‚Brass Wiesn‘ nachhaltiger und mit Fixpreis

Die “Sonnenrot GmbH” als Veranstalter der „Brass Wiesn“ und die Gemeinde haben für weitere fünf Jahre einen Vertrag unterzeichnet, der die “Brass Wiesn” an Eching bindet. Er sei “sehr glücklich”, schwärmte “Sonnenrot”-Chef Alexander Wolff (im Bild re.), “wir fühlen uns in Eching einfach sehr daheim”.

Und auch die Gemeinde habe “die ‘Brass Wiesn’ hier halten wollen”, bekannte Bürgermeister Sebastian Thaler, man habe sich mit dem neuen Papier auf eine “ziemlich sinnvolle Vereinbarung” verständigt. Die weit über die Regionsgrenzen populäre Veranstaltung sei doch “ein schönes Aushängeschild für eine Gemeinde”.

Im neuen Vertrag ist festgeschrieben, dass während der fünf Jahre das Anwohner-Ticket dauerhaft 89 Euro kosten wird. Die letzte, drastische Preiserhöhung nach der Pandemie war am Ort sehr sauer aufgestoßen. Das Kinder-Ticket unter 14 wurde auf 22 Euro reduziert.

Im Vertrag stehen nun 16.000 Besucher als Richtgröße. Die “Brass Wiesn” hatte schon an die 20.000 Fans angezogen und die Veranstalter visierten – vor der Pandemie – die 30.000 an. Für 2024 war schon die Bremse angezogen und nur mehr rund 15.000 Besucher eingelassen worden.

Nach zuletzt immer massiveren Bedenken am Ort, transportiert im Gemeinderat, hat der Vertrag einen Extra-Anhang zur Nachhaltigkeit bekommen. Wolff versicherte, diese Maßnahmen würden der “Brass Wiesn” nicht aufgedrückt, sondern lägen im ureigenen Interesse des Veranstalters.

Allerdings warb er im Zweifel auch um etwas Geduld, da er den einzig gangbaren Weg zu einer Verbesserung in einer allmählichen Überzeugung des Publikums sehe. So sei man bereits dabei, durch Hinweise und Vorgaben den Lärm aus den Lautsprechern in den Zeltlagern und den Campingbussen zu reduzieren.

Die Minimierung des privaten Begleitprogramms aus den mobilen Boxen sei bei der letzten “Wiesn”-Auflage “noch nicht ganz so einfach” gewesen, räumt Wolff ein, er setzt aber weiter auf Dialog und Überzeugung: “Das wird merkbar immer mehr greifen”.

Das Müll-Aufkommen habe man durch stete Hinweise, flankiert durch strikte Entsorgungsregeln, schon reduzieren können, betont er: “Das Publikum ist dankbar für solche Hinweise, die machen da auch mit.” Nachhaltigheits- wie auch Sicherheitskonzept sollen ein fortlaufender Prozess werden, so die gemeinsame Vorstellung von Rathaus und “Sonnenrot”.

Im Festivalgelände wird es heuer Mehrwegbecher geben, Strohhalme sind verboten. Überprüft wird eine biologische WC-Reinigung. Der Backstage-Bereich wurde so reduziert und verschoben, dass die hiervon betroffene Blühwiese zu etwa zwei Dritteln unberührt bleiben solle.

Die Wiederherstellung der durch das Festival ramponierten Flurwege war zuletzt von der Ortsgemeinde der Landwirte bei ihrem Lammessen kritisiert worden. Hier kündigte der Bürgermeister an, dass es wieder Begehungen mit den Landwirten geben werde und eventuelle Beschwerden verfolgt würden.

Für die anstehende “Wiesn” vom 31. Juli bis 3. August sind bereits 9500 Tickets verkauft. Der online-Handel läuft bereits, auch Anwohnertickets gibt es schon unter brasswiesn.de.

Weiterhin zahlt “Sonnenrot” – jenseits der Morgengabe der verbilligten Anwohnertickets – keine Pacht, auch die neuen Wasseranschlüsse muss die Gemeinde finanzieren. Thaler verteidigte diese Praxis. Man müsse doch “den ideellen Wert so eines Ereignisses stärker erkennen”.

Es gebe Städte, die sogar dafür bezahlten, derart bedeutende Events ausrichten zu können. Eching werde in breiter Wahrnehmung sogar schon mit der “Brass Wiesn” identifiziert, schilderte er.

Ein Lesermail

  1. Sie haben es geschafft. Die Gemeinde und die Brass Wiesn, also die Sonnenrot GmbH, kuscheln wieder.

    Ein Kuschelgeschenk gibt es auch. Auf fünf Jahre preislich festgeschriebene Anwohnertickets und das Versprechen des Sonnenrot-Chefs Alexander Wolff, dass die Wiesn nachhaltiger und auch der Lärmschutz, vor allem für die Zeit nach den offiziellen Veranstaltungen und in den Morgenstunden, noch besser kontrolliert wird.

    Jetzt wird es schwierig. Die Platzordnung der Brass Wien, im Internet nachzulesen, verbietet auf dem gesamten Festivalgelände unter anderem Musikanlagen, PA-Systeme und selbstgebaute „Boom boxen“. Auf eine schriftliche Anfrage beim Veranstalter, was zum Festivalgelände gehört, wurde mir ein Lageplan zugesandt. Demnach gehören Camping- und Wohnmobilplätze nicht zum Festivalgelände. Dort ist es also möglich, die Dinge zu nutzen.

    Allerdings gibt es da unter Punkt 8 der Platzordnung nur die Erlaubnis, kleine Musikanlagen auf den Camping- und Wohnmobilplätzen unter Auflagen zu betreiben. Was ist jetzt mit den großen Anlagen? Warum dürfen die zwar da sein, aber nicht betrieben werden? Im letzten Jahr wurden sie betrieben.

    Nachhaltigkeit und Mülltrennung: Nach der Brass Wiesn glichen Teile des Geländes einem unsortierten Wertstoffhof. Der Veranstalter entsorgt auf seine Kosten, ebenfalls unsortiert.

    Bei anderen Festivals, wie beispielweise „Rock am Ring“, ist es u. a. nicht zulässig, „Sessel und als Sperrmüll identifizierbare Gegenstände“ mitzubringen (rock-am-ring.com/info#u1092–do-s-and-don-ts).

    Ich kann mir vorstellen, dass ein konsequent verfolgtes Verbot von großen Musikanlagen und Möbeln dazu beitragen würde, dem Veranstalter Geld (Entsorgung) und den Anwohnern Nerven (Lärm) zu ersparen. Das sollte doch ohne großen Aufwand möglich sein.

    Gisela Duong

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