Sozialstation im ASZ sperrt zu

Weil kein Pflegepersonal mehr zu bekommen ist, wird die Sozialstation im Alten-Service-Zentrum geschlossen. Eine der zentralen Säulen der zukunftsweisenden und beispielgebenden Seniorenbetreuung in Eching ist damit weggefallen.

„Der Markt für Pflegepersonal ist völlig leergefegt“, schildert ASZ-Leiterin Siglinde Lebich die Situation, „es gibt keine qualifizierten Bewerbungen“. Von den rund zwölf Planstellen der Einrichtung fehlen mindestens 3,5 Kräfte.

Über die vergangenen Monate seien „vielerlei Gespräche von allen Verantwortlichen geführt worden, juristische Stellungnahmen eingeholt, alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, so Lebich. Es seien aber „alle Anstrengungen leider ohne Erfolg geblieben“.

Lebich zitiert aktuelle Schätzungen, nach denen etwa 45.000 Arbeitskräfte in der Kranken- und Altenpflege fehlten. Die Branche befürchte pandemiebedingt eine Kündigungswelle. Bekenntnisse und Ansätze in der Bundespolitik, dem Zustand zu begegnen, kämen „für Eching leider zu spät“, so Lebich.

Bürgermeister Sebastian Thaler nannte in einer ersten Reaktion „die Pflege am Ort einen essentiellen Bestandteil der Daseinsvorsorge“. Er wolle sich „daher für einen Erhalt der Pflege am Ort einsetzen und mit möglichen sozialen Anbietern sprechen und mögliche Konzepte eruieren“.

Die Sozialstation war ein wesentlicher Baustein im Grundansatz des Echinger Konzept der Altenwohlfahrt, alten Menschen so lange als möglich ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld zu ermöglichen.

Die qualifizierten Fachkräfte leisteten Grundpflege, wie etwa Hilfe beim Waschen, Anziehen, Essen oder anderen Tätigkeiten, und Behandlungspflege nach ärztlicher Verordnung im Haushalt der Pflegebedürftigen.

Das ASZ leiste diese pflegerische Versorgung noch bis Ende Juni, so wurde es den Betroffenen und ihren Angehörigen mitgeteilt. Auch Beratung zu alternativen Diensten erfolge dann durch die Mitarbeiter des Service-Zentrums.

Mittelfristig will das ASZ seine mobilen Dienste ausbauen. Hier übernehmen meist ehrenamtliche Helfer Einkaufs-, Reinigungs- oder Fahrdienste bei Senioren, die Unterstützung brauchen.

Ein Lesermail

  1. Fakten zur Schließung der Sozialstation des ASZ/MGH:

    Der Vorstand des Vereins „Älter werden in Eching“ kämpft seit Jahren mit Personalproblemen für die Sozialstation.

    Unsere Gegenmaßnahmen waren Stellenanzeigen auf den einschlägigen Kanälen (Presse, Internetplattformen, Aushänge an Pflegeschulen), Finanzierung der Weiterbildung des Personals (eine Person zur Fachkraft und zwei Personen zur Pflegedienstleitung), eine Starter-Prämie für neues Personal (2500,- Euro) sowie intensive Hilfestellung bei der Überwindung staatlicher Hürden zur Anerkennung ausländischer Pflegequalifikationen.

    Es gibt in der Sozialstation bei insgesamt 11 Stellen in der Pflege bis zu 4 Stellen gleichzeitig, die wegen Krankheit/Schwangerschaft/Elternzeit nicht einsatzfähig sind. Trotzdem muss für die Wohngemeinschaft ein Dienstplan rund um die Uhr gewährleistet sein, die Kunden im Ort müssen gut versorgt werden.

    Seit 8 Monaten werden zwei Leiharbeitskräfte beschäftigt, Fachpersonal gibt es nicht zu leihen.

    Die Corona-Pandemie hat wiederholt zu Ausfällen durch Quarantäne geführt, das Personal arbeitet am Limit.

    Der Versuch, Kooperationen mit anderen Sozialstationen einzugehen, hat kein positives Ergebnis gebracht.

    Die Agentur für Arbeit meldet zur Zeit im Umkreis von 25 km 247 (in Worten zweihundertsiebenundvierzig) offene Stellen.

    Im März und April gingen zwei Kündigungen zum 01.07.2021 sowie ein Wunsch nach einem Aufhebungsvertrag ein. Eine weitere Anstrengung, durch Stellenanzeigen etc. neues Personal zu bekommen, führte zu keinem Erfolg. Nun war dringender Handlungsbedarf, da wir ab 01.07.2021 nicht mehr genügend einsatzfähiges Fachpersonal haben und damit die Zulassung der Pflegekassen für die Sozialstation verlieren.

    Die Bekanntgabe der dramatischen Situation war schwierig, da zuerst Gesamtvorstand des Vereins, Personal sowie Kund:innen und Angehörige informiert werden mussten, ehe die Öffentlichkeit davon erfahren konnte.

    Selbstverständlich werden alle Betreuten über weitere Versorgungsmöglichkeiten, soweit rechtlich zulässig, beraten und unterstützt.

    Gertrud Wucherpfennig
    Vorsitzende „Älter werden in Eching e.V.“

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