Lieber Herr Fütterer,
Sie haben vollkommen recht. „Es vergeht die Zeit“ beschreibt es sehr gut. Ein um das andere Jahr vergeht und neues Baurecht/Wohnraum wird nicht geschaffen. Die Gemeinde befindet sich im Stillstand.
Fährt man durch andere Kommunen in unserer Umgebung und sieht, wie diese sich entwickeln, so bekommt man symbolisch ein weinendes Auge, wenn man daran denkt, wie es bei uns sein könnte. Stattdessen werden Baugebiete in die Länge gezogen und selbst Grundstückseigentümer müssen sich über Jahrzehnte gedulden, um Bauland für ihre eigenen Nachfahren zu haben (z. B. Eching West).
Leider ist dies kein Einzelfall, sondern eher Usus bei uns. Als ich einem Kollegen von mir, der ehrenamtlich im Gemeinderat einer Nachbarkommune tätig ist, von den Entwicklungsdauern von 20/30 Jahren in der Gemeinde Eching erzählt habe, hat er mich verwundert angeschaut und gemeint, dass bei ihnen so etwas in 3, maximal 4 Jahren abgeschlossen sei.
Um Lobeshymnen auf unseren Bürgermeister und den jetzigen Gemeinderat bereits hiermit zu entkräften, möchte ich die Leser darauf hinweisen, dass die gegenwärtigen Baugebiete bereits durch den ehemaligen Bürgermeister eingeleitet wurden. Was für einen Stellenwert Wohnraumschaffung bei unserem jetzigen Bürgermeister hat, sehen wir daran, welche Priorität die Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsprogramms bei ihm hat. Herr Gürtner hat dies in einer Gemeinderatssitzung einmal gut gerügt – vielen Dank hierfür!
Doch sollte nicht der Bürgermeister die treibende Kraft dahinter sein, nachdem er sich groß auf seine Agenda geschrieben hat, mehr Baugebiete und dadurch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Dieser scheint nun gerade mit anderen Themen beschäftigt zu sein und so werden wieder viele Jahre vergehen, bis sich etwas tut.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, wenn ich hier bereits des Öfteren gelesen habe, dass die Skandale und Affären einen enormen Schaden für die Gemeinde Eching bedeuten. Scheinbar stellen die Unterstützerfraktionen das Wohl eines einzelnen (das große Ganze) über das Wohl der Gemeinde und somit uns Bürgern.
Jeder, mit dem ich geredet habe, sei es im Kindergarten, in der Schule oder im Bekanntenkreis, hat hierfür kein Verständnis mehr. Es brodelt gewaltig!
Haben die als ehrenamtliche Vertreter der Bürger gewählten Räte den Kontakt zur Basis verloren oder sind sie immer noch von ihrem Mitgefühl und Emotionalität zu unserem Bürgermeister geblendet?
Markus Timmermann
Lieber Herr Timmermann,
wenn ich das Echinger Modell richtig verstanden habe, bleiben dem Besitzer eines landwirtschaftlichen Grundes, wohlgemerkt, er besitzt 100 %, nach Umwandlung in Baugrund nur noch 35 %. Hoffentlich ist das Grundstück auch groß genug, dass dann auch noch ein Haus drauf passt… Einen Ausgleich mit Geld lasse ich bei dieser Betrachtung bewusst weg.
Jetzt überlegt der Grundstückbesitzer…hm, soll ich das machen?
Hierzu gibt es ein interessantes Ultimatumspiel. Nachzulesen im Internet. Dieses Ultimatumspiel sollte der Gemeinderat studieren. In Ismaning ist offensichtlich dieses Spiel verstanden worden.
Das Ultimatumspiel: Dieses simple Spiel zeigt, warum wir alle neiderfüllte Idioten sind.
http://www.finanzen100.de/finanznachrichten/wirtschaft/dieses-simple-spiel-zeigt-warum-wir-alle-neiderfuellte-idioten-sind_H1944344483_414066/
Ich habe 100.000 Euro und biete euch davon 15.000 Euro an. Einfach so. Nehmt ihr an, bekommt ihr das Geld und ich die restlichen 85.000 Euro. Lehnt ihr ab, bekommen wir beide gar nichts. Wie entscheidet ihr euch?
Die Erfahrung zeigt, dass die meisten von euch den Handel ablehnen würden. Dabei ist das auf einer rationalen Ebene völlig unlogisch. Selbst wenn ich viel mehr bekomme, hättet ihr am Ende immer noch 15.000 Euro mehr als vorher. Doch so ticken wir Menschen nicht.
So geht das Ultimatumspiel. Bewiesen hat das eine Forschergruppe um den Deutschen Werner Güth schon Anfang der 1980er Jahre. Ihr „Ultimatumspiel“ gilt als einer der Grundsteine moderner Wirtschafts- und Politiktheorien. Güth und seine Kollegen testeten zufällige Menschen auf der Straße. Einem drückten sie 100 Dollar in die Hand und sagten, dass er diese mit einem anderen, ihm Unbekannten, teilen müsse. Er dürfe das Geld so aufteilen, wie er wolle, dem anderen aber nur einmal ein Angebot machen. Nehme dieser an, bekämen beide ihren Anteil. Lehne er ab, bekämen beide nichts.
Rein rechnerisch müsste die zweite Person jedes Angebot annehmen, selbst wenn ihr nur ein Dollar geboten wird. Doch praktisch sieht das anders aus. Bei Angeboten unter 30 Dollar wurden mehr als die Hälfte abgelehnt. Erst ab etwa 40 Dollar konnte sich der Anbieter relativ sicher sein, dass sein Gegenüber annehmen würde.
Spätere Experimente zeigten, dass dabei etwa die Höhe der Geldsumme keine Rolle spielte. Andere Forscher wiederholten das Experiment in Ländern, in denen 100 Dollar schon sehr viel Geld sind – in Indien oder Afrika zum Beispiel. Doch auch hier zeigte sich dasselbe Ergebnis.
Die nette Interpretation: Gerechtigkeit ist wichtiger als Profit.
Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses Verhalten zu interpretieren. Die nette Variante sagt, dass uns Menschen Gerechtigkeit wichtiger ist als unser eigener Profit. Denn wer das Angebot ablehnt, entscheidet sich für die unprofitablere Variante. Über EEG-Messungen konnte aber gezeigt werden, dass in diesem Falle aber trotzdem unser Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird.
Kurz: Die Befriedigung, den knausrigen Anbieter bestraft zu haben, wiegt für uns höher als der mögliche materielle Gewinn. Erst kurz vor der komplett gerechten Aufteilung schwankt das bei der Mehrheit der Menschen um.
Das hat Auswirkungen. Politikwissenschaftler überlegen zum Beispiel seit Jahrzehnten, wie sich die Ergebnisse des Ultimatumspiels für politische Reformen nutzen lassen. Vielleicht, so die These, sei es viel effektiver, bei geplanten Gesetzen an die Gerechtigkeit für das Gemeinwohl zu appellieren als an den individuellen Gewinn – selbst wenn die Mehrheit von einem Vorhaben profitieren würde. Allerdings: Das lässt sich schwer experimentell belegen – wie sollte man eine ganze Regierung simulieren?
Die gemeine Interpretation: Wir sind alle neidisch.
Es gibt aber auch eine weniger nette Interpretation des Experimentes. Vielleicht ist es gar nicht unser Gerechtigkeitssinn, sondern unser Neid, der uns zu niedrige Angebote ablehnen lässt.
Die Universität Harvard hat das um die Jahrtausendwende in zwei Experimenten erforscht. In dem einen wurden Studenten zwei Szenarien angeboten. Entweder sie bekämen ein Gehalt von 100.000 Dollar im Jahr und alle anderen im Raum 200.000 Dollar oder sie selber ein Gehalt von 50.000 Dollar und alle anderen im Raum nur 25.000 Dollar.
Ihr ahnt, wofür sich die Mehrheit entschied. Lieber wollten sie der Reichste im Raum sein, statt doppelt so viel Geld zu verdienen, aber ärmer zu sein. Gerecht war keines der beiden Szenarien – scheinbar entschieden sich die Studenten nur aus Neid und Geltungsdrang für die eine Variante.
In einem zweiten Experiment befragte der Sozialwissenschaftler Erzo F. P. Luttmer Einwohner der USA nach ihrem Einkommen und Wohlbefinden. Ergebnis: Unabhängig von der Höhe des Einkommens fühlten sich Menschen schlechter, wenn ihre Nachbarn reicher waren – und besser, wenn ihre Nachbarn ärmer waren.
Was die Studien mit der deutschen Politik zu tun haben.
Das bestätigten auch die kalifornischen Elite-Unis Berkeley und Princeton in einer Feldstudie. Sie befragten öffentliche Beschäftigte nach ihrem Wohlbefinden. Da der Staat Kalifornien die Gehälter all seiner Angestellten transparent veröffentlicht, ließen sich die Aussagen gut mit dem Gehalt des Befragten und seiner Kollegen vergleichen. Wer gegenüber den direkten Kollegen unter dem Durchschnitt lag, dem ging es schlechter. Wer aber darüber lag, dem ging es nicht genauso proportional besser. Wir sind also eher frustriert als dankbar.
Ähnliche Studien gibt es auch aus Deutschland. Kölner Professoren stellten denselben Effekt bei der Untersuchung des Bonus-Systems eines Dax-Konzerns fest.
Die Studien haben direkte Auswirkungen auf Unternehmen. Erstens zeigen sie, warum es aus Unternehmenssicht schlau ist, wenn Angestellte nicht wissen, was ihre Kollegen verdienen. Es verhindert Frust bei denen, die benachteiligt werden, und lässt diese dadurch motivierter arbeiten.
Von Christoph Sackmann
Ich gehe noch weiter… Wir sind keine Neider, denn Neid ist etwas Gutes… Neid spornt an, um das Gleiche zu erreichen. Aus meiner Sicht ist das Missgunst und das ist viel schlimmer.