Männergruppen, Häufelkönige und Comebacks

Angesichts einer Wahlbeteiligung von 57 Prozent zeigt die Grafik oben das realistische Stimmverhalten der Echinger. Die weitaus größte Fraktion sind und bleiben die Nichtwähler. In ihrem verbissenen Ringen um Sitze und Stimmen blenden alle politischen Bewerber diese Misere konstant und seit jeher aus.

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Bis auf Grüne und FDP haben alle Gruppierungen bei der Gemeinderatswahlen Stimmanteile verloren. Der Stimmenzuwachs der Grünen ist einigermaßen sensationell: Sie haben ihr Startergebnis von 2014 mehr als verdoppelt, von 8,9 auf 19,8 Prozent.

Die CSU ist zwar stärkste Kraft im Gemeinderat geblieben, hat nun aber die dritte Wahl in Folge deutlich Stimmen eingebüßt. Gegenüber ihrem historischem Höchststand von zwölf Gemeinderatssitzen bei der Wahl 2002 wurde die Partei mittlerweile auf sechs Sitze halbiert.

Auch die SPD verliert seit 1990 fast durchgängig Stimmenanteile. Dass sie heuer aber nur ihre Sitze behauptet hat, ist angesichts des Landestrends und des Verlusts von drei populären Kandidatinnen auf einen Streich schon ein gefühlter Triumph für die Genossen.

Die FW hat es ganz offensichtlich nicht verkraftet, dass ihr langjähriger Gemeinderat Hans Grassl nicht mehr angetreten ist, der für die FW zuverlässig mindestens Dietersheim „abgeräumt“ hat.

Für BfE, „Mitte“ und ÖDP war der Zusammenschluss ein Verlust. Zusammen hat das Trio mit drei weniger Sitze erreicht, als die Partner 2014 einzeln geholt hatten hatten mit drei (BfE) + eins (EM). In den Stimmenanteilen holte die Listenverbindung auch weniger Prozente als vor sechs Jahren BfE und „Mitte“ addiert.

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Die meisten persönlichen Stimmen bei der Wahl hat Otmar Dallinger (FW) mit 3130 geholt. Dazu zählen zwar auch die Listenstimmen, aber insbesondere angesichts der Diskrepanz zum Listenergbnis der FW ist der persönliche Anteil hoch.

Die nächstmeisten Stimmen erhielten Siglinde Lebich (Grüne) mit 3053 Stimmen, Leon Eckert (Grüne) 2966, Thomas Kellerbauer (CSU) 2895 und Stefanie Malenke (SPD) 2760.

Erfolgreichte Stimmensammlerin bei BfE/EM/ÖDP war Michaela Holzer mit 2321 Stimmen, bei der FDP Heinz Müller-Saala mit 1168 Stimmen.

Bei Grünen, BfE/EM/ÖDP und FDP gab es allerdings Mehrfachstimmen für die Erstplatzierten auf der Liste.

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Der neue Gemeinderat wird deutlich männlicher. Nur noch exakt ein Drittel des künftigen Gremiums sind Frauen, die Relation ist 16:8. Aktuell steht es bei 14:10. So werden bei der SPD drei ausscheidende Frauen – Anette Martin, Sybille Schmidtchen, Gertrud Wucherpfennig – durch zwei Männer und eine Frau ersetzt, bei den BfE und der FDP je eine ausscheidende Frau – Sylvia Jung und Irena Hirschmann – durch je einen Mann.

Die Grünen werden hingegen mit drei Frauen und zwei Männern weiblicher. Und geschlechtermäßig in einer anderen Liga spielt seit jeher die FW, die erneut eine reine Männerrunde bleibt und in ihrer gesamten Geschichte mit Ulrike Wilms gerade ein paar Monate eine weibliche Rätin stellte.

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Der Gemeindeteil Dietersheim, dem zuletzt schon auch mal überhöhte Gestaltungsmacht attestiert worden war, ist mit dieser Wahl deutlich reduziert worden. Günzenhausen hingegen, das sich stets als fünftes Rad am Wagen vorkommt, ist überproportional repräsentiert.

Dietersheim stellt rund 13 Prozent der Gemeindebevölkerung, aber mit Lena Haußmann (Grüne) und Heike Krauß (CSU) nur mehr zwei Gemeinderätinnen, das sind 8,4 Prozent des Gemeinderats. (Bürgermeister Thaler als Wahl-Dietersheimer wäre ein Dritter im Gemeinderat.)

Günzenhausen, aufgefasst als Einheit mit Ottenburg und Deutenhausen, ist mit Tobias Handschuh (FW), Stefanie Malenke (SPD) und Bernhard Wallner (CSU) vertreten, das sind 12,6 Prozent des Gemeinderats. Der Günzenhausener Anteil an der Gemeindebevölkerung liegt aber nur bei rund 9,6 Prozent.

Die Güter Hollern und Geflügelhof stellen keine Gemeinderäte.

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Weit einhelliger als sonst bei Kommunalwahlen üblich, bestätigten die Wähler die Listenreihungen der Parteien. Spektakuläre Häufelkönige waren so diesmal kaum erkennbar; einzige Ausnahme war Josef Riemensberger jun., der bei der CSU auf Nummer 20 nominiert war, aber – vielleicht zu Teilen wegen seines populären Namens? – auf Platz sechs landete.

Der traditionelle Häufelkönig „Johnny“ Bartl, der regelmäßig von Listenplatz 24 in den Gemeinderat vorgewählt wurde, schaffte es diemasl nur von Nummer sieben auf Platz vier bei der CSU.

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Am knappsten am Gemeinderat gescheitert ist Tobias Exner, der auf der Liste der CSU elf Stimmen hinter Josef Riemensberger jun. liegt. Er ist damit erster Nachrücker seiner Partei, sobald ein Gemeinderat während der Amtsperiode ausscheidet. Weitere Nachrücker sind bei der SPD Esma Gelis, bei den Grünen Diana Obermeier, bei der FW Stephanie Geil, bei BfE/EM/ÖDP Alexander Krimmer und bei der FDP Irena Hirschmann.

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Labsal dürfte das Stimmergebnis für Thomas Kellerbauer (CSU) sein. 2016 war er als Bürgermeisterkandidat nach Kaltstart gegen Sebastian Thaler mit 38 Prozent der Stimmen unterlegen. Galt das seither als ziemlich bittere Schlappe, so muss das im Licht von 14 Prozent Stimmenanteil seiner Nachfolgerin als CSU-Kandidatin, Nora Kusch, nun völlig neu bewertet werden.

Und nach seiner hingebungsvollen Omnipräsenz als Dritter Bürgermeister hat Kellerbauer auch das beste Stimmergebnis aller CSU-Kandidaten auf der Gemeinderatsliste eingefahren – trotz „Häufelkönig“ Georg Bartl, der um fast 800 Stimmen hinter Kellerbauer blieb.

Und selbst die Bürgermeisterkandidatin, normalerweise dank des Popularitätsschubs durch die parallele, wichtigere Wahl die Stimmenkönigin, landete hinter Kellerbauer.

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Neben fünf amtierenden Gemeinderäten, die eine Wiederwahl verpasst haben, ist auch der Comeback-Versuch von Kerstin Rehm (CSU) gescheitert. Während Carsten Seiffert (SPD) und Heinz Müller-Saala (FDP) nach 16 und sechs Jahren Pause die Rückkehr in den Gemeinderat schafften, ist Rehm bei der CSU nur zweite Nachrückerin und könnte so nur eventuell während der Mandatsperiode zurückkommen.

(updates: am 17.03. und 23.03. wurden Fehler bei den Gemeindeteilen korrigiert)

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