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ORTSGESCHEHEN

Vom Kornschorsch, Kornlucki und dem ersten Telefon

Vom Kornschorsch, Kornlucki und dem ersten Telefon

Eine weitere Veränderung im altgewohnten Ortsbild wurde gerade an der Bahnhofstraße eingeleitet. Das Geschäftshaus, in dem jahrelang Bäckereien angesiedelt waren und zuletzt eine recht häufig wechselnde Nutzung, wurde mitsamt seinen ebenfalls bewohnten Nebengebäuden abgerissen. Ein örtlicher Bauträger erstellt dort eine Wohnanlage mit 18 Einheiten.
Einstmals eine Zimmerei, waren in dem Gebäude an der Straßenseite unter anderem eine Kneipe, zwei verschiedene Bäckereien, ein Schuhgeschäft und zuletzt ein Pizza-Service zuhause, dazu im Obergeschoss eine Krankengymnastikpraxis und mehrere Wohnungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war hier das erste Telefon Echings angeschlossen.
Das Anwesen stammte aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts und war über eine verwinkelte Familiengeschichte mit dem vor Jahren abgebrochenen Nachbarhaus verbunden. Um 1900 endete die Besiedlung der heutigen Bahnhofstraße etwa auf Höhe des heutigen Grasslhauses. Mit der Straße, die damals nach Günzenhausen führte, war der Ort nach Westen zu Ende, auf der Westseite stand lediglich etwas außerhalb noch das sogenannte Korn-Anwesen, benannt nach einer sogenannten Überrheiner-Familie, pfälzischen Religionsflüchtlingen, die sich um 1850 in Eching niedergelassen hatten; heute ist hier der "norma"-Markt.
1900 war das "Korn"-Anwesen von der Familie Pflügler bewohnt und wohl auf einem Acker der Familie auf der anderen Straßenseite baute der seinerzeitige Lehrer Franz Xaver Katzenmüller ein Haus für seine Tochter Philomena, die Georg (1) Pflügler heiratete; der Nachvollziehbarkeit halber sind die Georgs hier numeriert. Dieses Haus hatte in der Neuzeit die Hausnummer 10 an der Bahnhofstraße.
Das Paar bekam einen Sohn Georg (2). Ehemann Georg (1) verstarb 1924, worauf Philomena Katzenmüller, verwitwete Pflügler, den Bruder ihres verstorbenen Ehemannes heiratete, Ludwig Pflügler. Mit der Eheschließung ihres Sohnes Georg (2) aus erster Ehe 1929 übernahm der mit seiner Ehefrau Rosa das Anwesen und Philomena und Ludwig Pflügler zogen nebenan auf das Anwesen, das dieser Tage abgerissen wurde, nach moderner Numerierung die Bahnhofstraße 12 (im Bild unten aus dem Gemeindearchiv im Jahre 1956).
Offenbar wurde es zwischen 1900 und 1929 errichtet. In den ansonsten penibel korrekten Akten des langjährigen Gemeindearchivars Georg Kollmannsberger sind die verwinkelten Verwandschaftsbeziehungen zwischen Hausnummer 10 und 12 nicht immer stringent. Gemeindearchivar Günter Lammel hat mit Unterstützung diverser Nachkommen der Familien die Zusammenhänge nun rekonstruiert.
Vollends verwirrend wurde es nämlich, als das Ehepaar Ludwig und Philomena Pflügler im Haus Nummer 12 den kleinen Sohn Georg (3) aus dem Haus Nummer 10 annahmen und aufzogen, Philomenas Enkel, der Sohn ihres Sohnes Georg (2) aus erster Ehe. Das Kind war krank und die Großeltern pflegten es und adoptierten es schließlich, nachdem ihre Ehe kinderlos geblieben war; ein seinerzeit bewährter Vorgang, um das Erbe zu sichern.
So gehörte Haus Nummer 10 nun Georg (2), dem Sohn Philomenas aus erster Ehe, und Haus Nummer 12 Georg (3), dem Enkel Philomenas aus der ersten Ehe und gleichzeitig adoptierten Sohn in zweiter Ehe, alle drei Generationen mit Namen Georg.
Mit der Übernahme durch den ersten in der Reihe dieser Georg (1) Pflügler erhielt das Anwesen, zunächst die heutige Hausnummer 10, den Hausnamen "Kornschorsch". Dieser wurde dann gelegentlich auch auf Nummer 12 angewendet. Der "Kornlucki" war hingegen wohl kein Hausname, sondern eher der Rufname für den Ludwig Pflügler in der ersten Generation auf Haus Nummer 12. Philomena Pflügler hatte im Haus Nummer 12 den ersten Telefonanschluss Echings, der seinerzeit über Jahre vom gesamten Ort genutzt wurde. Sie starb 1966.
 

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