Gemeinde finanziert Thalers Studium nicht

Seit gut einem Jahr bereitet sich Bürgermeister Sebastian Thaler durch ein „Excellenz-Studium“ für bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt vor, mutmaßlich nach dem Ende seiner Zeit im Rathaus. Nun hat er beantragt, die Gemeinde möge ihm bei der Finanzierung dieses Studiums finanziell unter die Arme greifen.

In der auf Thalers ausdrücklichen Wunsch öffentlich geführten Debatte im Gemeinderat hatte er an Kosten für das Studium rund 88.000 Euro angeführt, von denen er 25 Prozent von der Gemeinde erstattet haben möchte, exakt 21.900 Euro. In einem vierseitigen Schreiben begründet er dies mit der grundsätzlichen Unterstützung der Gemeinde für Fortbildungsmaßnahmen von Mitarbeitern. Daher gebiete der Gleichbehandlungsgrundsatz, „dass die Gemeinde ihre Beschäftigten bei der Unterstützung von Fortbildungsmaßnahmen nicht unterschiedlich behandeln darf.“

Die von der Rathausverwaltung angefragte Kommunalaufsicht urteilt, dass derartige Fortbildungen der Person „zweifellos einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt bringen“ könnten, für die ausgeübte Tätigkeit als Bürgermeister seien sie „jedoch nicht zwingend erforderlich“. Eine Finanzierung die Gemeinde sei „sicher nur in ganz speziellen Ausnahmefällen begründbar“.

Thalers Stellvertreter Axel Reiss (Grüne) war der einzige, der den Antrag befürwortete, CSU, SPD, die vier anderen Grünen, FW, Bürger für Eching, ÖDP und FDP lehnten ihn mit 23:1 Stimmen ab. Es sei „nicht direkt erkennbar, dass die Gemeinde von dem Studium einen konkreten Nutzen hat“, argumentierte SPD-Sprecher Herbert Hahner. Zudem sei es üblich, Fortbildungen vorab genehmigen zu lassen, nicht im laufenden Betrieb.

Josef Riemensberger (FW) verwies auf das klare Votum der Kommunalaufsicht. Die darin geforderte Ausnahmesituation sei „ganz offensichtlich nicht gegeben“. Für Michaela Holzer, Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft Bürger für Eching, Echinger Mitte und ÖPD, habe es keinen Sinn mehr, jetzt noch über eine derartige Förderung zu sprechen, wenn Thalers Amtszeit im April 2026 ende.

Thaler hatte in seinem Schreiben freilich angeboten, eine Vereinbarung zu unterzeichnen, wonach er Geld zurückzahle, wenn er nicht mehr zwei Jahre nach Erhalt im Amt bleibe. Das würde dann eine erneute Kandidatur plus Wiederwahl einschließen.

CSU-Sprecher Georg Bartl erinnerte neben diesen formalen Argumenten an „die moralische Sache“. Angesichts der Vorfälle um den Bürgermeister, der unter anderem vor zwei Jahren den Gemeinderat öffentlich seiner Verachtung versicherte, und der anhängigen Klage des Gemeinderates gegen ihn sei das „in keinster Weise zu genehmigen“. Es sei „sehr mutig, dass er diesen Antrag stellt“, wunderte sich Bartl.

Am unverblümtesten kanzelte Heinz Müller-Saala (FDP) den Antrag ab. Es sei „eine Unverschämtheit, dass sich der Bürgermeister in dieser Form noch bereichern will“, wetterte er, „er hat uns schon so viel Geld gekostet“.

Nach eigenen Angaben nutze Thaler ausschließlich Urlaubstage und Freizeit für den Unterricht: „Meine Arbeitsleistung ist durch das Studium nicht eingeschränkt – weder quantitativ noch qualitativ.“ Auch Geld ausgegeben habe die Gemeinde bislang nicht, hieß es aus der Verwaltung.

Das Studium bringe „einen großen Mehrwert für meine tägliche Arbeit im Rathaus und mit externen Partnern mit sich“, betont der Bürgermeister. Die dort verhandelten Themen seien „für eine moderne, zukunftsweisende Gemeindeentwicklung absolut relevant und essentiell“.

Gerade im Umgang mit der Wirtschaft ermögliche die Ausbildung „eine Verhandlungsposition auf Augenhöhe, denn viele Geschäftsführer wissen es zu schätzen, wenn sie auf kommunaler Seite einen fachlich versierten Partner vorfinden, der ihre Belange sowie wirtschaftliche Zusammenhänge versteht“.

Thaler versichert, er habe das Studium ausschließlich aus eigener Kasse finanzieren wollen, aber „aufgrund extremer nicht planbarer finanzieller Sonderbelastungen in den letzten Monaten“ sei ihm das „nicht mehr möglich“. Im Schlusssatz deutet er sogar an, dass er ohne Unterstützung der Gemeinde das Studium „aus finanziellen Gründen nicht zu Ende führen könnte“.

4 Lesermails

  1. Heute haben wir kein Foto für den Sebastian. Und in Zukunft hoffentlich auch nicht mehr. Zu mehr reicht es auch nicht.

    Allein auf die Idee zu kommen, einen Zuschuss anzufragen, traut sich nur Herr Thaler. Jeder Mensch mit Anstand und natürlicher Vorbildfunktion hätte es sich verkniffen.

    Ich glaube, das beantwortet auch die Forderung von Dir, lieber Christoph (Reindl), dass hier nichts zu erwarten sein wird.

    Um bei Falco zu bleiben: „Die ganze Welt dreht sich nur um mich, denn ich bin nur ein Egoist.“

  2. Endlich einmal beruhigende Nachrichten aus dem Gemeinderat!

    Offensichtlich haben die allermeisten Mitglieder dieses Gremiums endlich begriffen, dass Sebastian Thaler die Gemeindekasse als Selbstbedienungsladen benutzen will, ja, bereits benutzt hat.

    Bleiben drei Fragen:

    1.) Wieso glaubt Thaler, dass ein weiteres Studium für seinen Bgm.-Job notwendig wäre? Schließlich unterschreibt er alle Schriftstücke mit „Sebastian Thaler – Dipl.-Kaufmann (Univ.)“. Reicht dieser akademische Abschluss nicht für ein Bürgermeister-Amt?

    2.) Hat Herr Thaler tatsächlich mit einer mehrheitlichen Befürwortung seines Antrags im Gremium gerechnet? Falls ja: absoluter Realitätsverlust beim (Noch-)Bürgermeister.

    3.) Wie begründet Thalers Stellvertreter Axel Reiß (B.90/Die Grünen) seine Befürwortung von Thalers Antrag? Soll das etwa ein aktiver Beitrag des 2. Bürgermeisters sein, damit sich potentielle Grünen-Wähler kopfschüttelnd von dieser Partei abwenden (immerhin kandidiert Echings 3. Bgm., Leon Eckert, erneut für ein Grünen-Bundestagsmandat am 23.03.25)? Ich glaube, dass Axel Reiß seiner Partei gestern einen Bärendienst erwiesen hat.

    Beruhigend, dass die Abstimmung gestern mit klaren 23:1 Stimmen gegen Thalers Begehren erfolgte. Unberuhigend hingegen ist, dass Thaler immer noch im Amt ist.

  3. Danke an die Gemeinderäte!

    Nun bleibt abzuwarten, ob Herr Bürgermeister Thaler ein weiteres Mal seine Rechtsberater und in der Folge die Gerichte beschäftigen wird, weil er sich als benachteiligt im Sinne des AGG sieht. Streitsam kennt man ihn ja inzwischen bereits.

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