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ORTSGESCHEHEN

Steht das Rathaus am richtigen Platz?

Steht das Rathaus am richtigen Platz?

Eine Sanierung des Rathauses steht seit Jahren auf der Agenda der Gemeinde. Das über 40 Jahre alte Gebäude (zur Geschichte) ist marode, die Wärmedämmung ist nicht mehr ansatzweise zeitgemäß, die Strukturen und Funktionsabläufe vormodern, es herrscht hoher Sanierungsbedarf bei haustechnischen Installationen, selbst die Statik weist Probleme auf.
Doch während seit Jahren ausschließlich der finanzielle Aspekt diskutiert wird, wann nämlich die Aufgabe in den angespannten Gemeindehaushalt passt, so wird nun im Gemeinderat ganz zart auch eine andere Frage artikuliert: Steht das Rathaus überhaupt am richtigen Platz?

Von Freien Wählern und SPD war noch in der alten Zusammensetzung des Gemeinderats die Anregung gekommen, der Fixierung auf die Sanierung doch zumindest als Plan B auch einen eventuellen Neubau gegenüberzustellen. Bürgermeister Josef Riemensberger hatte stets ausschließlich eine Sanierung ins Auge gefasst. Einen möglichen Neubau als alternativen Planungsansatz schloss er dann nicht grundsätzlich aus, beharrte aber auf dem bestehenden Standort; ein Rathaus anderswo komme kategorisch nicht in Frage.
Der Gedanke, das Rathaus zu verlegen, war dabei sehr wohl bereits ausformuliert. Der Echinger Architekt Gerhard Jung mit seinem Planungsbüro „ADI-concepts“ hatte mit seinem Team beim Plangutachten der Gemeinde von 2009 zur zukünftigen Gestaltung des Bürgerplatzes den Arbeitsauftrag weiter gefasst und eine städtebauliche Vision für das gesamte Ortszentrum skizziert – mit der Verlegung des Rathauses als Kernthese.
Nach der Ausbildung des Bürgerplatzes, mit der die gesamte Situation des Ortskerns verändert wurde, steht für Jung das Rathaus definitiv am falschen Platz. Es blockiere „das Erleben des zentral gelegenen Bürgerplatzes als Treffpunkt“, sagt er, und störe die Beziehungen zwischen der Hauptstraße, immerhin der zentralen Verkehrsader am Ort mit Banken und Einkaufsmöglichkeiten, und dem Bürgerplatz mit Kirche und Bürgerhaus als Zentraleinrichtungen.
Eine Öffnung durch einen Abriss des Rathauses würde die die Situation befreien und damit komplett zum Positiven verändern, prophezeit Jung. Sein idealer Standort für das Rathaus wäre als Pendant zum Bürgerhaus, angesiedelt westlich davon im jetzigen Theatergarten. Seine Skizze vor fünf Jahren sah noch eine regelrechte Andockung der beiden Häuser inklusive Umbau des Bürgerhauses mit Öffnung zum Rathaus vor, die nach der millionenteuren Sanierung des Bürgerhauses so nun nicht mehr darstellbar ist. Dennoch wäre die unmittelbare Nachbarschaft weiterhin realisierbar, ist Jung überzeugt.
Kernthese dieser Zusammenlegung wäre „eine Dokumentation der Zusammengehörigkeit vom Bürger und seiner Verwaltung“. Diese Variante würde durch die Koppelung Rathaus/Bürgerhaus Synergie-Effekte schaffen, den Bürgerplatz und sein Umfeld städtebaulich aufwerten – und alle unerwarteten und unverhofften Probleme und Unwägbarkeiten bei der Sanierung eines Gebäudes aus den 1970er Jahren von Anfang an vermeiden, so seine Idee. „Ist es nicht unwirtschaftlich, in diese überalterte Substanz zu investieren?“, fragt der Architekt.
Der Beitrag des Büros Jung zu dem Plangutachten war seinerzeit vom Gemeinderat nicht weiter verfolgt worden. Die einzige gedankliche Initiative zur Umgestaltung des Rathauses aus der Gemeindeverwaltung war ein Anbau nach Osten, zur alten Kirche hin. Für Jung kontraproduktiv: „Damit wäre der Bürgerplatz von der Straße her gar nicht mehr erlebbar und würde noch mehr zum ‚Hinterhof’“.
Ein aktuelles Gutachten zu Bausubstanz und Statik des Rathauses hatte erhebliche Bedenken an der Statik geoffenbart. Der Gemeinderat hat hierzu jedoch eine zweite Meinung in Auftrag gegeben.

Das Luftbild (ob.) aus dem Jahr 2005 aus dem Gemeindearchiv zeigt das heutige Ensemble um den Bürgerplatz (mit einem zufälligen Veranstaltungszelt auf dem Platz); in der Planskizze von "ADI-concepts" von 2009 (unt.) ist das Rathaus-/Bürgerhausensemble rechts oben, links ASZ und Huberwirt, rechts vorne die alte Kirche. Das quadratische Gebäude ist eine ergänzend gedachte Option eines Veranstaltungsgebäudes.


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