Liebe Lesende,
auch wenn ich finde, dass unsere schöne deutsche Sprache durch das Gendern nicht gewinnt, die Textverständlichkeit abnimmt und ich selbst mich nie benachteiligt gefühlt habe, wenn ich „Schüler“, „Student“ oder „Pharmazeut“ genannt wurde, werde ich mich in Zukunft doch bemühen, die jetzt geltenden Regeln zu befolgen. Seien Sie bitte nachsichtig mit mir, es wird mir nicht immer gelingen! Ich gehe immer noch zum Bäcker.
Heute möchte ich Ihnen mal in aller Deutlichkeit vor Augen führen, mit welchen Schwierigkeiten wir in den Apotheken aktuell zu kämpfen haben. Wir verbringen Stunden damit, Alternativen zu nicht lieferbaren Arzneimitteln zu finden.
Zum jetzigen Zeitpunkt sind 178 Medikamente nicht lieferbar, die wir normalerweise immer vorrätig haben. Darunter fallen so wichtige Arzneien wie Antibiotika und Fiebersäfte für Kinder. Für Paracetamolsaft gibt es in Deutschland nur noch zwei Anbieter und beide sind nicht lieferfähig seit Wochen. Ein Trauerspiel!
Die Gründe? In meinen Augen verfehlte Politik!
Durch den immensen Kostendruck im Gesundheitswesen, die rigorosen Sparmaßnahmen haben fast alle Hersteller ihre Produktion ins billigere Ausland verlagert. Jetzt sind durch zwei Jahre Corona-Pandemie Lieferketten zusammengebrochen, fehlen Arznei-Grundstoffe und Verpackungsmaterialien. Dazu kommt noch die Verteuerung durch enorm gestiegene Energiekosten.
Die Krankenkassen erstatten für einen 100-ml-Paracetamolsaft nur € 3,14. Zu diesem Preis kann das kein Hersteller mehr wirtschaftlich produzieren. Deshalb sind von neun Anbietern auch nur noch zwei übriggeblieben. Ein Armutszeugnis für unser Land.
Wir in den Apotheken betreiben inzwischen Mangelverwaltung, setzen uns jeden Tag dafür ein, unsere Kunden bestmöglich zu versorgen und Lösungen zu finden.
Bitte zeigen Sie Verständnis für diese unsägliche Situation und lassen Sie Ihren Ärger nicht an uns aus, wenn Sie Ihr gewohntes Medikament nicht bekommen. Wir können nichts dafür! Schreiben Sie lieber einen Beschwerdebrief an unseren Gesundheitsminister.
Bleiben Sie gesund!
Ihre Apothekerin
Bettina Colombo-Egerer
Naturheilverfahren und Homöopathie, Ernährungsberatung
Ich bin ebenfalls der Ansicht, dass das „Gendern“ unsere Sprache völlig verhunzt. Es ist mir aber nicht bekannt, dass „Gendern“ nun schon zu den allgemein „geltenden Regeln“ gehört, die alle zu befolgen haben. Dem ist nicht so.
Was die Missstände im Gesundheitswesen angeht, wüsste ich gerne, wie es sein kann, dass die Krankenkassenbeiträge jedes Jahr deutlich ansteigen wegen der angeblichen Kostenexplosion bei den Gesundheitskosten, gleichzeitig aber die Erstattungssätze bei Medikamenten anscheinend immer weiter sinken und die Arzneimittel-Versorgung immer schlechter wird, u. a. weil eine rentable Arzneimittelproduktion in Deutschland (und Europa?) anscheinend kaum mehr möglich ist?
Und die Pharmazeuten sind die Leidtragenden und müssen sich sicher auch noch häufig den Unmut der Kunden gefallen lassen. Ein Zahnarzt, der für eine Kassenfüllung 45 € bekommt, kann mit solchen Leistungen seine Kosten ebenfalls nicht decken und nimmt daher Zuzahlungen.
Wo gehen also die ganzen Milliarden hin, die wir jeden Monat an die Kassen überweisen? Für teure, zum Teil unnötige Behandlungen, für überteuerte Medikamente und für die Behandlung einer Vielzahl von Nichteinzahlern vielleicht?
Vielleicht bei der kommenden BTW dran denken…
Quo vadis, Deutschland?
Für eines der führenden Weltstaaten ist dies nicht nur ein Armutszeugnis, sondern ein Offenbarungseid. Billig – billig hat irgendwo ein Ende! Bekommen wir jetzt (endlich!) die Quittung präsentiert.
Wir (Du, er, sie) sind auf „Geiz ist geil“ durch die Werbung eingestimmt worden und haben das Maß für die Preisrealität verloren. Diese 180-Grad-Wende ist notwendig und eine Rückkehr zu „Made in Germany“ muss wieder ein Wertesigel darstellen. Leute, denkt um!