‚Einen sicheren Hafen‘

Vom Binden und Loslassen im Umgang mit Kleinkindern handelte der dritte „Echinger Dialog“, die Gesprächsreihe der Evangelischen Kirchengemeinde. Die Stillberaterin Anne Etienne und die Diplom-Pädagogin Kerstin Leupold sprachen am Montag in der Magdalenenkirche zu diesen Fragen.

„Das erste Lebensjahr ist gerade die wichtigste Zeit für eine spätere feste Bindung zwischen Eltern und Kind“, sagte Anne Etienne. Ihr Tipp: Das Baby beim Stillen auf die nackte Haut nehmen, denn der Körperkontakt intensiviere die Bindung. Es würden nachweislich mehr Bindungshormone ausgeschüttet. Und die Babys würden ruhiger und fühlten sich geborgen.

Kerstin Leupold unterstrich die Bedeutung einer engen Beziehung zu Kleinkindern: Eine sichere Beziehung sei ein Schutzfaktor für junge Erwachsene bei Belastungen später im Leben. „Wenn Eltern keine Zeit für ihre Kinder haben, können keine festen emotionalen Bindungen aufgebaut werden“, sagte sie: „Die Folge: mangelndes Selbstbewusstsein bis hin zu akuten Lernschwierigkeiten.“

Doch genauso wichtig sei es für junge Eltern, den Kindern auch die nötigen Freiheiten zu lassen, sie zu neuen Wegen zu ermutigen und zu berücksichtigen, dass dabei der Weg des Kindes nicht immer mit den Vorstellungen der Eltern übereinstimmen kann. Kerstin Leupold: „Loslassen heißt allerdings auch nicht, Kinder immer und überall gewähren zu lassen.“

Statt langer Erklärungen müsse auch mal ein „Nein“ klar und deutlich ausgesprochen sein. Aus der Forschung wisse man, dass Kinder zu 55 Prozent auf die Körpersprache der Eltern reagierten, zu 38 Prozent auf den Klang der Stimme und nur zu sieben Prozent auf die Worte.

Bindungen seien nicht für alle Zeiten festgelegt, , so Leupold, das heißt, es könne einiges noch nachgeholt werden. Kerstin Leupold sagte es so: „Bilden Sie einen Sicherheitskreis um ihr Kind, seien sie größer, stärker, klüger und vor allem liebenswürdig. Denn Kinder brauchen einen sicheren Hafen.“ 

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