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ORTSGESCHEHEN

Leben ohne Hass ist schöner

Leben ohne Hass ist schöner

Vor rund 215 Schülern der Jahrgangsstufen 9 und 11 des Oskar-Maria-Graf Gymnasiums erzählte der 86jährige Abba Naor aus seinem Leben. Mit dem Einfall der deutschen Wehrmacht in Litauen 1941 ging für den 1928 in Kaunas geborenen Juden Abba Naor eine bis dahin unbeschwerte Kindheit zu Ende. Noch heute erinnert er sich an eine Tasse Kakao, eine für ihn bis dahin von der Mutter aufgezwungene Selbstverständlichkeit, die er an dem Tag, an dem er mit seinen Eltern und zwei Brüdern sein Zuhause verlassen musste, für lange Zeit zum letzten Mal zu sich nehmen konnte. „Bleibt Kinder, solange es geht und genießt eure Kindheit“, appellierte er an seine jungen Zuhörer.
Abba Naor und seine Familie wurden in eines der Ghettos in Kaunas gebracht, wo eine entbehrungsreiche Zeit begann. „Wie gerne wären wir in eine richtige Schule gegangen“, erinnerte sich der 86jährige. Er verlor seinen großen Bruder, der erschossen wurde, weil er außerhalb des Ghettos für die Familie etwas Essbares besorgen wollte. Abba Naor wurde mit Viehwaggons in das Konzentrationslager Stutthof bei Danzig deportiert und sah seine Mutter mit seinem kleinen Bruder an der Hand beim Vorbeigehen durch den Zaun zum letzten Mal. Sie wurden nach Auschwitz gebracht.
Er erklärte den Schülern, dass das Erzählen all dieser Erfahrungen für ihn persönlich eine Möglichkeit darstelle, seine Mutter und seine Brüder in Erinnerung zu rufen und ihr Gedenken zu erhalten. Abba Naor und sein Vater überlebten, weil sie arbeitsfähig waren, und so kam der damals 15jährige in eines der Außenlager des KZ Dachau, wo er in Häftlingskleidung und Holzschuhen in Erdlöchern leben musste und Hunger, Kälte sowie Schmutz seine ständigen Begleiter waren.
Mit 17 Jahren am Ende des Krieges verließ er Deutschland und suchte in Israel eine neue Heimat, wo der mehrfache Vater, Großvater und Urgroßvater noch heute lebt. Von seiner Großfamilie, die ursprünglich aus über 100 Personen bestand, überlebten außer ihm und seinem Vater nur zwei weitere Mitglieder den Holocaust. Zwar räumte er ein, lange Zeit Hass verspürt zu haben, aber er habe erkannt, dass ein Leben ohne Hass viel schöner sei.
Schulleiter Franz Vogl lud Abba Naor spontan ein, im nächsten Jahr wiederzukommen und aus seinem Buch „Ich sang für die SS“ vorzulesen, das im März erscheinen wird.

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