Weil das Rathaus durch die dramatische Situation am Wohnungsmarkt steigenden Bedarf sieht, wird die Notunterkunft für Wohnungslose in der ehemaligen Post an der Bahnhofstraße weiter ausgebaut. Nach dem ersten Stock des Gebäudes sollen auch zwei Zimmer in der zweiten Etage als Notaufnahme hergerichtet werden.
Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat die Obdachlosenunterkunft von Dietersheim in die ehemalige Post zu verlegen. Aktuell stehen dort sechs Zimmer für Notunterkünfte zur Verfügung, die gerade mit zehn Personen belegt sind, zwei Familien und zwei Einzelpersonen.
Schon jetzt komme es „immer wieder zu Engpässen bei der Unterbringung“, hieß es aus der Gemeindeverwaltung. Vollkommen verändert habe sich gegenüber den vergangenen Jahren insbesondere, dass nun immer mehr Familien mit Kindern obdachlos würden. Das führe zu größerem Raumbedarf und in der Regel auch zu längeren Belegungszeiten.
Das „klassische“ Klientel problematischer Einzelfälle vom Rande der Gesellschaft, beeinträchtigt etwa durch Alkohol- oder Drogenprobleme, seien jedenfalls schon lange nicht mehr die Hauptnutzer der Notunterkünfte, schilderte Bürgermeister Sebastian Thaler. Vielmehr lasse der gnadenlose Wohnungsmarkt „ganz normale“ Familien plötzlich auf der Straße stehen. Teilweise könne die Gemeinde dann spontan neue Mietverhältnisse vermitteln, teilweise müsse aber die Notunterkunft herhalten.
Für einen Aufwand von rund 20.000 Euro soll der Gemeindebauhof nun die Minimalvoraussetzungen schaffen, zwei weitere Zimmer auf der Hälfte der Etage beziehen zu können. Lediglich die Böden sollen erneuert werden und eine Brandschutztür installiert. Die gesamte Notunterkunft teilt sich sanitäre Anlagen auf dem Flur.
Dagegen stimmten vier Räte der FW. Bei der Zustimmung zu der Lösung in der alten Post habe man dies ausdrücklich auf zwei Jahre befristet, erinnerten Otmar Dallinger und Oliver Schlenker. Thaler fand hingegen, solange es keine andere Nutzung für das Postgebäude gebe, sei die Verlängerung doch optimal. Eine Verlagerung der Unterkünfte etwa in Container, wie sie Dallinger seinerzeit vertreten hatte, sei wegen der Kosten „nicht sonderlich zielführend“.
Eben diese langfristige Nutzung der Post werde aber seit Jahren angemahnt, rügte Christoph Gürtner: „Langsam müssen wir jetzt an einen Punkt kommen, wo wir ein Konzept sehen.“ Die Post immer weiter provisorisch umzubauen, sei „Salamitaktik“.
Thaler erinnerte daran, wie viele parallele Baustellen die Gemeindeverwaltung vom Rathausneubau bis zu sieben Neubaugebieten gerade bearbeite. „Ich hab niemanden im Rathaus, der sich grad über die alte Post Gedanken machen kann“, sagte er. Und die künftige Nutzung des Gebäudes sei nun auch „wirklich nichts, was man im nächsten Jahr angehen muss“.
Irena Hirschmann forderte ebenso ein Konzept für eine dauerhafte Lösung für die Notunterkunft. „Es ist notwendig, in diese Richtung weiterzudenken“, sagte sie. Thaler sagte, sein Konzept sei es, durch die Bautätigkeit wieder zu „Wohnraum zu vernünftigen Preisen“ zu kommen. Eine Notunterkunft eigens bauen, „das würde ich nicht wollen“.