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ORTSGESCHEHEN

Lesermail zum Artikel: 'Neuer Schwung in alten Schlachten?'

Lieber Herr Bachhuber,
Ihr Ratschlag an Bürgermeister Thaler, den neuen Schwung jenseits der „alten Schlachten“ – Rathausumbau, Baugebiet Böhmerwaldstraße - zu zeigen, ist sicher wohlmeinend, aber wie nahe ist er an der Wirklichkeit?
Herr Thaler hat bei seinem Amtsantritt diese Projekte, auch das Projekt Hollerner See, vorgefunden. Nicht als ausgeplante Projekte, die auf der Grundlage eines breiten Konsenses im Gemeinderat nur noch umzusetzen wären. Vielmehr als Projekte, bei denen der Dissens – Umbau oder Neubau des Rathauses, Berücksichtigung des Bürgerplatzes, aber wie?; großzügige Doppelhaushälften oder mehr Reihenhäuser etc. – noch sehr virulent war.
Nun sind das Projekte, die einmalig und für die Gemeinde äußerst wichtig sind. 14 Mio. für den Umbau des Rathauses, das wir alle dann ein halbes Jahrhundert haben; nach langen Jahren wieder ein großes Wohnbauvorhaben in Eching, auf dem einzigen Areal, das der Gemeinde gehört, das also erlaubt, unmittelbar dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Und, nicht zu übersehen: Das Management dieser Projekte wird so oder so von Bürgermeister Thaler organisiert und verantwortet werden. Erfolg wie Misserfolg werden auch Jahre, Jahrzehnte später ihm und seiner Amtszeit zugerechnet. Und nicht den jetzigen Fraktionsvorsitzenden von CSU oder FWG.
Mir scheint völlig normal, ja zwingend, dass sich ein neuer Bürgermeister da reinkniet. Und dabei versucht, seine Positionen noch einzubringen, die er auch im Wahlkampf deutlich gemacht hat und derentwillen er wohl auch gewählt worden ist. Ergänzend, modifizierend, auch korrigierend und sehr kompromissbereit.
Sicher hätte Herr Thaler es viel leichter, wenn er, wie Sie vorschlagen, „auch mal was Neues macht“, also sich unbeschwert von diesen Aufgaben dem Radwegenetz, der Öffentlichkeitsarbeit oder der Wirtschaftsförderung zugewandt hätte. Dann müsste er sich – da bin ich ganz sicher- auch nicht sagen lassen, er hätte da „noch nicht den leisesten Akzent“ gesetzt.
Aber was hätten dann die Bürgerinnen und Bürger gedacht, was wäre dann geschrieben worden? Vielleicht: Der Bürgermeister drückt sich, warum packt er nicht die großen Aufgaben an, über die der Gemeinderat schon seit Jahren diskutiert, mit durchaus gemischten Ergebnissen? Die endlich mal vorwärts kommen müssen?
Die Linie von CSU und FWG (mit geringen, aber bemerkenswerten Widerspruch auch in den eigenen Reihen) – „wir haben alles richtig gemacht, es muss so weiter gehen“ – wird am deutlichsten am Projekt Hollerner See widerlegt. Das ist nach meiner Meinung das Projekt, in dem der größte öffentliche Nutzen gestiftet werden kann, ein schönes Naherholungsgebiet für unsere ganze Region. Wenn es gelingt. Aber: Hier fehlen offensichtlich grundlegende Entscheidungen des Gemeinderates, so z. B. ob nun eine See-Sauna oder ähnliches kommen soll oder nicht.
Dissens allenthalben. Es sind Plangutachten in Auftrag gegeben worden, die nichts nützen, auch weil sie formal gar nicht verwendet werden können, ohne sie erneut zu bezahlen. CSU und FWG im Gemeinderat stellen nun den Antrag, alles, gegen die eigenen Beschlüsse, rückgängig zu machen und einem Architekturbüro zu geben. Also ist offensichtlich allen klar, dass die Sache bisher so unzureichend bearbeitet worden ist, dass mit dem „weiter so“ gar nichts geht. Nach 10 Jahren der Befassung mit dem Thema.
Aber wir haben jetzt ja einen neuen Bürgermeister. Das gibt Hoffnung. Warum fällt es manchen so schwer, anzuerkennen, dass in Eching gerade jetzt, nach Jahren, viele ganz wichtige Projekte richtig in Gang kommen (müssen), Wohnungsbau, Rathaus, Hollerner See, Gestaltung der Ortsmitte? Und dann sicher auch Radwegenetz, Wirtschaftsförderung und andere?
Gibt nicht die Bürgermeisterwahl von 2016 mit dem klaren Sieg von Sebastian Thaler der Gemeinde und dem Gemeinderat nun die Chance, mit frischen Schwung und Ideen vieles aufzugreifen? Gemeinsam? Schön wäre es, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger.
Dr. Werner Schefold
 
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