Lesermail zum Artikel „Klärung vertagt“

Zum Leserbrief von Herrn Schefold in der heutigen SZ

„Vada a Bordo, Cazzo!“, befahl der damalige Hafenkommandant und heutige italienische Senator Gregorio de Falco dem fabelhaften damaligen Kapitän Francesco Schettino über Telefon, nachdem dieser heldenhafte Kommandant eines Kreuzfahrtschiffes als einer der ersten in ein Rettungsboot gefallen war und die Evakuierung seines Schiffes dann vom sicheren Ufer aus beobachtete und lenkte.

Trotz dieser Heldentat wurde nach langem Prozess der während der Ermittlungen beharrlich jede Schuld von sich weisende Kapitän zu 16 Jahren Haft verurteilt. Natürlich galt auch hier die Unschuldsvermutung – die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit war aber eine andere – und die lustigen Erklärungen seines Handelns während der Havarie und danach hatten ähnlich märchenhaften Charakter wie die Angaben zum „Vorfall am Baggersee“ oder der „Auftragsvergabe an den Schwager“ unseres Bürgermeisters.

Schettinos Verteidiger, Domenico Pepe, forderte in seinem Plädoyer am 9. Februar 2015 einen Freispruch. Schettino habe der Mehrheit der Passagiere durch sein Handeln das Leben gerettet. Auch beklagte der Verteidiger, wie jetzt der SPD-Ortsvereins–Beisitzer Herr Schefold und seine Gattin, eine einseitige Medienkampagne, die zu einer öffentlichen Vorverurteilung seines Mandanten geführt hätte.

Ebenfalls in der heutigen SZ findet man einen langen Bericht über den visionären Capitano Schettino, welcher ja hinter Schloss und Riegel viel Zeit hat, um neben psychologischen Behandlungen über seine Opferrolle nachzudenken und sich bitter zu beklagen.

Herr und Frau Schefold klagen über die „laute Minderheit“ und führen die 77,2 % Zustimmung für Thaler bei der letzten Wahl an. Dies war allerdings vor Bekanntwerden der zahlreichen Skandale um Herrn Thaler, der beharrlich schweigt. Die „laute Minderheit“ dürfte aber nach den Reaktionen, welche wir auf unsere Zuschriften bekommen haben, mittlerweile die Mehrheit sein.

Herr und Frau Schefold fragen dann noch, ob man dies Trumpismus nennen solle. Werter Herr Prof. Dr. rer.soc. habil. Schefold, der Trumpismus hat sich ja gerade dadurch ausgezeichnet, dass Herr Trump ausschließlich in seine Tasche gewirtschaftet hat und die Belange der USA zweitrangig waren – ganz ähnlich, wie sich das bei Herrn Thaler und der Gemeinde Eching verhält.

Im Italienischen ist die Redewendung „fare lo Schettino“ zum geflügelten Wort für besondere Feigheit geworden, in Eching könnte sich das „den Thaler machen“ vielleicht ähnlich entwickeln.

Will die SPD Eching weiteren Schaden für ihr Image vermeiden, sollte sich die SPD ähnlich wie zuvor die Grünen von Herrn Thaler distanzieren und Frau Malenke ihr Amt zur Verfügung stellen.

„Die Schreibwerkstatt“
Annette und Dr. Andreas Erb

2 Lesermails

  1. Wieder mal ein Leserbrief aus der beliebten Reihe: Es ist zwar schon alles gesagt, aber nicht von jedem und nicht jeden Tag. Cui bono?

  2. zu Mehrheiten und Minderheiten

    Bei einer Wahlbeteiligung von 50 % sind 77 % Zustimmung die Minderheit. Ich habe nicht nachgeschaut, wie die Wahlbeteiligung wirklich war…

    In der Regel werden wir von der Minderheit regiert. Die Mehrheit sind die Nichtwähler. Größer wie jede Partei.

    Entscheidend ist doch, wie man mit den Minderheiten umgeht. Kommt die Minderheit zu Wort? Wird mit der Minderheit diskutiert? Oder macht man die Minderheit nieder und mundtot? Oder sperrt man sie gleich weg? Oder entzieht man ihnen alle Rechte?

    Jetzt hör ich auf, sonst komme ich noch in die Geschichte Deutschlands. In welcher Gesellschaft wollen wir leben?

    Soviel zu Minderheiten
    Guten Tag!

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