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ORTSGESCHEHEN

Lesermail zum Artikel: 'Baut Eching am Kammerberger Windrad mit?'

Eine Beteiligung der Gemeinde Eching an Projekten zur regenerativen Energieerzeugung ist m.E. grundsätzlich zu begrüßen. Jetzt das große ABER zur geplanten Beteiligung am Windrad-Projekt der Bürger-Energie-Genossenschaft Freising e.V, welches in der Nähe von Kammerberg errichtet werden soll:
1.) Die Bürger-Energie-Genossenschaft Freising e.V. schreibt in ihrem Werbeprospekt für dieses Projekt, dass die Möglichkeit eines Totalverlustes der investierten Einlagen nicht ausgeschlossen werden kann (zu diesem Hinweis sind sie auch verpflichtet). Die mögliche Beteiligung soll zunächst bevorzugt durch Bürger in und um die Gemeinde Kammerberg erfolgen, so der Prospekt. Tatsächlich haben bisher allerdings erst weniger als 2 % der Kammerberger Bürger Anteile gezeichnet.
Wenn man Presseberichten Glauben schenken darf, verfügt die Bürger-Energie-Genossenschaft Freising (noch) nicht über ein sonderlich stabiles Finanzpolster. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Projekt mangels Bürger-Interesse und Finanzkraft der BEG-FS gar nicht realisiert werden kann, ziemlich hoch. Wenn die BEG-FS in ihrem Prospekt, welches alle Gemeinderatsmitglieder (wohl vor der GR-Sitzung) erhalten haben, schon auf das Risiko eines möglichen Totalverlustes der eingezahlten Gelder hinweist, verbietet sich eine Beteiligung der Gemeinde Eching m.E. von selbst: spekulative Anlagen der öffentlichen Hand sind gem. Bayerische Gemeindeordnung per sé verboten. Und zwar egal, wie hoch die Spekulationssumme sein soll.
Da war die Ablehnung der Gemeinderäte Otmar Dallinger (FW) und Günter Zillgitt (CSU) nur logisch und konsequent. Ich hoffe sehr, dass die Kommunalaufsicht in Freising das genauso sieht wie Otmar Dallinger, Günter Zillgitt und ich.
2.) Die Medien berichten momentan viel über den sog. "Energie-Dialog" der bayrischen Staatsregierung. Hier geht es um zukünftige Versorgungskonzepte für die bayernweite sichere Versorgung mit elektrischem Strom. Es gibt konkrete Planungen von Netzbetreibern für zwei Hauptstromtrassen: Nord-Süd-Leitung (von Norddeutschland kommend) sowie die sog. Sued-Link (von Ostdeutschland kommend). Wegen zahlreicher Bürgerproteste, vor allem von mehreren Bürgerinitiativen aus der Rhön und aus Gersthofen (Schwaben), werden diese beiden eigentlich von der Planung schon nahezu abgeschlossenen Trassen jetzt möglicherweise doch nicht kommen (die bayrische Wirtschaftsministerin sagte vor zwei Wochen öffentlich: "Es wird zwei Stromtrassen minus X geben").
Wenn man jedoch berücksichtigt, dass es im Norden und auch im Osten der Republik mittlerweile durch Windkraft erzeugten Strom im Überfluss gibt, so stellt sich die Frage, ob es überhaupt grundsätzlich einen Sinn macht, wenn bald nahezu jede Gemeinde in Bayern ihr eigenes "Vorzeige"-Windrad errichtet. Im Prospekt der BEG-FS steht auch eine konkrete Zahl zur erwarteten durchschnittlichen Windgeschwindigkeit in Kammerberg: 5,9 m/Sek. Dieser prognostizierte Durchschnittswert würde einem Betreiber einer Windkraftanlage in Norddeutschland allenfalls ein mildes, müdes Lächeln entlocken: dort sind die Durchschnittswerte deutlich höher (Stichwort: Windhöffigkeit).
Ich war als Zuhörer bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag dabei und ich habe die - entschuldigen Sie, liebe Gemeinderäte, bitte meine deutliche Ausdrucksweise - Diskussion im Gemeinderat einfach nur als kleinkariert und als vollkommen an der Sache vorbei empfunden. Die dringend erforderliche Energiewende kann m.E. nur mit der Realisierung der geplanten Stromtrassen gelingen. Wobei lokale, dezentrale Projekte (Windräder, Solarparks, Biogasanlagen) auch ihren sinnvollen Beitrag zum Ausstieg aus der Atom- und Braunkohle-Energie leisten können (müssen).
Es ist also in erster Linie eine Aufgabe der bayrischen Staatsregierung, hier bald für Klarheit zu sorgen. Aber solange der "Eiertanz" zwischen Ilse Aigner (CSU) und Horst Seehofer (CSU) nicht beendet ist, würde zumindest ich keinen einzigen Cent in ein Windrad in Oberbayern investieren. Und zwar unabhängig davon, dass ich grundsätzlich nicht spekulativ anlegen würde.
Guido Langenstück
 
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