Der kräftige Nachschlag bei den Erschließungskosten für das Baugebiet Eching-West beruht offenbar auf einem Fehler bei der ursprünglichen Kostenschätzung. Gegenüber der 2019 zugrunde gelegten Schätzung stiegen die jetzt erwarteten Kosten um fast 18 Prozent, 104,40 statt 88,68 Euro je Quadratmeter.
Offenbar aber war die faktische Kostensteigerung überhaupt nicht dramatisch – nur die 2019 versprochene Schätzung lag meilenweit daneben. Mit ihr waren die Bauherrn aufs Glatteis geführt worden.
Das nahezu zeitgleich abgewickelte Neubaugebiet am Mühlenweg in Dietersheim war auf Erschließungskosten von 132 Euro je Quadratmeter berechnet worden, tatsächlich abgerechnet wurden 96 Euro. Für das etwas zuvor erschlossene Baugebiet östlich der Böhmerwaldstraße waren 119 Euro kalkuliert, zu erwarten sind jetzt 106 Euro.
Konjunktur und Entwicklung der Baukosten aber hätte alle Baugebiete gleichmäßig treffen müssen. Zudem ist schwer nachvollziehbar, warum ein Baugebiet so deutlich günstiger kalkuliert werden konnte als die beiden anderen.
Im Gemeinderat erwähnte Bürgermeister Sebastian Thaler nun, dass es mit Datum wenige Tage vor der festgelegten Kostenschätzung von 88,68 Euro eine Schätzung auf 102 Euro Erschließungskosten gegeben habe. Auf dieser Basis hätte das reale Abrechnungsergebnis von 104 Euro fast auf den Euro gestimmt, jedenfalls wären die Eigentümer nicht mit horrenden Nachzahlungen belastet.
Warum aus dieser Schätzung in den amtlichen Kaufverträgen dann 88 Euro wurden, konnte bislang nicht nachvollzogen werden. Das sei „ein Fehler aus meiner Sicht“, räumte der Bürgermeister ein, ohne allerdings zu lokalisieren, wo und warum er aufgetreten sein könnte.
Die Gemeinderäte sollen nun alle Unterlagen zur Einsicht bekommen, um hier Ursachenforschung betreiben zu können. Den Vorschlag von Georg Bartl, vor einer Klärung die Erschließungsbeträge nicht final festzusetzen, lehnte der Gemeinderat mit 18:5 Stimmen ab. Bei einer weiteren Verzögerung würde eine Preisbindungsfrist einer beteiligten Firma auslaufen, hieß es aus dem Rathaus, was die Kosten weiter verteuern würde.
Zudem könne die Ursachenforschung der offenkundig verfehlten Schätzung keinen Einfluss auf die finalen Erschließungskosten haben, da die immer nach realen Ausgaben berechnet werden müssten. Zumindest hätte man innerhalb der fünf Jahre zwischen Schätzung und der Erkenntnis der realen Kosten „früher informieren müssen“, rügte Bartl.
Als Hilfe für die Bauherrn verständigte sich der Gemeinderat mit 21:2 Stimmen darauf, das im Baugebiet noch ausstehende Teilstück, auf dem die Gemeinde eine Kindertagesstätte errichten will, aus dem Erschließungs-Komplex auszuklammern. Damit können jetzt finale Bescheide an die Bauherrn erstellt werden. Eventuelle Kostensteigerungen auf den letzten Metern gingen dann ausschließlich zu Lasten der Gemeinde.