Umsteuern statt Bezugsfälle fortschreiben

Wie weit ist Nachverdichtung in bebauten Siedlungen sinnvoll? Während das Rathaus grundsätzlich unterstützt, Wohnraum in bestehenden Strukturen zu vermehren, überspannte nun ein Projekt an der Siedlerstraße die Toleranz des Gemeinderats.

Dort soll auf einer Parzelle der einstigen Siedlerhäuschen der Nachkriegszeit ein Wohnblock mit neun Wohnungen entstehen. Alle schon zur Nachverdichtung eingerichteten Vorgaben des einschlägigen Bauleitplans werden damit überschritten; die zulässige Baufläche um fast 30 Prozent, die Baugrenzen in drei Himmelsrichtungen um jeweils gut drei Meter, die Gebäudehöhe um zwei Drittel.

Allerdings gibt es für alle Einzelprobleme bereits Bezugsfälle in der Umgebung. Und der Gemeinderat hatte als Richtschnur für die Siedlung auch schon mal erlaubt, Überschreitungen der Baufläche um bis zu 30 Prozent erlauben zu wollen. Entsprechend empfahl das Gemeindebauamt die Genehmigung.

CSU und Grünen gingen im Bausschuss des Gemeinderats die aktuellen Pläne aber dennoch zu weit. Die Gemeinde habe sich ein Entwicklungsprogramm gegeben, dass maßvolle Nachverdichtung definiere, und ebenso Klimaschutzrichtlinien, in denen Grünzüge und Windschneisen beschrieben seien, erinnerte Georg Bartl; ein derartig überdimensionierter Baukörper konterkariere das alles.

Stets auf Bezugsfällen aufzubauen, sei ein untaugliches Rezept, um etwas zu verändern, argumentierte Axel Reiß. Wenn man die Empfehlungen klimagerechten Bauens umsetzen wolle, müsse man frühere Entscheidungen auch neu bewerten.

Mit 6:4 Stimmen lehnte der Ausschuss die Pläne ab. Das Bauamt soll mit dem Bauherrn über mögliche Korrekturen verhandeln.

Ein Lesermail

  1. Diese umsichtige Entscheidung hätte ich mir als Anrainer des Bauprojektes Egerländerstr. 3 auch gewünscht.

    Auch hier stand ein freistehendes, kleines Einfamilienhaus. Jetzt entsteht hier ein teilweise vierstöckiger Baukomplex mit 21 Wohnungen und nur 17 Stellplätzen in der Tiefgarage. Die Tiefgaragenausfahrt wurde in die Spielstraße ohne Gehwege verlegt.

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