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ORTSGESCHEHEN

Gebäude widerstrebt den Planern

Mit den Dimensionen des geplanten Boardinghauses an der Hauptstraße können sich nicht einmal Büros anfreunden, die das Objekt nur in eine Planzeichnung überführen sollten. In einem bisher einzigartigen Vorgang haben sich gleich drei angefragte Planungsbüros geweigert, aus den Plänen des Bauherrn und dem heftig umstrittenen Gemeinderatsbeschluss dazu einen Leitplan für das Genehmigungsverfahren zu entwickeln. Die CSU stimmte daher dafür, den Plan gleich vom Bauherrn selbst erstellen zu lassen, was alle anderen Gruppierungen im Bauausschuss jedoch einhellig abwiesen.
Um die Dimensionen des Neubaukomplexes an der Einmündung Klosterweg in vier Gebäudeteilen mit zusammen 80 Zimmern hatte es heftige Debatten gegeben. Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) hatte den schließlich mehrheitlich angenommenen Zustimmungsvorschlag aller irgendwie denkbaren Aspekte städtebaulicher Ordnung entkleidet und nur gefordert, der Bau müsse gesetzliche Abstandsflächen einhalten.
Auf dieser Basis sollte nun der bestehende Bebauungsplan neu gefasst werden. Der langjährige Ortsplaner Joachim Hansen weigerte sich, diese Aufgabe zu übernehmen, da die Pläne "ortsplanerisch nicht gut gelungen" seien. Ein mit Hansen verbundenes Büro aus Dachau hat in der Folge ebenso den Auftrag ausgeschlagen wie zuletzt auch noch der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, ein kommunales Planungsbüro.
So entstand nun die Idee eines "vorhabensbezogenen Bebauungsplanes", den der Bauherr auf eigene Rechnung erstellen würde. Das weitere Genehmigungsverfahren liefe dann analog zur konventionellen Leitplanung unter Gemeindehoheit, also Einwände von Nachbarn oder Behörden könnten ebenso eingebracht werden und die Abwägung und Feststellung träfe ausschließlich der Bauausschuss. "Mit dem Instrument des vorhabensbezogenen Bebauungsplans sind keine Inhalte verbunden", versicherte der Bürgermeister.
"Augenwischerei" nannte das Anette Martin (SPD), "wir wissen doch alle, worauf das dann rausläuft". Nach ihrer Überzeugung werde das Rathaus bei einer Planung unter Federführung des Bauherrn "noch weniger Möglichkeiten haben, einzugreifen". Wenn selbst Planungsbüro auf dem Markt Honorare ausschlügen, um diese Pläne nicht zu verantworten, "sollte man ins Überlegen kommen", empfahl sie.
"Manche Ortsplaner haben noch nie selbst etwas gebaut", versetzte Riemensberger. Bei so einem großen Objekt gebe es eben Sachzwänge und die stelle er über Theorien der Ortsplanung, die meist "wenig Praxisbezug" hätten. Simon Schindelmayr (CSU) sagte, es helfe doch auch nicht, "einen Benauungsplan aufzustellen, den der Bauherr dann nicht umsetzen will". Wenn er mit einem vorhabensbezogenen Bebauungsplan in Vorleistung gehe, sei das immerhin "sein Risiko".
Einzig gegen die Stimmen der CSU wurde die Vergabe eines vorhabensbezogenen Bebauungsplans an den Bauherrn von SPD, FWG, "Bürgern für Eching" und Grünen mit 8:5 Stimmen abgelehnt. Jetzt soll ein konventioneller Leitplan erstellt werden, für den, um ausführende Büros zu finden, dann auch Modifikationen an den Bauherrenplänen vorgenommen werden.

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