Lesermail zum Artikel „Studie für barrierefreien Bahnhof“

Der Gemeinderatsbeschluss, wonach ein Planungsbüro den Umbau der S-Bahnstation auf Machbarkeit untersuchen soll, ist nun ein dreiviertel Jahr alt. Im Januar erfuhr der Gemeinderat, dass die Gemeinde dabei noch keinen Schritt weiter gekommen sei.

Von drei angeschriebenen Büros hätte eines abgesagt und die zwei anderen überhaupt nicht reagiert. Sie wurden mittlerweile daran erinnert, dass eine Rückmeldung irgendeiner Art durchaus erwartet werde. In der Märzsitzung will die Verwaltung mitteilen, ob überhaupt und zu welchem Preis ein Büro beauftragt werden könnte.

Ich halte diesen Sachstand für unbefriedigend, bezweifle die Sinnhaftigkeit dieses Vorgehens. Die Verantwortung dafür, dass Lokführer in Eching den Führerstand verlassen und durch Legen einer Rampe Hand anlegen müssen, damit ein Fahrgast im Rollstuhl vom zu niedrigen Bahnsteig in die S-Bahn gelangen kann, liegt bei der für Grundbesitz und Bahnhöfe verantwortlichen Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn AG.

Die mit ihr bisher geführten Gespräche können dahingehend zusammengefasst werden, dass von dieser Seite keinerlei Engagement zu erwarten ist: Selbst wenn Eching der Bahn über die Machbarkeitsstudie hinaus eine umfassende Planung vorlegte, einschließlich einer Bahnsteighöhenanpaasung, würde sie fragen, auf wessen Rechnung die Umsetzung bitteschön erfolgen dürfe.

Diese meine Einschätzung gründet auch in einer Prophezeihung des Grünen Landtagsabgeordneten Martin Runge (laut Münchner Merkur vom 14.12.2016): Der zweite Müncher Stammstreckentunnel werde in Bayern die Gelder zum Ausbau des Nahverkehrs über Jahre „kannibalisieren“. Inzwischen sind die Dimensionen dieses keineswegs alternativlosen Prestigeprojektes einer CSU-/FDP-Staatsregierung fassbarer: 18 statt 9 Jahre Bauzeit, sieben statt dreieinhalb Milliarden Euro Kosten.

Dazu passen die befremdlichen Erfahrungen, die die Gemeinde bei ihren Anfragen wegen einer Förderung des Umbaus durch den Freistaat und den Bund machte. Die eine Stelle verweigerte Geld mit Verweis auf zu wenige in Eching Ein- und Aussteigende. Bei der anderen Stelle hätte es für eine Förderung weniger Ein- und Aussteigende gebraucht.

Wer um Mittel ersucht, versteht das natürlich nicht, eines aber ist klar: Es handelt sich immer um Steuergeld, das verteilt wird. Von daher sollte eine Kommune bei einem überfälligen Vorhaben nicht auf ein passendes Förderprogramm warten, sondern das Problem mit einfachen und der Gemeinde verfügbaren Mitteln zu lösen.

All das spricht dafür, sich die Sache mit der „großen“ Machbarkeitsstudie nochmal gut zu überlegen. Und zwar nicht bloß, wenn tatsächlich kein Planungsbüro eine solche anfertigen will. Der Gemeinderat sollte sich ernsthaft fragen, ob Eching eine Baumaßnahme, deren Erledigung durch Dritte – konkret die Bahn – unwahrscheinlich ist, untersucht haben möchte.

Deutlich sinnvoller dürfte sein, denkbare Einzelschritte in Richtung des Ziels nach Wirkung, Aufwand und Zuständigkeit zu sortieren. Dabei wesentlich ist, dass die Flächen am Echinger Haltepunkt zwar der Bahn gehören, für sie aber nur die Gleistrasse und die Bahnsteige betriebswichtig sind. Bezüglich des weiteren Umfelds dürfte die Bahn keinen Grund haben, sich gegen einzelne Maßnahmen zu stellen.

Insofern sollte sie bereit sein, der Gemeinde dafür nötigen Grund zu verkaufen oder dessen Nutzung in Form einer Dienstbarkeit einvernehmlich zu regeln.

Weniger als 20 Quadratmeter Platz würde es für ein Paar von Aufzügen brauchen, die an die bestehende Unterführung angebaut werden. Ob dies technisch möglich ist, sollte eigentlich das Bauamt der Gemeinde selbst beurteilen können. (Skizzen zu diesem Vorschlag auf der Webseite der ÖDP.)

Sollte unser Gemeinderat das Problem – wie vor fünf Jahren – weiter fassen und etwas dagegen unternehmen wollen, dass der Norden Echings durch die Bahnlinie vom Rest des Orts getrennt ist, sind Neubauten an einem oder beiden Enden des Bahnsteigs zu erwägen: Möglich wäre (abgesehen von einer Fußgängerbrücke wie in Pulling nahe des Bushalts Eching-Ost) eine Unterführung dort, wo heute die Bahnhofstraße endet.

Wobei es sich aus meiner Sicht nur um ein für Radfahrer und Fußgänger bestimmtes Bauwerk handeln kann und selbst bei Auslegung auf diese Nutzer vermieden werden muss, dass Straßen und Plätze von langen Betonrampen zerschnitten werden. Konkret muss das Abbiegen zwischen Günzenhausener Straße und Waldweg weiter möglich sein und auch zum Wendehammer am Ende der Bahnhofstraße sehe ich keine Alternative.

Daraus folgt, dass die rund vierzig Meter, die es braucht, um behindertengerecht auf die Unterführungstiefe von vier Metern zu kommen, so am Neufahrner Bahnhof, „gefaltet“ werden müssen. Das südliche Bauwerk beansprucht etwa 16 x 8 Meter, das nördliche etwa 30 x 7 Meter. In Eching ließe sich der nordseitige Zugang im Bereich des einstigen Kiosks als eine Art Arena ausführen, man erreichte den Tunnel also in Schleifen.

Auf der Südseite wäre die Insel am Wendehammer eine günstige Stelle, an der Fußgänger und Radfahrer nach unten gelangen. Wobei aufgrund des knappen Platzes für erstere das Treppensteigen, für zweitere das Absteigen unumgänglich sein wird. Für behinderte Menschen und Rollstuhlfahrer wäre dieser Zugang mit Lift auszuführen. (Skizzen zu diesem Vorschlag auf der Webseite der ÖDP.)

Es gälte jetzt, die der Gemeinde möglichen Schritte zum barrierefreien Umbau des Haltepunktes zusammenzutragen und den jeweiligen Nutzen den Kosten gegenüberzustellen. Anschließend sollten die für die favorisierte Lösung nötigen Vereinbarungen mit der Bahn geschlossen werden und ohne weiteren Verzug gebaut werden.

Markus Hiereth

Lesermail verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert