Lesermail zum Artikel „‚Sein Stuhl passt nicht an unseren Tisch‘“

Verehrte Frau Malenke,

erstmal Danke für ihre Antwort, so kann man diskutieren und sich austauschen.

Ich kann ihren Argumenten nicht überall folgen. Gute Gemeindepolitik versucht, alle Bürger einzubinden, dies ist aber mit dem Beschluss Erbpacht nicht geschehen. Warum muss die Erbpacht zu 100 % umgesetzt werden? Bei 80 zu 20 hätte man Bürger, die kaufen wollen, nicht so vor den Kopf gestoßen.

Josef Gerber

2 Lesermails

  1. Sehr geehrter Herr Gerber,

    für einen konstruktiven Austausch bin ich immer zu haben… Letztendlich ist es ja das Mindeste, was wir tun können: Ihnen darzulegen, warum wir handeln, wie wir handeln.

    Innerhalb unserer Fraktion haben wir auch sehr intensiv darüber diskutiert, ob es eine Übergangsphase oder einen Kompromiss in Sachen Erbbaurecht geben sollte.

    Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir – bei einer kollektiven Betrachtungsweise – einen Kompromiss in dieser Sache nicht für gerecht halten. Es gibt, bezogen auf die Summe aller Interessierten, nur eine verschwindend geringe Zahl an Grundstücken, die innerhalb des Echinger Modells weitergegeben werden können. Könnten nach einem Kompromiss beispielsweise nur noch fünf Familien ein Grundstück kaufen, wäre für uns das Verhältnis sehr viel weniger fair, als bei der gesamten Zahl an ursprünglich angedachten Verkäufen.

    Im Hinblick auf die anderen Aspekte, wie weg von der massiven Spekulationsspirale hin zu mehr Nachhaltigkeit, Erhalt von gemeindeeigenen Grundstücken für eine langfristige Generationenplanung, Umbau der Einkommens- und Vermögensstruktur, um den sich verändernden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anforderungen nachkommen zu können, erschien uns ein kompromissloser, sofortiger Richtungswechsel sinnvoll und gerechtfertigt.

    Bei allen Entscheidungen laufen wir natürlich immer Gefahr, dass wir komplett daneben liegen und sich in der späteren Retrospektive ein eingeschlagener Kurs als wenig zielführend herausstellt. Mit den Informationen, die uns momentan zur Verfügung stehen, sind wir aber überzeugt davon, richtig zu handeln. Richtig im Sinne einer kollektiven Betrachtung und nicht bezogen auf eine individuelle Sichtweise.

    Umso mehr begrüße ich, wenn wir intensiv miteinander kommunizieren, um aufzuzeigen, dass wir nicht gewissenlos über einige Bürgerinnen und Bürger hinwegfegen möchten, sondern uns sehr dezidiert Gedanken machen, wie es mit Eching weitergehen kann.

    In diesem Sinne freue ich mich, wenn wir im Kontakt bleiben und uns austauschen können.

    Mit vielen Grüßen

    Stefanie Malenke

    1. Sehr geehrte Frau Malenke,

      Sie stellen in Ihrer umfassenden E-Mail korrekt fest, dass es, bezogen auf die Summe aller Interessierten, nur eine verschwindend geringe Zahl an Grundstücken, die innerhalb des Echinger Modells weitergegeben werden können, gibt. Es stellt sich mir die Frage, warum in Eching die Anzahl der zur Verfügung stehenden Grundstücke derart gering ist. Diese Situation ist einzig und alleine durch die Gemeinde verursacht und ich sehe an dieser Stelle auch einen enormen Aufholfbedarf seitens der Gemeinde. Während die Nachbarkommunen in der Vergangenheit enorm gewachsen sind, hat man in Eching das Gefühl, dass man nur ein sehr langsames und marginales Wachstum anstrebe, entgegen der Wahlkampfprogramme mehrerer Parteien und auch des BGM.

      Wäre nicht ein zentraler Ansatzpunkt, umfassender Baurecht zu schaffen, um die große Nachfrage der einheimischen Familien und Bürger bedienen zu können? Man sollte hier auch vor Augen haben, dass die sich derzeit in der Realisierung befindlichen Baugebiete durch den vorherigen Bürgermeister initiiert wurden.

      Mittlerweile ist es keine Seltenheit mehr, dass die Kinder oder auch Enkel von eingesessenen Echingern, junge Familien und Paare, leider aus Eching wegziehen müssen. Dies sind sowohl Echinger, die die Kriterien des Echinger Modells erfüllen würden, als auch Echinger, die sich auf dem freien Markt Grundstücke kaufen könnten. Wenn jedoch kein Angebot besteht, kann die Verbundenheit und Verwurzelung zur Gemeinde noch so groß sein. Dann ruft der Umzug in Nachbarkommunen oder weiter in die Ferne. Ich musste dies leider bei meinen beiden Kindern am eigenen Leibe erfahren.

      Daher bitte ich auch die sozialen Folgen zu berücksichtigen. Ist es nicht für Kinder schön, im gleichen Ort aufzuwachsen wie die Großeltern? Ist es nicht für alle von uns ein Segen im Alter, wenn die eigenen Kinder im selben Ort wohnen und sich um einen kümmern können? Diese Geschichte häuft sich leider in meinem Bekanntenkreis immer mehr.

      Daher möchte ich an Sie meine eindringliche Bitte adressieren, dass die Gemeinde auch solche Aspekte berücksichtigt. Wenn für unsere eigenen Nachkommen bereits nicht mehr ausreichend Grundstücke und Wohnraum zur Verfügung stehen, sehe ich dies als Armutszeugnis. Um solche negativen Erscheinungen zukünftig zu vermeiden, sehe ich keine andere Möglichkeit als dass die Gemeinde mehr Grundstücke anbieten und mehr Flächen entwickeln muss.

      Mit freundlichen Grüßen
      Roswitha Kurz

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