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ORTSGESCHEHEN

Sprüche vom "Bruder Musicus"

...über die Kommunalwahl:

"Dass die Kommunalwahl in Bayern im Frühjahr stattfindet, kommt nicht von ungefähr: Das schießen die Kandidaten nur so aus allen Ecken hervor, die sprießen die Ideen wie bunte Blätter aus vertrocknet geglaubten Knospen, da säuseln hehre Gedanken wie laue Lüftchen durch die verstaubten Gassen, da erblühen die Parteien und Gruppierungen im Vierfarbendruck und sonnen sich im Glanz ihrer Spitzenkandidaten. Und was da alles aufkeimt: Wünsche, Fantasien, große Pläne; ein neues Gewand für das Rathaus in der Midlife-Crisis, ein Vergnügungsviertel auf dem Bürgerplatz mit Flanier- und Einkaufsmeile, Lösung der Verkehrsprobleme, eine eigene Polizeistation, ein anderer S-Bahnhof, ein U-Bahn-Anschluss für Eching-Ost, ein Erholungsparadies am Hollerner See und eine neue Heimat für die Echinger."

"Und dann kommt die Wahl, und danach – geht erst mal gar nichts. Warum? Zuerst muss sich der Gemeinderat konstituieren, ich weiß nicht genau, was das ist, ich nehme an, da legen die fest, wer wo sitzt, wer den Flaschenöffner verwaltet, wer in welche Ausschüsse geht, wer im Plenum reden darf und wer nicht, und wer wen vertritt, wenn der ein oder andere mal keine Zeit hat.
Dann werden die Ideen in den Fraktionen sortiert, gesichtet, gewichtet, bewertet, sondiert, geprüft, verdichtet und zum Teil vernichtet. Was übrig bleibt, wird gebündelt, begründet und stolz dem Gesamtgremium verkündet. Der Gemeinderat vergleicht, streicht, bemängelt, ergänzt, betitelt, bekritelt, vermittelt und verweist den Vorgang schließlich an die Verwaltung. Der zuständige Sachbearbeiter liest, niest, notiert, kopiert, faxt, mailt und verweist schlussendlich auf die begrenzten Haushaltsmittel.
Nun geht es erst richtig los: Pläne zeichnen, Ausschreibung erstellen, Angebote einholen, in Haushalt einreihen, Zuschussantrag stellen, Genehmigung einholen, Machbarkeit prüfen, Landratsamt einschalten, gesunden Menschenverstand ausschalten, Ortsplaner anhören, Einsprüche abwehren, Urteile abwarten, Bürger informieren – halt, das muss ein Schreibfehler sein. Es muss richtig heißen: Bürgerversammlung abhalten, am besten ohne Einladung. Ja, liebe Gemeinderatskandidaten, da kommt einiges auf Euch zu in den nächsten Jahren."

"Eines verspreche ich Euch, langweilig wird es nicht im Gemeinderat in den nächsten fünf Jahren. Und was macht der Gemeinderat im sechsten Jahr? Sie ahnen es bereits: Neue Pläne schmieden, Kandidaten aufbauen, Listen erstellen, Wahlvorschläge einreichen, Programme entwerfen, Wahlbroschüren drucken, Handzettel verteilen, Versammlungen abhalten. Sie sehen es: So ein Gemeinderat hat sechs Jahre Stress pur, und das alles für ein paar Kanapees und ein Glas Rotwein im Stehen."

...über den Musikverein St.Andreas:

"Manche Musikerinnen und Musiker von St. Andreas spielen auch in der Echinger Blaskapelle - wenn das nur keine Schwarzarbeit ist...!"

"Beim Herbstkonzert vergaß Vorstand Bartl, den Bürgermeister zu begrüßen. Beim Neujahrskonzert lässt Bürgermeister Riemensberger unseren Pfarrer Buchmüller bei der Begrüßung aus. Jetzt braucht nur noch der Herr Pfarrer bei nächster Gelegenheit den Herrn Bartl zu übersehen, dann sind die drei wieder quitt."

"Der Riemensberger Maxi hatte beim Deutschen Musikfest in Würzburg von seiner Tracht nur die rote Weste und das Schleiferl dabei, doch im Organisieren der fehlenden Teile war er gut. Eine schwarze Jeans vom Kratzl Thomas, das Reservehemd vom Gottwald Karsten und das zweite Paar Schuhe vom Groll Alex. Wenn uns der Maxi bei seinem derzeitigen Amerikaaufenthalt in Chicago abhanden kommt, können wir eine perfekte Personenbeschreibung abgeben: Füße wie Alexander Groll, Beine wie Thomas Kratzl, Oberkörper wie Karsten Gottwald und Gesicht wie seine Brüder."

"Vorstand Bartl wollte wissen, wie viele Mitglieder die ihnen zugesandten Eintrittskarten beim letzten Herbstkonzert bezahlen, aber nicht zum Konzert kommen, oder andersrum, wie viele Karten man am Abend noch verkaufen könnte. Die zugesandten Karten waren rot, diese mussten im Bürgerhaus gegen gelbe Saaleinlasskarten umgetauscht werden. Die Differenz aus der Zahl der zugesandten roten Karten und der eingesammelten roten Karten entsprach so der Anzahl der freibleibenden Plätze, für die nun an der Abendkasse gelbe Karten verkauft werden konnten. Kinder erhielten blaue Freikarten. Der Nutzen der gelben Saalkarten exakt in der Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze wäre gewesen, dass man immer einen Überblick über die noch freien Stühle gehabt hätte. Dazu hätte man aber für jede blaue Kinderkarte eine gelbe Saalkarte vernichten müssen und jedem Ehrengast ohne rote Eintrittskarte und auch den Vertretern der Presse eine gelbe Saalkarte geben müssen. Da dies aber unterblieben ist und zudem noch kurz vor Beginn Gäste mit roten Karten Einlass begehrten, obwohl die letzten gelben Karten bereits vergeben waren, konnte bei der Interpretation des Zahlenspiels nur dahingehend Übereinstimmung erzielt werden, dass das Konzert ausverkauft und der Saal mehr als voll war."

...über das Ortsgeschehen:

"Das Tagesgespräch in Eching ist ja die Situation bezüglich der Lebensmittelmärkte. Wie kann der Rewe so einfach in der Ortsmitte zumachen und da draußen so einen Markt hinklotzen, fragen sich die aufgeregten Kunden: In den neuen Markt bringt mich so schnell koana eini, bevor i bis in d’ Schlesierstraße fahr, da fahr ich ja lieber glei zum Aldi nach Neufahrn oder Drei Läden zusperren, dene Lumpn zoag mas, nix kauf ma mehr beim Rewe ei oder In dem neua Ladn find i ja eh nix mehr, da kann i glei draußn bleibn. Und was habe ich bisher gesehen: Alle schieben brav ihre Wagerl durch die Regalgassen, und die vorher am lautesten geschimpft haben, haben die meisten Waren aufgetürmt."

"Trotz EDV und ausgeklügelter Logistik kommt es im größten Rewe-Supermarkt Deutschlands vor, dass der geschätzte Kunde ins Leere greift, oft bei ganz alltäglichen Dingen. Ich hab ja den leisen Verdacht, dass die manchmal absichtlich die sogenannten Schnelldreher a bisserl zögerlich nachfüllen, damit ähnliche Produkte daneben a weggehen, nach dem Motto: Gibts koa süße Sahne, nimm i a saure, gibts koa Salz, nimm i an Zucker, gibts koan Essig, nimm i a Öl. Früher hieß es im Osten: Man kauft nicht das, was man braucht, sondern das, was gerade da ist. Heute heißt es bei Rewe: Man kauft nicht nur das, was man braucht, sondern das, was man gerade sieht."

"Früher hat man halt Baggersee dazu gesagt, wenn man ein Gebiet nach erfolgtem Kiesabbau rekultiviert hat. Heutzutage nennt man es Therme. Ja, seit Unterschleißheim die Geothermie entdeckt hat, können wir es uns auch leisten, eine kalte Kieswasch in eine tropische Wellness-Oase umzuwandeln."

"Wenn in Eching eine Veranstaltung nicht gut besucht ist, sei es im Bürgerhaus oder anderswo, so fragt keiner: Wo waren denn die 11.000 Echinger Bürger? Es heißt nur lapidar: Nicht einmal die Gemeinderäte waren anwesend."

 

 

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