Lesermail zum Artikel „Zeitreise mit dem Klima“

Servus Herr Heidler (lieber Thomas),

natürlich weiß niemand genau, wie unsere Erde in 100 Jahren ausschaut. Ich halte es aber für vermessen, den globalen Klimawandel als „Propaganda“ zu negieren oder ins Lächerliche zu ziehen.

Fakt ist, dass seit dem Beginn der Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts die globale Durchschnittstemperatur der Luft und der Weltmeere rapide angestiegen ist (verursacht durch die massenhafte Emitierung von Gasen (CO², NOx, Halogene usw.), die die Erwärmung der Erdatmoshäre befördern).

Und Fakt ist ebenso, dass der Gradient des globalen Temperaturanstiegs noch nie so schnell erfolgte wie in den letzten hundert Jahren.

Ich empfehle Dir, Dich ernsthaft mit der Fachliteratur, die Leute, die tatsächlich etwas von Meteorologie verstehen (z. B. Prof. Dr. Mojib Lativ vom „Geomar“-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel), zu beschäftigen.

Ich zumindest möchte nicht, dass uns die nachfolgenden Generationen den Vorwurf machen: „Warum habt ihr, trotz besseren Wissens, nichts getan, damit auch wir auf einem lebenswerten Planeten leben können?“

Noch eine Empfehlung, Thomas: Fahr (besser: geh) mal zur Zugspitze rauf und schau Dir den kümmerlichen Rest vom Schneeferner-Gletscher an. Aber beeile Dich: In spätestens 10 Jahren wirst Du dort oben nur noch Geröll sehen.

Ich hoffe nicht, dass Du nur auf das dumme Gerede von irgendwelchen Verschwörungstheoretikern oder AfD-Spitzenpolitikern hörst und darauf reinfällst (ich befürchte es fast).

Grüße aus der Nelly-Sachs-Straße
Guido Langenstück

Ein Lesermail

  1. Lieber Guido,

    der Klimawandel ist real. Ich bin lange genug auf der Welt, um zu konstatieren, dass es während der letzten 50 Jahre in unseren Breiten wärmer geworden ist.

    Nun ist eine Erwärmung in Deutschland, das ohnehin ein kaltes Land ist, ja grundsätzlich mal kein Problem. Das Wegschmelzen der Gletscher in den Alpen ist auch erst einmal kein Drama, da die dort gespeicherte Menge Wasser unerheblich ist.

    Die Alpen waren während der Erdgeschichte schon öfter im Sommer eisfrei. Als Skifahrer finde ich es natürlich bedauerlich, wenn die Wintersportmöglichkeiten nicht mehr so gegeben sind. Allerdings akzeptiere ich den Wandel und bin nicht der Hybris verfallen, den Status quo konservieren zu können.

    Im Gegensatz zu den Alpen sind die Eispanzer der Antarktis und von Grönland nach meinem Kenntnisstand stabil. Hier gibt es bislang also keinen Grund, Alarm zu schlagen.

    Was die Literatur betrifft, so habe ich kürzlich das Buch „Apocalypse Never“ des amerikanischen Umweltaktivisten Michael Shellenberger gelesen. (Der von dir erwähnte Mojib Latif ist mir schon zu oft durch unsachliche Klimapanikpropaganda aufgefallen.) Shellenberger bestreitet den Klimawandel ja nicht. Er bezieht sich in seinem Buch auch immer wieder auf das IPCC. Nur gehört er halt nicht zu den Leuten, die permanent Weltuntergangsszenarien an die Wand zeichnen (macht das IPCC auch nicht), sondern er weist auf Möglichkeiten hin, sich an die veränderten Bedingungen anzupassen.

    Letztlich wird dieser übertriebene Alarmismus der Umweltpolitik einen Bärendienst erweisen, weil die Glaubwürdigkeit der Klimapolitik insgesamt leidet. Eigentlich hätte die überzogene Corona-Politik eine Lehre sein müssen, aber Selbstkritik ist nicht so das Ding der Grünen. Oder wie erklärst du dir sonst, dass sich die Grünen beharrlich weigern, ihre Corona-Politik aufzuarbeiten?

    Auf meinen Punkt mit der Dürre-/Hitze-Propaganda bist du bezeichnenderweise mit keinem Wort eingegangen. Es war wohl ganz einfach ein paar Jahre ungewöhnlich trocken. Zur Zeit ist es ungewöhnlich niederschlagsreich. Aber egal, wie das Wetter ist, die Klimapanikpropagandisten sehen immer nur die bevorstehende Apokalypse. Das ist irrational und unwissenschaftlich.

    Aber es ist nicht nur die Propaganda. Ich kann der Energiepolitik der Grünen auch insgesamt keine gutes Zeugnis ausstellen. Es ist nicht wirklich sinnvoll, Windkraft und PV rasant auszubauen, wenn der Netzausbau, Energiespeicher und Digitalisierung hoffnungslos hinterherhinken. Inzwischen wird diskutiert, private PV-Anlagen vom Netz zu trennen, wenn zu viel Strom produziert wird. Im Verhältnis zum Kapitalaufwand ist der Effekt auf die CO2-Emissionen bislang überschaubar. (Die CO2-Emissionen sinken vor allem deshalb, wie die energieintensive Industrie Deutschland mittlerweile verlässt.)

    Auch die Kernkraftwerke durch Kohlekraftwerke zu ersetzen, ist ja irgendwie unlogisch.

    Mich in die Nähe der AfD bzw. von Verschwörungstheoretikern zu rücken, ist auf jeden Fall unredlich. Ich habe viele Jahre lang die Grünen gewählt. Meinst du, so kannst du mich als Wähler zurückgewinnen? Aber das willst du wahrscheinlich auch gar nicht.

    In der Konsequenz wenden sich inzwischen mehr und mehr Menschen von den Grünen ab, auch in Form von Parteiaustritten. Kein Wunder, wenn jeder, der nicht bereit ist, den grünen Katechismus (Das Virus ist tödlich, die Impfung ist gut, CO2 ist böse, Kernkraft ist böse, Geschlecht ist ein soziales Konstrukt, Rassismus gegen Weiße gibt es nicht…) uneingeschränkt herunterzubeten, diffamiert wird.

    Beste Grüße
    Thomas Heidler

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