltzerstörung für nichts! Das in Zeiten der Fokussierung unseres Handelns auf den Begriff „Ökologie“.

    Aufgrund von Gesprächen mit Einwohnern, denen eine kleine Umfahrung vor die Nase gesetzt werden würde, ist schon seit längerem klar, dass es hier massivsten Bürgerwiderstand geben würde. Es wurden hier schon rechtliche Auskünfte eingeholt. Die Freien Wähler hätten mit einem Bürgerbegehren sehr gute Chancen.

    Hier würde sich die Gemeinde für viel Geld Ärger für ein Projekt einkaufen, das am Widerstand der Bürger scheitern würde. Hat die Gemeinde derzeit nicht schon genug Ärger? Streitereien und rechtliche Auseinandersetzungen würden sich über viele Jahre/Jahrzehnte ziehen und am Ende wäre keinem geholfen, außer den Rechtsanwälten, die die Gemeinde wieder viel Geld kosten würden. Den Autofahrern und Anwohnern an der Dietersheimer Ortsdurchfahrt wäre nicht geholfen. Kurz- und Mittelfristig würde der desolate Zustand der Straße fortbestehen.

    Eine Sanierung der Dietersheimer Ortsdurchfahrt wäre die zügigste und kostengünstigste Variante.

    Grüße
    Renate Koch

  2. Nicht ganz ernst gemeinte Idee… Dietersheim wird Ortsteil von Garching.

    Dann wohnt unser Bürgermeister nicht mehr im Gemeindegebiet und damit ist er nicht mehr Bürgermeister.

    Das Echinger Modell ist dann auch Geschichte, jedenfalls für Dietersheim.

    Und Garching finanziert dann die Umgehung alleine.

    Also tschüüüssss, liebe Echinger…

    Lieber größer denken als das ewige klein klein.

    Georg Fütterer

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