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ORTSGESCHEHEN

Echinger Aborigines, Querflöten im Fluchtweg und ein Rathausneubau umsonst

Echinger Aborigines, Querflöten im Fluchtweg und ein Rathausneubau umsonst

Die besten Sprüche von "Bruder Musikus" (alias Günter Lammel) beim Starkbierfest des Musikvereins St.Andreas (im Bild mit Bürgermeister Josef Riemensberger/li. und dem Vorsitzenden des Musikvereins, Alex Frieß/re.):

Bei der Vernissage zur Ausstellung „Magie der Farben“ sagte unser Bürgermeister den bemerkenswerten Satz: „Gibt es etwas Schöneres als Farben, die zueinander finden“. Da kam mir der neue Gemeinderat in den Sinn, der seit Mai letzten Jahren wesentlich bunter geworden ist. Ja, ich weiß, schwarz bleibt schwarz und ist im Übrigen auch keine Farbe. Rot war schon immer Rot, auch wenn der Wahlprospekt in Blau gehalten war. Grün ist neu. Blau-Gelb ist im Gemeinderat weg, auch wenn Herr Müller-Saala heute im Saal sitzt. Die Freien Wähler wählten Orange/Grün, die Bürger für Eching nahmen Grün/Violett und weiße Arztkittel (oder waren es Kochhemden) für ihre Werbung und die Echinger Mitte setzte Königsblau auf einen ansonsten farblosen Untergrund.

Beim Ehepaar Zillgitt weiß man ja nie, schreiben sie für die Presse, sind sie gerade in einer kleinen Fraktions­besprechung, treten sie für den Lions-Club an die Öffentlichkeit oder arbeiten sie für die private Kunstförderung.

Unser neuer Dirigent Michael Werner ist ja nebenbei auch studierter Schlagzeuger (wie im Bild li. zu sehen). Zusätzlich zum Kombinierten, der großen Trommel, den kleinen Trommeln, dem Becken, der Triangel, dem Glockenspiel, dem Xylophon, dem Vibraphon, den Röhrenglocken, dem Woodblock, den Agogobells, den Kastagnetten, dem Tamburin, den Fingerzimbeln und den beiden vorhandenen Pauken sollen zwei weitere Pauken, ein Gong und eine große Konzert-Trommel angeschafft werden. Wenn dann der Dirigent auch noch sein Marimbaphon mitbringt, das er im Übrigen ausgezeichnet beherrscht, dann ist die für Konzerte dieser Größen­ordnung ohnehin nicht ausreichend dimensionierte Bühne mit dem Schlagwerk bereits voll. Die übrigen Musiker müssten demzufolge im Parkett sitzen, und hoffentlich ragt dann keine Querflöte in einen der Fluchtwege.

Sauer war vor kurzem der Alex Frieß, dass ihn der Riemensberger Maxi nicht als Ersten von der geplanten Vermählung mit der Hörl Kathi informiert hat. Der hatte erst seine Folklore-Kapelle informiert und dann erst den Musikverein. Nur weil es der Alex bei seiner eigenen Hochzeit zuerst erfahren hat, weil er zufällig zugleich Vorsitzender des Musikvereins ist, muss das doch nicht immer so sein.

Die Kultur in Eching ist schon noch da, man findet sie nur immer seltener im Bürgerhaus. Die Echinger Vereine nützen das Haus zu selten. Was könnte die Ursache sein? Möglicherweise sind es die vielen Vorschriften und Regeln, die der Veranstalter beachten muss. Die Unterlagen für die Bürgerhausnutzung umfassen nicht weniger als 18 Seiten DIN A4: Mietvertrag, Nutzungsordnung, Allgemeine Geschäftsbedingungen und die Brandschutzordnung. In diesen Papieren ist zusammengefasst, was die Beschlüsse des Hauptausschusses, die Auflagen der Gemeinde, die Arbeitszeitregelung des Bürgerhauses, die Anordnungen des Landratsamts, die Versammlungsstättenverordnung, das Immissionsschutzgesetz, die Brandschutzverordnung, die Gesetze der Bayerischen Landesregierung, die einschlägigen Artikel des BGB und vermutlich auch noch die Verordnungen der Europäischen Gemeinschaft an Vorgaben enthalten. Vielleicht sollte jeder Gemeinderat mal die Nutzungsordnung und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen für das Bürgerhaus studieren, dann könnte er vielleicht verstehen, wie sich so mancher potentielle Nutzer fühlt, wenn er erfährt, wofür er alles verantwortlich ist und wofür er im Falle des Falles alles haften müsste.

Von den neuen Kindertagesstätten in Eching und Dietersheim hört man wenig, da passt anscheinend alles, und was nicht passt, wird ohne viel Aufhebens passend gemacht. Lediglich der Zaun beim Kinderhaus „Wunderland“ an der Unteren Hauptstraße in Eching erschreckt mich, so oft ich in die Gegend komme. Man hat den Eindruck, gleich fallen Schüsse wie bei einem Fort im Wilden Westen.

Gleich um die Ecke steht das Feuerwehrhaus. Darüber wird viel gesprochen und geschrieben. Einerseits schön, die Freiwillige Feuerwehr erfährt so die ihr gebührende Beachtung, andererseits ist es nervig, wenn man den Feuerwehrleuten, die jahraus jahrein unentgeltlich ihren Dienst versehen, ständig die Kosten für ein zweckmäßiges, den heutigen und künftigen Ansprüchen genügendes Domizil vorrechnet. Es ist müßig, hier in die Details zu gehen. Ich sage nur, es wären so manche Mehrkosten zu vermeiden gewesen, wenn die Handwerker, die Planer aber auch die Feuerwehr selbst ein besseres Augenmaß gehabt hätten. Und ich meine dies zum größten Teil durchaus wörtlich, dann hätte man sich bei den Fliesen nicht verrechnet, der Übergang von der Halle zum Hof würde passen und so manche Tür würde nicht über den Boden schleifen. Zollstock und Wasserwaage sowie ein gesunder Menschenverstand sind oftmals wichtiger als Laser-Entfernungsmesser und dreidimensionale Computeranimationen.

Wieviel Platz braucht man im künftigen Rathaus für ein zweckmäßiges Büro? Bewährt haben sich 25 Quadratmeter für ein bis zwei Arbeitsplätze. So manchem Gemeinderat erscheint dies zu viel. Den Vorschlag, die meisten Büros auf 20 Quadratmeter zu begrenzen, kann ich nicht gut heißen. Und zwar nicht deshalb, weil, wie der Herrn Langenstück in seinem Leserbrief in der echinger-Zeitung schreibt, sich die Angestellten in dem zu kleinen Käfig beißen könnten, sondern weil der Bürger seine Anliegen gerne etwas diskret vorbringen will, sich vielleicht sich auch mal hinsetzen möchte, um mit dem Sachbearbeiter „auf Augenhöhe“ verhandeln zu können, und etwas Platz für seine mitgebrachten Unterlagen benötigt. Das stelle ich mir unter einer bürgernahen Verwaltung vor - und nicht die körperliche Nähe in zu engen Büros.

Es ist schon doof, wenn der Zweite Bürgermeister Kaminkehrermeister ist und der Dritte Bürgermeister Heizungsbaumeister, wenn dann der Erste Bürgermeister vehement für einen Anschluß der öffentlichen Gebäude in der Ortsmitte an das Fernheizwerk Neufahrn eintritt. Der Dallinger Otti sprach in dem Zusammenhang von einer „langen Leitung“. Er meinte aber wohl das Rohr vom Neufahrner Industriegebiet bis in das Echinger Zentrum („Echinger Mitte“ sage ich jetzt bewusst nicht!).

Was wird nun aus dem noch nicht überplanten Teil des Hollerner Sees? Zwischen „naturbelassen“ bis hin zu Wellness-Oasen und breit angelegten Freizeitmöglichkeiten reicht die Palette an Wünschen. Meine Meinung hierzu: Bei der Größe des Sees wäre es doch paradox, nur strikt das eine oder das andere zu realisieren. Mein nicht ganz ernst zu nehmender Plan sieht eine Hotelanlage vor, wie man sie aus den Hochglanzprospekten kennt, mit Bettenburg, Swimmingpool, Tennisplätzen, Badestrand, Sauna, Wellness, bayerischem und internationalem Büfett von früh bis spät, Bars und Kneipen, Unterhaltungsprogramm mit Animateuren bis zum Abwinken. Darum herum ein Zaun, von Security Tag und Nacht bewacht. Dort können sich die Gäste fühlen wie auf einer einsamen Insel auf den Malediven oder in einer beliebigen Hotelanlage irgendwo auf der Welt. Vorteil: Man spart sich den teuren Flug, und jeder Euro bleibt in Eching. Außerhalb des Zauns bleibt der Strand „naturbelassen“. Hier können die Echinger Aborigines nach Herzenslust lagern und schwimmen, ganz gleich ob mit Lendenschurz oder ohne. Ihren Strand müssen sie aber selber sauberhalten, ihre Abfälle und leeren Flaschen selbst wegbringen, und wenn sie beim Grillen versehentlich ein Buschfeuer entfachen, müssen sie es auch in Eigenregie löschen. In dieses Outback kommt so schnell keine Feuerwehr!

Die finanziellen Mittel sind begrenzt, aber allein durch Verschieben, liebe Frau Dr. Irena Hirschmann, werden die Projekte auch nicht billiger. Wenn das so wäre, müsste der Rathaus-Um-, An- oder Neubau mittlerweile zum Nulltarif zu haben sein!

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