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ORTSGESCHEHEN

Martin? Dallinger? Bartl?

So bunt wie der neue Gemeinderat künftig aufgestellt ist, werden sich bei den Themen oft die so innig beschworenen Sachentscheidungen über Parteigrenzen hinweg gar nicht vermeiden lassen. Die erste wesentliche Abstimmung des neuen Gremiums ist allerdings keine Sachfrage – sondern eine Personalentscheidung. Wer wird Zweiter Bürgermeister?
Und da zeigt sich, dass es zwischen nunmehr sechs Gruppierungen im Gemeinderat so richtige Annäherungen wohl noch nicht gibt. Wahrscheinlich werden in der konstituierenden Sitzung drei Kandidaten nominiert. Und alle drei haben es im Vorfeld nicht geschafft, tragfähige Mehrheiten zu organisieren, sondern werden mal schauen, wie sich die Wahl entwickelt.
Eindeutig Position bezogen haben bereits die SPD, die Anette Martin nominieren werden, und die Freien Wähler, für die sich Otmar Dallinger bewirbt. Stärkste Fraktion im neuen Gemeinderat bleibt aber die CSU, die zuletzt 12 Jahre mit Hans Hanrieder auch den Zweiten Bürgermeister stellte, jetzt aber noch laviert. Dass man als stärkste Gruppierung auf einen Zweiten Bürgermeister „den Anspruch sehe, mag richtig sein“, windet sich der alte und neue Fraktionssprecher Georg Bartl.
Doch mit Ansprüchen ist das eh so eine Sache – den der CSU kann man auch mit der Personalie des Ersten Bürgermeisters abgegolten sehen, den sie mit Josef Riemensberger schon stellt. Anspruch der SPD wäre demnach, als zweitstärkste Fraktion den Zweiten Bürgermeister zu stellen, Anspruch 2b der Freien Wähler, dass sie nach Mandaten genauso zweitstark sind wie die SPD, die wiederum vorrechnet, nach Wählerstimmen deutlich zweitstärker zu sein.
Ungeachtet der jeweiligen Überzeugungskraft aller drei Ansprüche – wer kann sie auch umsetzen? 2016 stehen in Eching außertourig Bürgermeisterwahlen an und da hat die CSU wohl wenig Interesse, mit Dallinger einem Bewerber ein prestigeträchtiges Schaufenster freizuräumen, der explizit schon angekündigt hat, in zwei Jahren Riemensberger ablösen zu wollen. Anette Martin hat zwar auch 2010 gegen Riemensberger kandidiert – und war übrigens auch 2008 mit ihrer Bewerbung als Zweite Bürgermeisterin gescheitert – aber sie hat sich noch nicht erklärt, ob sie in zwei Jahren erneut in den Ring steigen wird.
Geschlossene Reihen vorausgesetzt, würden dann im ersten Wahlgang der potentielle Kandidat der CSU – wahrscheinlich Bartl – neun Stimmen erhalten, Martin fünf, Dallinger fünf – und im Topf sind dann noch sechs „freie“ Stimmen der „Bürger für Eching“ (drei), Grünen (zwei) und „Echinger Mitte“ (eine). Diese drei Gruppierungen werden bestimmen, welche zwei der drei Kandidaten in die Stichwahl kommen.
An diesem Stand kommt ein „Joker“ in die Gedankenspiele: das Gremium könnte sich auch einen Dritten Bürgermeister wählen. Für eine „Bürgerin für Eching“ oder die Grünen wäre so ein Posten vielleicht ein schönes Renommee als Politneulinge. Die „Bürger für Eching“ haben mit Irena Hirschmann auch eine Kandidatin, die bereits 2010 als Bürgermeisterin angetreten ist, und für die bei einem eventuellen neuen Versuch 2016 ein Amt als Dritte Bürgermeisterin den Stellenwert massiv aufpolieren würde.
Während die CSU der Installierung eines Dritten Bürgermeisters grundsätzlich nicht abgeneigt scheint, haben sich die Freien Wähler unzweideutig dagegen ausgesprochen. Dieser Posten sei überflüssig, betont Dallinger, man werde nicht dafür sein und auch keinen Kandidaten dafür stellen.
Szenario eins für den 6. Mai wäre demnach ein Kandidatentrio Bartl, Dallinger, Martin, aus dem Bartl und derjenige mit mehr Stimmen aus anderen Gruppierungen – mit oder ohne Dritter-Bürgermeister-Deal – in die Stichwahl kommen. Da wird dann entscheiden, ob SPD oder Freie Wähler in Perspektive auf 2016 den jeweils anderen verhindern wollen und so den „unverdächtigen“ Bartl wählen, oder ob es schlicht nach Sympathie geht.
Szenario zwei wäre, dass die CSU, um Dallinger in jedem Fall zu verhindern, die Unwägbarkeiten eines Dreier-Feldes ausschließt, keinen eigenen bewerber aufstellt und Anette Martin wählt.

(hierzu ist ein Lesermail eingegangen)

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