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ORTSGESCHEHEN

Gläserne Suite für den Bürgermeister

Gläserne Suite für den Bürgermeister

Auch wenn er am neuen Rathaus keinen inhaltlichen Sinn mehr hat, bleibt der Erker in Richtung Hauptstraße erhalten. In der 1972 geschaffenen Architektur ragt mit dem Vorsprung im ersten Obergeschoss der gläserne Sitzungssaal des Gemeinderats sinnbildlich in den Ort hinaus. Als Gliederungselement der Fassade und als Reminiszenz ans alte Rathaus hat der Gemeinderat in einer einmal mehr hauchdünnen Kampfabstimmung für die Beibehaltung des Gestaltungselements votiert.
Die Architekten und Teile des Gemeinderats hatten den Vorbau abreissen wollen. So würde aus ihrer Sicht die ansprechendere Fassade entstehen. Inhaltliche Auswirkung der Entscheidung ist, dass durch die exponierte Höhe des bisherigen Sitzungssaales von vier Metern die Räume darüber nicht Normhöhe erreichen und so nur als Archiv für's Bauamt genutzt werden können. Bei einem Abriss hätte die Decke auf Normmaß gesetzt werden können, wodurch im zweiten Obergeschoss drei Büroräume entstanden wären.
Wo bisher dem Sitzungsaal die ideell exponierte Stellung eingeräumt worden war, liegt in der neuen Architektur mehr zufällig Büro, Vorzimmer und Besprechungsraum des Bürgermeisters, was nun durch die nachträglich aufgepfropfte Gestaltung exponiert und ins gläserne Schaufenster gestellt wird. Durch die Ausbuchtung der Zimmerfluchten aus dem üblichen Raster des neuen Hauses in den Erker des bisherigen Sitzungssaales erhält der Bürgermeister nun eine 40 Quadratmeter große Suite in exponierter Lage mit Vollverglasung.
Bürgermeister Sebastian Thaler lehnte das rundheraus ab. Vier Meter hohe und übergroße Räume und dafür im Obergeschoss in bester Südlage Archivräume, "das ist nicht vertretbar", schimpfte Thaler. Mit 12:11 Stimmen setzte der Gemeinderat aber den Erhalt des Erkers durch. Im Gegensatz zur bisherigen Form wird er in der Neuplanung auch noch ins Erdgeschoss gezogen und so bis zum Boden verlängert.
In einer weiteren Streitfrage entschied das Gremium mit 15:8 Stimmen, den Vorsprung auch noch exponiert zu gestalten und aus dem üblichen Fassadenschema zu spríngen. Als gestalterisches Komplementär zu dem "Rahmen" um den Bürgermeisterkomplex im Westteil, erster Stock, wird im Ostteil der Fassadenfront eine identische "Einrahmung" bei einem Besprechungsraum im zweiten Obergeschoss vorgenommen.
Drei weitere Rahmen erhalten die drei Eingänge an allen drei offenen Himmelsrichtungen. Einen Haupteingang wird es nicht mehr geben, alle drei Eingänge von Hauptstraße, Bürgerplatz und aus der Richtung der alten Kirche sind gleich groß und gleichberechtigt. Das Foyer wurde umgestaltet, so dass auch alle drei Eingangsbereiche die gleiche Perspektive zum zentralen Treppenhaus haben.
Die neue Fassade setzt im Gegensatz zu der bisher beschlossenen Variante stärkere Akzente in den Obergeschossen und hält sich dafür im Erdgeschoss zurück. Die Büros erhalten auf drei Etagen breite Fensterfronten. Die 1,60 Meter breiten vertikalen Stege dazwischen werden mit Platten in unterschiedlichen Braun- und Goldtönen belegt.
Die Grafik der Gemeinde zeigt die finale Ansicht von der Hauptstraße her. Der verglaste Vorsprung links ist das Bürgermeisterbüro, darunter der Ausbau des Erkers über das Erdgeschoss. Der zweite "Glaskasten" rechts ist ein Besprechungszimmer.

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