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ORTSGESCHEHEN

Lesermail zum Artikel: "Der Bürgerwille spielt überhaupt keine Rolle"

Sehr geehrter Herr Böhm,
ich habe soeben Ihren Offenen Brief an die Echinger Bürgerschaft und Herrn Bürgermeister Josef Riemensberger gelesen. Mein persönliches Fazit:
1.) In allen Punkten haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
2.) Endlich einmal ein Gemeinderatsmitglied, der "Klartext" redet bzw. schreibt. Ich hatte bisher fast schon die Befürchtung, dass ich als "selbsternannter Gemeindekritiker" (siehe die Titulierung des FDP-Ortsvorsitzenden Müller-Saala hier im Forum am 05.05.11) allein auf weiter Flur stehe. Ich bin ´mal gespannt, ob und ggf. wie die Protagonisten der ortsansässigen CSU (und der einsame FDP-Kämpfer Heinz Müller-Saala) auf Ihre Thesen bzw. Feststellungen, die ich im Übrigen für durchweg sachlich halte, reagieren.
Hoffentlich findet in Eching jetzt erstmals eine sachliche, gerne auch kontroverse Debatte im und ausserhalb des Gemeinderates über die von Ihnen angerissenen Probleme statt, die sich an den Sachthemen orientiert und ein anderes intellektuelles Niveau aufweist, als es z.B. der Schatzmeister der Orts-CSU (siehe sein Leserbrief am 25.01.12 hier im Forum) zu erkennen gegeben hat.
Bleibt zu hoffen, dass Herr Riemensberger Ihren Brief nicht als persönliche Beleidigung, sondern vielmehr als Ansporn ansieht, seinen bisherigen (Führungs-)Stil als Echinger Bürgermeister einmal grundsätzlich zu überdenken und möglichst schnell zu revidieren. Mehr Transparenz auf allen Ebenen der Gemeindearbeit und -leitung tut dringend Not.
An Herrn Riemensberger persönlich: Was glauben Sie, wie schnell Ihre Kritiker verstummen, wenn Sie Herrn Böhms (sachliche) Kritik an Ihnen ernst nehmen und im positiven Sinne für - hoffentlich schnelle - Änderung sorgen? Ihre bisherige "Gangart" war leider nicht immer von öffentlicher Transparenz und Nachvollziehbarkeit gekennzeichnet.
Ich erinnere nur daran, wie im Zusammenhang mit der zukünftigen Nutzung des Hollerner Sees schon 2004 mit einem (potentiellen) Investor in London über den Bau einer Therme verhandelt wurde (Investitionsvolumen: 130 Mio. Euro). Zu diesem Zeitpunkt wurde kein Echinger von Ihnen befragt, ob er bzw. sie für oder gegen eine Therme ist. Allein die anwaltliche Begleitung dieses Vorhabens hat, wie Sie sicherlich wissen, den Echinger Steuerzahler bisher über 40.000 Euro gekostet.
Und jetzt sagen Sie (neuerdings), sie wollen uns Echinger in die weiteren Planungen um den Hollerner See mit einbeziehen. Da stimmt doch wohl die Reihenfolge nicht, oder? Zumindest die bisher von der Gemeinde Eching gezahlten gut 40.000 Euro an den das Thermen-Projekt begleitenden Rechtsanwalt Ernst Weidenbusch (zur allgemeinen Erinnerung bzw. Aufklärung: Weidenbusch ist auch CSU-Landtagsabgeordneter, Wahlkreis München-Land Nord) waren doch wohl rausgeworfenes Geld, oder?
Sagen Sie jetzt bitte nicht, dass nur die Unterschleißheimer an allem schuld sind. Ihr Amtskollege Rolf Zeitler hat - wie Sie doch wohl auch - bei den Verhandlungen über den geplanten Thermen-Bau auch mit am Tisch gesessen, oder? Auch er hatte es nicht für nötig befunden, "seine" Bürger rechtzeitig (!) in die Planungen mit einzubeziehen. Die Quittung für seine Mauscheleien hat er von den Unterschleißheimer Bürgern im Bürgerentscheid (Ergebnis: mehrheitlich gegen die Therme) 2010 bekanntlich bekommen. Vielleicht lernen Sie ja aus dem Debakel Ihres Unterschleißheimer Amts- und Parteikollegen.
Uns Echingern bleibt für den Rest Ihrer Amtszeit (es sind ja noch ein paar Jahre) zu wünschen, dass Sie bei Ihren Entscheidungen und Amtshandlungen, die Steuergelder kosten und auch finanzielle Einschnitte für Vereine und Institutionen bedeuten, die Bevölkerung, die Vertreter der Vereine und Institutionen, aber auch den gesamten Gemeinderat zukünftig viel stärker als dies bisher geschehen ist mit einbeziehen.
Hier erinnere ich exemplarisch an die deutliche Kostenmehrung beim Neubau des Echinger Feuerwehrhauses sowie die Streichung von 50.000 Euro p.a. Gemeindezuschuss für das ASZ oder an die bisherigen Planungen der Gemeindeverwaltung für das Neubaugebiet Eching-West. Ich habe diesbezüglich auch schon genug öffentlich geschrieben (u.a. hier).
Was Sie mit Ihrem Privatvermögen anstellen, sehr geehrter Herr Riemensberger, ist Ihre Privatsache und geht niemanden etwas an. Aber vergessen Sie bitte niemals: Als vereidigter Bürgermeister sind Sie immer (!) zu vorderst dem Echinger Gemeinwohl (nicht Ihrer Partei, der CSU und auch keinem Investor) verpflichtet. Und da ist es m.E. ratsam, Politik mit und nicht gegen die anvertrauten Bürger (und Gemeinderäte) zu machen. Andernfalls kommt es zu solchen, m.E. natürlichen und nachvollziehbaren Reaktionen wie bei Herrn Böhm.
Guido Langenstück
 
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