„Ein Tunnel – was ist das Großes?“ hatte der Unterschleißheimer Architekt Ulrich Hermann 1990 zu der neuen Idee gesagt, die Bahngleise zwischen Feldmoching und dem Flughafen in einem Tunnel zu verpacken. Hermann war Motor und Gründungsvorsitzender der Bürgerinitiative „Bahn im Tunnel“, kurz „BIT“, die sich damals in den vier Anliegergemeinden Neufahrn, Eching, Unter- und Oberschleißheim bildete.
Jetzt feiert die „BIT“ ihren 30. Geburtstag. Und ihr Vorsitzender Casimir Katz (Oberschleißheim) versichert: „Unsere BIT, sie wird noch lange gebraucht werden.“ Angesichts der Forderungen nach einem stabilen 10-Minuten-Takt der S-Bahn käme nun ein viergleisiger Ausbau mit einer Trennung von S-Bahn und Fern- und Güterverkehr wieder aufs Tapet, wie in den 1990er Jahren.
„Die Notwendigkeit war auch schon vor 30 Jahren erkennbar“, erinnert Katz, „aber inzwischen sind die Alternativen einer oberirdischen Neubaustrecke so schwierig geworden, dass die Lösung mit mehreren Tunneln in allen vier Gemeinden für die neuen Gleise wieder hochaktuell ist.“
Anstoß für die „BIT“ waren seinerzeit Pläne der Bahn, wegen des noch neuen Flughafens und des nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ erwarteten Verkehrszuwachses in den europäischen Osten die Strecke der S1 viergleisig auszubauen.
Diese zusätzlichen Gleise inklusive der nötigen Schallschutzmaßnahmen – vier Meter hohe Mauern – wären demnach oberirdisch durch die Orte geführt worden. Dagegen formierte sich die „BIT“ und erhielt flächendeckend Zulauf in allen vier Gemeinden inklusive aller Bürgermeister und geschlossen zusammenstehender Gemeinderäte.
Neben der Abwehr dieser Horrorvision war der Charme der Tunnelidee stets auch die städtebaulichen Chancen, die sich dadurch eröffnen könnten. Die „BIT“ hat dabei auch eigene Studien beauftragt und vorgelegt, um die Vorteile einer Tieferlegung darzustellen und gleichzeitig die enormen Kosten einer solchen Lösung zu senken.
Als die Ausbaupläne immer mehr im Sande verliefen, konzentrierte sich die „BIT“ dann darauf, dass auch schon die bestehenden zwei Gleise laut genug seien und besser unter die Erde gehören würden, weiterhin auch im Sinne der Städeplanung. Es wurden auch Lärmmessungen und Zugzählungen durchgeführt.
Und es wurden abgespeckte Lösungen mit einer Führung im Trog statt im Tunnel entwickelt, insbesondere für Oberschleißheim entwickelt. Im Laufe der Zeit ohne Erfolgsmeldungen entwickelten sich konkurrierende Bestrebungen für Straßenunterführungen in Ober- und
Unterschleißheim.
Beide wurden jeweils zunächst abgelehnt, dann aber im zweiten hier und im dritten Anlauf da doch angenommen. Neufahrn und Eching hatten die Vision längst gedanklich begraben, so dass sich die Initiative immer stärker auf Oberschleißheim fokussierte, wo sie auch jahrelang von Peter Benthues geführt wurde.
Gerade aber sieht sich die „BIT“ wieder aktueller denn je. „Der Verkehrskollaps wird kommen, sofern es nicht gelingt, mehr Verkehr auf den öffentlichen Verkehr zu verlagern“, prophezeit der 2019 gewählte Vorsitzende Katz.
Das Bild einer „BIT“-Versammlung aus den frühesten Jahren ist nicht datiert; am Kopfende des Tisches ist in der Mitte erkennbar Vorsitzender Uli Hermann und daneben das Echinger Vorstandsmitglied Gerhard Kremer, beide mittlerweile verstorben.
Die Idee „Bahn im Tunnel“ wurde in Eching geboren. Nachdem CSU und SPD anfangs skeptisch waren, habe ich mit Gerhard Kremer und Simon Wankner die Idee in die Nachbargemeinden getragen, so entstand die BIT.
Wir haben doch Erfolge vorzuweisen (kein 4spuriger Ausbau und auch der Transrapid wurde verhindert), so verfolgen wir auch weiterhin alle Erwägungen der Bahn.