Einen Fachvortrag zu Verschwörungserzählungen hielt der Freie Journalist Peter Bierl am Mittwoch bei einer online-Veranstaltung der SPD. Vom antiken Rom über die Reformation bis in die Gegenwart zeichnete Bierl detailliert die Spur von Verschwörungsgeschichten nach.
„Kritisches Denken zweifelt, sucht Strukturen, prüft Fakten und kommt dann vielleicht zu einer Antwort auf schwierige Fragen“, sagte er, „Verschwörungserzähler haben die Antwort, sie personalisieren die Probleme.“
Kennzeichnend für die Verschwörungsmythen der Gegenwart sei – neben dem weit verbreiteten Antisemitismus – die Darstellung der Führungseliten als fremdgesteuerte Marionetten, die im Dienst globaler Mächte gegen die eigene Gesellschaft agieren würden.
Klimakrise oder Corona-Pandemie würden dabei teilweise vollständig geleugnet oder als übertrieben dargestellt, immer aber als Instrument der Eliten im Kampf gegen die eigene Gesellschaft. Ihre Wirkungsmacht reiche weit in die Mitte der Gesellschaft hinein.
Warum sich Menschen auf solche oftmals abstrusen Vorstellungen einließen, lasse sich mit Stressbewältigung und Kompensationshandlung erklären, so Bierl. Eine komplexe, unübersichtliche Welt, die einem das Gefühl der Machtlosigkeit gebe, werde so vermeintlich klar strukturiert und Verantwortlichkeiten könnten zugewiesen werden.
Werner Schefold von der SPD sagte, der Abend solle dazu beitragen, Wahrheitsfähigkeit, Politikfähigkeit und Solidarität zu stärken. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und ist auf spd-eching.de abrufbar.