Lesermail zum Artikel „Klärung vertagt“

Sehr geehrter Herr Fiedler,

mit Ihren Anmerkungen zum Gemeinderecht beleuchten Sie die Angelegenheit formal-juristisch völlig korrekt.

In diesem speziellen Fall sind aber wohl die 72.400 € die einzige wesentlich neue Information, die „durchgestochen“ wurde. Personaldaten o.ä. wurden nicht preisgegeben.

Wer es war, der diese Information weitergab, ist letzten Endes aus meiner Sicht nicht weiter wichtig. Das „Warum?“ vielleicht schon eher: Natürlich kann man rein partei- oder lagerpolitisches Kalkül dahinter sehen. Andererseits ist aber das Motiv vielleicht genau in der Fragestellung zu sehen, die Herr Matschke in seinem Leserbrief in der SZ aufgeworfen hat: Sechs Monate nach der Durchsuchung des Echinger Rathauses durch die Staatsanwaltschaft hat diese sich immer noch nicht geäußert.

Gemeinderat sowie – noch mehr – die Echinger Bevölkerung tappen im Dunkeln, da sich ja nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch der Bürgermeister selbst nicht äußert. Auch in der letzten Ausgabe des Echinger Forums negiert er dieses Thema wieder. Zumindest ein paar entschuldigende Worte bzgl. der Aufregung im Ort, die zweifellos durch sein Handeln entstanden ist, wären doch langsam einmal angebracht gewesen. Ein juristisches Schuldeingeständnis wird wohl derzeit niemand erwarten.

Die Summe, um die es geht, nun der Öffentlichkeit preiszugeben, schien dem „Verräter“ vielleicht das einzige Mittel zu sein, endlich Bewegung in die Sache zu bringen. Zumal diese auch mehr als dreimal so hoch ist wie diejenige, die bisher kolportiert wurde.

Warum aber wird dieses Thema weiterhin nur „nichtöffentlich“ diskutiert? Vielleicht hat der frühere Bundesinnenminister de Maizière die Antwort schon im Jahr 2015 gegeben: „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“. Der Gemeinderat hat ja auch selbst die 3140,70 € genehmigt, für die Bürgermeister Thaler das Gutachten angestrengt hat, mit dem die Gemeinderäte unter Strafandrohung zum Schweigen verpflichtet wurden (weil die Gegenseite des damaligen Prozesses über Insiderwissen verfüge – diese Logik erschließt sich mir bis heute nicht).

Kann man es denn weiterhin ignorieren, dass dieses Thema im ganzen Ort diskutiert wird? Wäre es da nicht besser, wenn man endlich offen darüber diskutieren könnte? Diskutiert der GR weiterhin nur nichtöffentlich, so wird das nur dazu beitragen, dass (weitere) Gerüchte gestreut werden und das Thema weiterhin politisch ausgeschlachtet wird, ohne es zu „lösen“ – was auch immer das „lösen“ am Ende bedeuten mag.

Tobias von Wangenheim

Ein Lesermail

  1. Zum Leserbrief von Herrn Schefold in der heutigen SZ

    „Vada a Bordo, Cazzo!“, befahl der damalige Hafenkommandant und heutige italienische Senator Gregorio de Falco dem fabelhaften damaligen Kapitän Francesco Schettino über Telefon, nachdem dieser heldenhafte Kommandant eines Kreuzfahrtschiffes als einer der ersten in ein Rettungsboot gefallen war und die Evakuierung seines Schiffes dann vom sicheren Ufer aus beobachtete und lenkte.

    Trotz dieser Heldentat wurde nach langem Prozess der während der Ermittlungen beharrlich jede Schuld von sich weisende Kapitän zu 16 Jahren Haft verurteilt. Natürlich galt auch hier die Unschuldsvermutung – die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit war aber eine andere – und die lustigen Erklärungen seines Handelns während der Havarie und danach hatten ähnlich märchenhaften Charakter wie die Angaben zum „Vorfall am Baggersee“ oder der „Auftragsvergabe an den Schwager“ unseres Bürgermeisters.

    Schettinos Verteidiger, Domenico Pepe, forderte in seinem Plädoyer am 9. Februar 2015 einen Freispruch. Schettino habe der Mehrheit der Passagiere durch sein Handeln das Leben gerettet. Auch beklagte der Verteidiger, wie jetzt der SPD-Ortsvereins–Beisitzer Herr Schefold und seine Gattin, eine einseitige Medienkampagne, die zu einer öffentlichen Vorverurteilung seines Mandanten geführt hätte.

    Ebenfalls in der heutigen SZ findet man einen langen Bericht über den visionären Capitano Schettino, welcher ja hinter Schloss und Riegel viel Zeit hat, um neben psychologischen Behandlungen über seine Opferrolle nachzudenken und sich bitter zu beklagen.

    Herr und Frau Schefold klagen über die „laute Minderheit“ und führen die 77,2 % Zustimmung für Thaler bei der letzten Wahl an. Dies war allerdings vor Bekanntwerden der zahlreichen Skandale um Herrn Thaler, der beharrlich schweigt. Die „laute Minderheit“ dürfte aber nach den Reaktionen, welche wir auf unsere Zuschriften bekommen haben, mittlerweile die Mehrheit sein.

    Herr und Frau Schefold fragen dann noch, ob man dies Trumpismus nennen solle. Werter Herr Prof. Dr. rer.soc. habil. Schefold, der Trumpismus hat sich ja gerade dadurch ausgezeichnet, dass Herr Trump ausschließlich in seine Tasche gewirtschaftet hat und die Belange der USA zweitrangig waren – ganz ähnlich, wie sich das bei Herrn Thaler und der Gemeinde Eching verhält.

    Im Italienischen ist die Redewendung „fare lo Schettino“ zum geflügelten Wort für besondere Feigheit geworden, in Eching könnte sich das „den Thaler machen“ vielleicht ähnlich entwickeln.

    Will die SPD Eching weiteren Schaden für ihr Image vermeiden, sollte sich die SPD ähnlich wie zuvor die Grünen von Herrn Thaler distanzieren und Frau Malenke ihr Amt zur Verfügung stellen.

    „Die Schreibwerkstatt“
    Annette und Dr. Andreas Erb

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