Die im Echinger Rathaus gerade mal auf dem Verwaltungsweg aufgeworfene und nebenbei schnell dem Gemeinderat vorgestellte Neubebilderung mit einem Logo ist keinesfalls eine Bagatelle. Eine Erneuerung der Außendarstellung der Gemeinde ist in ihrer Symbolkraft eine öffentliche Angelegenheit von höchstem Interesse und sollte breit und fundiert diskutiert werden.
Eine gelungene Symbolik trägt im Idealfall zur Schaffung von Gemeinschaftsgefühl bei. Sportvereine, Autos oder Bekleidungsmarken zeigen, wie identitätsstiftend ein Signet sein kann, hinter dem man sich versammeln kann.
Als Gemeinde parallel ein Wappen und ein Logo zu nutzen, die überhaupt nichts miteinander zu tun haben, wäre ein nicht zwingend einleuchtendes Gebaren; das Unbehagen im ersten Durchlauf im Gemeinderat war daher durchaus verständlich.
Dünnere Striche, leichtere Form für den Alltag und dicken Pinsel, Farbe für ehrenvolle Dokumente: Diese Unterscheidung ist nachvollziehbar. Auch eine historisierende Form hier und ein modernes Gepräge da wäre denkbar. Aber nur auf gemeinsamer Basis!
Eine Form der Außendarstellung mit zwei völlig unterschiedlichen Motiven – wie wirkt denn das? Audi mit vier Ringen auf dem Auto und, sagen wir mal, einem stilisierten Baum auf dem Briefkopf?
Die dürftigste Argumentationslinie ist dabei, auf dem bestehenden Wappen zu verharren, nur weil es bereits da ist. Weder hat dieses Wappen eine Tradition, die einen Wert an sich darstellen würde – es wurde 1967 als reiner Verwaltungsakt eingeführt -; noch ist es inhaltlich so zwingend, dass sich Alternativen verböten.
Es ist bezeichnend, dass Heimatforscher Georg Kollmannsberger für den Wunsch, ein Echinger Gemeindewappen zu schaffen, damals sechs Motive zur Auswahl bot. Es gibt eben in der Echinger Historie kein Ereignis oder keine Epoche, im Echinger Erscheinungsbild kein prägendes Gebäude oder keine natürliche Form, die sich als markant aufdrängen würden.
Anders als beispielsweise bei Nachbar Oberschleißheim, wo die singuläre Jahrhundertprägung durch das Schloss unwidersprochen alle Außendarstellung trägt, bis hin zum Gemeindewappen mit dem Monogramm des Schloss-Erbauers.
Die Auswahl, die zur Gestaltung des Echinger Wappens führte, wurde 1967 in einer Münchner Behörde getroffen. Sie ist maximal beliebig. Der Mohr symbolisiert die Bindung zum Hochstift Freising. Die darin bestand, dass der Freisinger Kirche vor 700 Jahren mal Höfe in Eching gehörten. Nicht einmal Bestandteil des Fürstbistums als eigenständiger „Staat“ war Eching jemals. Das soll ein Symbol sein, das für Eching steht?
Kollmannsberger hatte zur Darstellung dieser „Bindung“ parallel auch noch den Bären vorgeschlagen, das Symbol des Heiligen Korbinian. In München hat man sich ohne Angaben von Gründen für Mohr, gegen Bär entschieden. Beliebiger geht’s wirklich nicht.
Das Andreaskreuz symbolisiert das Echinger Patrozinium. 2020 würde man möglicherweise nicht zwingend die Weihe einer katholischen Pfarrei in eine pluralistische und moderne Gemeindedarstellung aufnehmen, aber dieses Element hat zumindest ein echte Echinger Historizität für sich.
Und die Heideblüte ist eine zeitlos gültige Referenz an den Lebensraum, in dem Eching wuchs und zu dem es in der Moderne nochmal eine ganz eigene Beziehung aufgebaut hat, Stichwort Heideflächenverein.
Ein sehr charmanter Gedanke des Logo-Entwurfes ist es, sich auf das Pferd zu beziehen, das nach der allgemein akzeptierten Herleitung von keltischen und spätantiken Wortformen der Namensgeber für „Ehingas“ gewesen sein soll. Dieses Symbol ist unangreifbar, allgemeingültig und hat maximalen Bezug zu Eching; die durch nichts belegbare Herleitung des Wortes einfach mal vorausgesetzt.
Der Logo-Entwurf ist dann aber in die gleiche Falle getappt wie der Wappen-Entschluss 50 Jahre zuvor und hat zu viel vermengt. Pferd und Kirchtürme und Wassertropfen und Heideblumen und Bayernrauten: Unter dem Anspruch, das alles in eine Linie zu bringen, hat sich der Entwurf inhaltlich und grafisch verzettelt.
2020 jetzt das Mohren-Wappen zu belassen und parallel dieses Pferdkirchturmwasserheiderauten-Logo einzuführen, wäre eine grausige Entscheidung. Ein mutiger Schritt wäre es, Eching ein neues Wappen zu geben! Eine leichtere Form daraus ließe sich als Logo ableiten.
Was Eching heute ausmacht, hat sich nach 1967, als das Wappen kreiert wurde, entwickelt. Der zufällige Besitz einiger Höfe durch die Freisinger Kirche im 14. Jahrhundert ist doch keine Referenz für ein Gemeindewappen 2020!
Nachbar Garching etwa hat eine vergleichbar belanglose Historie – und hat den Atomreaktor in sein Wappen aufgenommen. Das muss man auch mögen, aber es symbolisiert zumindest ein historisch herausragendes Ereignis, das Garching mehr geprägt und entwickelt hat als Kirchenbesitz im 14. Jahrhundert.
An Eching ist historisch einzig bemerkenswert, dass an dem Ort über 3000 Jahre Besiedlung lückenlos dokumentiert ist. Diese Kontinuität als guter Lebensort seit der Prähistorie – Symbole der Moderne (ein Imbusschlüssel?) – das Pferd – die Heide – das Andreaskreuz: Das könnte eine Stoffsammlung für ein echtes Echinger Gemeindewappen sein, über das in breitem Diskurs debattiert werden müsste.
Und dann keine gezwungene Verwurstung von möglichst allem, sondern eine grafisch zwingende Zuspitzung – das wäre ein großer Wurf!
Vielleicht sollte hier die Frage aufgeworfen werden, wer hat das neue „Abzeichen“ gestaltet, wie hoch war die Honorarrechnung für dieses „Abzeichen“ und gibt es ggf. eine Verbindung zum Designer und dem Auftraggeber?
Alles etwas komisch…
Gutes neue Jahr 2020
Herr Wende,
haben Sie vielleicht irgendwelche Kenntnisse über „eine Verbindung zum Designer“, die irgendwie anrüchig wäre? Dann freue ich mich sehr, wenn Sie die doch bitte konkret benennen oder Ihren Parteifreunden im Gemeinderat als Thema mitgeben. Und andernfalls sollten Sie vielleicht nicht ins Ungefähre raunen.
Ansonsten war mein Beitrag dazu gedacht, in der Sache zu diskutieren.
Wie konnte es nur sein, dass Nike so viel Aufwand investierte, um dieses krumme Hakerl kreieren zu lassen? Wie konnte es nur sein, dass Daimler nicht nur Autos konstruiert hat, sondern auch den komischen Stern auf dem Kühler?
Klaus Bachhuber
Wie kann es nur sein, dass die Echinger Gemeindeverwaltung so viel Zeit in so unsinnige und unnötige Dinge investiert?
Ich bin der Meinung, dass die Anliegen der Echinger ganz wo anders liegen, z.B die Parkplatz- und Verkehrsituation u.v.m.