Lesermail zum Artikel „Betrifft: Lieferengpässe“

Quo vadis, Deutschland?

Für eines der führenden Weltstaaten ist dies nicht nur ein Armutszeugnis, sondern ein Offenbarungseid. Billig – billig hat irgendwo ein Ende! Bekommen wir jetzt (endlich!) die Quittung präsentiert.

Wir (Du, er, sie) sind auf „Geiz ist geil“ durch die Werbung eingestimmt worden und haben das Maß für die Preisrealität verloren. Diese 180-Grad-Wende ist notwendig und eine Rückkehr zu „Made in Germany“ muss wieder ein Wertesigel darstellen. Leute, denkt um!

Johann Wolfegger

Ein Lesermail

  1. Sehr geehrter Herr Wolfegger,

    Sie haben mit Ihrer Analyse vollkommen recht. Wir sollten uns aber darüber im Klaren sein, dass „Made in Germany“ wesentlich teurer ist als Produkte, die aus Billiglohn-Ländern (ich nenne exemplarisch China, Vietnam, Pakistan, Bangladesh) kommen.

    Bekommen die Billiglöhner für ihre Arbeit, so wie bei uns, etwa einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 €/Stunde? Wohl eher nicht. Wenn, trotz Transportwegen um den halben Erdball, Produkte aus Fernost billiger gefertigt und geliefert werden als vergleichbare Produkte bei uns (falls es die überhaupt noch gibt), zeigt das, dass es eine deutliche Schere zwischen Arm und Reich auf unserem Globus gibt.

    Aber auch bei uns in Deutschland geht diese Schere unübersehbar zunehmend auseinander: Dem einen ist´s vollkommen egal, ob der Liter Benzin bald 3 € kostet (man sieht´s ja am Fahrverhalten der Deutschen) und der andere bangt jetzt schon vor der nächsten Heiz- und Stromkostenrechnung.

    Da Appelle an freiwillige Verhaltensänderungen bekanntlich bei vielen nicht fruchten, kann es nur Aufgabe des Staates sein, hier lenkend einzugreifen und dafür zu sorgen, dass der soziale Friede nicht gefährdet wird (beim Deutschen Michl dauert´s, verglichen z. B. mit den Franzosen, etwas länger, bis er auf die Straße geht, um zu demonstrieren oder zu streiken).

    Und noch etwas zu „Geiz ist geil“: Es wundert mich überhaupt nicht, dass wir jetzt eine Energiekrise haben und Erdgas heute das Zigfache kostet wie vor einem Jahr. Es war ja so schön, dass uns die Russen bis Ende Februar 2022 zuverlässig und zum Schleuderpreis mit Gas belieferten. Da spielte es für Angela Merkel, Olaf Scholz & Co. überhaupt keine Rolle, dass Putin die Krim 2014 völkerrechtswidrig von der Ukraine annektiert hatte, nahezu zeitgleich den Donbass für sich beanspruchte und Krieg in Tschetschenien (Grosny wurde vom russischen Militär komplett platt gemacht), Georgien und Syrien führte.

    Aber der Bau einer weiteren Gaspipeline namens „Nord Stream 2“ von Russland nach Deutschland war ja wichtiger als eine wirtschaftliche Distanzierung und Sanktionierung von Putins Reich. Hauptsache, Wirtschaftswachstum.

    Die Quittung für diese Wegschauen-Politik bekommen wir heute. Und zahlen alle (!) dafür unterm Strich wahrscheinlich ordentlich drauf.

    Übrigens: Ich bin mir nicht sicher, ob sich jeder Produkte „Made in Germany“ leisten kann. Ich nenne exemplarisch die Autos aus deutscher Produktion, die deutlich teurer sind als Autos aus rumänischer (Dacia) oder südkoreanischer (Kia) Produktion.

    MfG
    Guido Langenstück

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