Ganz, ganz kleines Karo

Weißt: 1996! Ich mein, das war eine andere Welt noch. Berti Vogts war Bundestrainer, Kohl Kanzler, Norbert Blüm Minister. Und die Telekom ging grad an die Börse. In Eching, was meinst, da war der Dr. Lösch Bürgermeister und die meisten Stimmen bei der Gemeinderatswahl bekam damals der Rektor Schwentner, da sind heut schon seine Nachfolger in Rente.

Und bei dieser Wahl 1996, da ist auch der Bartl Johnny in den Gemeinderat gewählt worden. Vom allerletzten Listenplatz der CSU nach vorn gehäufelt damals, das glaubst nicht. Da war er in der Zeitung gestanden als „Häufelkönig“. Und im Gemeinderat dann, weißt, da war er der große Sparfuchs. Und wie der ganz große Sparfuchs Riemensberger zwei Jahre drauf Bürgermeister geworden ist, da ist der Bartl halt Sparfuchs geblieben.

Da musst jetzt wissen, das ist wirklich gut für einen Gemeinderat, wenn da einer immer genau nachrechnet und jeden Pfennig umdreht. Ja, genau, Pfennige hat’s damals auch noch gegeben. Weil so ein Gemeinderat gibt das Geld gern großzügig aus, weil er wieder gewählt werden möchte und er das Geld nicht verdienen muss, das er ausgibt, was sehr praktisch ist. Also für den Gemeinderat. Und da war der Bartl Johnny ganz anders, der hat immer nachgerechnet und jeden Cent umgedreht. Wie der Cent dann eingeführt wurde, vorher hat er die Pfennige umgedreht.

Wie so ein Innenrevisor in einem Betrieb halt, wenn’s das noch gibt, ich weiß nicht, oder sind das heut Controller? Also 1996 gab’s gewiss noch einen Innenrevisor, wie der Bartl in den Gemeinderat. In einem Betrieb ist halt aber der Innenrevisor Innenrevisor und der Chef Chef. Das wird schon seinen Grund haben, mein ich. Also ich weiß jetzt grad keinen Betrieb, wo der Innenrevisor Chef wäre. Zumindest in Eching weiß ich keinen, jedenfalls fällt mir keiner ein.

Jetzt musst du wissen, dass irgendwann einmal, die Cent waren da schon eingeführt, glaub ich, auch wenn das jetzt damit nichts zu tun hat, irgendwann einmal im Gemeinderat jedenfalls haben sich die CSU und ihr Chef Migge nicht mehr so gut verstanden. Und seitdem ist der Bartl der Chef der CSU und das ist jetzt für die CSU irgendwie. Er ist halt schon so lang Innenrevisor, seit 1996, das kannst dir ja jetzt vorstellen, wie lang das schon ist. Jetzt ist der Innenrevisor Chef und damit gibt’s jetzt doch was in Eching, wo das so ist.

Und jetzt ist auch noch einer in Eching Bürgermeister geworden, der 1996 – wenn du dich erinnerst: Kohl Kanzler, Blüm Minister – noch halb im Kindergarten war und ganz in der Oberpfalz. Ich mein, verstehst schon.

Jetzt musst wissen, da gibt es so eine liebe lange Gemeinderatssitzung lang ganz viele verschiedene Punkte und Themen. Und was meinst: die CSU, oder der Bartl, das ist jetzt oft das Gleiche, also die Bartl-CSU, sagen wir so, die weiß zu jedem was besser. Also wie das jetzt so hingeschrieben steht, klingt das wie so eine Übertreibung, Lügenpresse und so. Da denkst dir, ah geh, die CSU/Bartl weiß halt mal bei schwierigen Punkten was besser, wo auch die Jung nörgelt oder der Gürtner. Nein, das musst so lesen, wie’s da steht. Bei jedem Punkt.

Das ist jetzt für alle, die da mittun im Gemeinderat, schon ziemlich. Freilich, das kann jetzt schon auch wurst sein, die tun da alle freiwillig mit. Weil du meinst jetzt, dass die Bartl/CSU alles besser weiß, das hat ja seinen Sinn. Jetzt sagt der Thaler, die zwei Quadratmeter hier, die pflastern wir, dann heißt’s von CSU/Bartl, nein wir asphaltieren, und jetzt sagt der Thaler, wir machen Solarleuchten, dann sagt die Bartl/CSU, nein Stromlampen, dann sagt der Thaler, wir brauchen eine Ampel, dann sagt der CSU/Bartl, das geht auch ohne, dann sagt der Thaler, wir brauchen Beutel für das Hundebäh, dann sagt der Bartl/CSU, das brauchen wir nicht, dann sagt… Aber jetzt hör ich auf, sonst wird das so lang wie eine Gemeinderatssitzung und man sieht ja schon, was der CSU/Bartl als nächstes sagt.

Jetzt pass auf, bald ist Wahl und da wird die CSU ihre Pläne für Eching präsentieren, dass sie alle wählen. Da bin ich jetzt gespannt, wenn sie erklären, was das für ein Plan für Eching war so in den letzten Wochen. Also so „Freiheit statt Sozialismus“, das ist ein Plan. Das ist, glaub ich, sogar noch älter als 1996. „Asphaltieren-wo-der-Bürgermeister-pflastern-sagt“ ist da jetzt als Konzept nicht so schneidig. Und es passt auch nicht überall. Obwohl, vielleicht schon irgendwie.

3 Lesermails

  1. Die Fahrt mit dem Rad oder eine Wanderung nach Garching auf der Garchinger Straße ist fast ein lebensgefährliches Unternehmen. So viel ich mich erinnere, war der Bau eines Radweges fest eingeplant, es war sogar die Rede von Zuschüssen vom Staat für dieses Bauvorhaben.
    Dies ist alles Makulatur, weil sich ein Grundstückbesitzer weigert, den dafür nötigen Grund herzugeben. Ist dieser Besitzer ein CSU-Mitglied, der auf diese Art seine Macht über den Gemeinderat beweisen will?
    Die Frage, was hat der Gemeinderat bisher unternommen, um das für den Radweg benötigte Grundstück zu bekommen?

  2. Ich bin jetzt 51 Jahre in Eching. Die SPD, Herr Dr. Enßlin, hat unser heutiges Eching geschaffen. Die CSU machte zum größten Teil Instandhaltung.
    Herr Thaler hat endlich die Ideen wie Herr Dr. Enßlin und schafft Baugebiete für Bürger und nicht für die von oben und muss außerdem alles ausbaden, was die CSU versäumt hat. Herr Bartl, hören sie endlich auf mit ihrem notorischen nein-Sagen und sehen es ein, dass die CSU verloren hat und spielen nicht die beleidigte Leberwurst.

  3. … und wer das nicht glauben mag, was der Kollege Bachhuber hier und da (siehe auch die „wahre“ Geschichte über „Suppenkonzepte, Salätinnen und Aristoteles“ – 17.12.2018) so nett und einfühlsam über die von uns gewählten Kommunalpolitiker zu berichten weiß, dem sei dringend einmal ans Herz gelegt, öffentliche Gemeinderatssitzungen – oder noch besser, Sitzungen des Echinger Bau-, Planungs- und Umweltausschusses – zu besuchen. Da kann man sich trefflich ein Bild machen über die „Zeitdiebe“ im Gemeinderat im Allgemeinen und das Diskussionsverhalten von „Aus-Prinzip-Nein-Sagern“ im Besonderen: Viel Zeit und eine Engelsgeduld sollte man freilich mitbringen. Dafür bekommt man aber als Gegenleistung, und das ist gewiss, einen bleibenden Eindruck davon, wo man bei der nächsten Gemeinderatswahl sein Kreuzchen (nicht!) machen darf. (Immer wieder dienstags, ab 19 Uhr im ASZ, Termine stehen auf der Homepage der Gemeinde Eching.)

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