Lesermail zum Artikel „Verfahren zum Wohnungskauf eingestellt“

Echinger Gemeindepolitik – Quo vadis?

Glücklicherweise kam es zu keiner Anklage gegen unseren 1. Bürgermeister in der Wucher-Affäre. Nun dürfen er und seine Ehefrau die Immobilie, die sie kurz vor dem Ableben ihres sehr guten, langjährigen Freundes diesem zu einem Preis weit unter dem Marktwert abgekauft haben, behalten. Man kann hier durchaus eine Kompensation des in Augen unseres Bürgermeisters zu niedrig angesehenen Gehalts sprechen. Doch für die Moral und die Ethik ist diese Affäre ein Nackenschlag.

Dadurch, dass unser Bürgermeister und dessen Ehefrau die Immobilie aus der Erbmasse, für welche die Gemeinde Eching als Begünstigte bedacht war, weit unter dem Marktwert herausgekauft hat, wurde die Gemeinde um mehrere hunderttausend Euro Erbe hintergangen. Welche sinnvollen Investitionen hätten in unserer Gemeinde mit diesem Geld getätigt werden können?

Stattdessen wird in unserer Gemeinde, unter anderem durch unseren Bürgermeister, die Gemeinwohlökonomie groß beworben. Bürgerinnen und Bürger, die sich mit dem Sachverhalt interessiert auseinandersetzen und sich mit der Gemeindepolitik beschäftigen, erkennen hieran, dass sie für dumm verkauft werden.

Warum wurde durch unseren Bürgermeister angewiesen, dass die Grundbucheintragung der Immobilientransaktion erst nach der Kommunal-/Bürgermeisterwahl angezeigt werden sollte, wenn an dem Kauf (moralisch) nichts auszusetzen sei? Wäre dies vor der Wahl publik geworden, hätte das Wahlergebnis unseres Bürgermeisters und der bunten Unterstützer deutlich schlechter ausgesehen.

Wenn unser Bürgermeister und seine Ehefrau solch eine gute und langjährige Beziehung zu dem Verstorbenen gepflegt haben, warum ist das Grab des Verstorbenen in einem solch desolaten Zustand, wie auf den von Frau Heidler veröffentlichten Bildern? Hat man zum Verstorbenen nur wegen seines Vermögens eine so gute Beziehung gepflegt? Wenn man einen Verstorbenen im Herzen trägt und noch dazu solch einen hohen finanziellen Vorteil durch diesen erhalten hat, würde man sich liebevoll um sein Grab kümmern und einen Grabstein anschaffen.

Dies zeugt davon, dass dieser Sachverhalt moralisch und ethisch aufs Äußerste verwerflich ist. Nur weil es juristisch (wegen des Ablebens) zu keiner Anklage kommt, wird sich aufgrund der moralischen Verwerflichkeit nichts in der Meinung der Bürgerinnen und Bürger ändern.

Da sich unser Bürgermeister strategisch zu der moralischen Komponente nicht äußert, würde sehr, sehr viele Echinger die Haltung der bunten Unterstützer zu dieser Causa interessieren. Da dieses Verfahren nun abgeschlossen ist, können sich die Unterstützer ja äußern. Viele Menschen, auch mich als ehemalige SPD-Wählerin, würde interessieren, wie dieses Verhalten mit dem Begriff „sozialdemokratisch“ vereinbar ist?

Nach Aussage unseres Bürgermeisters wolle er sich nicht am Echinger Modell bewerben und keine Vergünstigungen durch die Gemeinde erhalten. Wer sich mit den Einkommensobergrenzen des Echinger Modells auseinandersetzt, kommt schnell zu dem Entschluss, dass man diese mit dem Gehalt des Bürgermeisters und mit einem Lehrergehalt nicht erfüllen kann. Verkauft wird es jedoch so, dass eine Bewerbung im Sinne des Gemeinwohls nicht stattfindet. Wieder einmal eine Täuschung der Echingerinnen und Echinger.

Wohin geht nun die Echinger Gemeindepolitik? Mit dieser Politik und diesen Affären in den Abgrund und das Verständnis und Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Gemeindepolitik schwindet immer mehr.

Heidi Schwab

Ein Lesermail

  1. Liebe Frau Schwab,

    ich habe vor einigen Tagen in Wikipedia die Vita von Ingrid Matthäus-Maier nachgelesen, nachdem sie mir sehr positiv in der Talk-Show von Anne Will aufgefallen ist. Diese „Grand Dame“ der Politik war ursprünglich FDP-Mitglied und hat nach dem Kurswechsel der FDP zu Beginn der Ära Kohl die Partei verlassen und ist der SPD beigetreten. In diesem Zuge hat sie vorrübergehend ihr Bundestagsmandat abgegeben, welches sie ja für die FDP errungen hatte und ihr damit nach ihren eigenen Wertmaßstäben nicht mehr zustand.

    Das muss man sich mal vorstellen. In heutigen Zeiten wäre so ein beispielhaftes Verhalten undenkbar. Da kleben unsere Mandatsträger förmlich an ihren Sesseln. Dabei steht die Sicherung der mit dem Mandat verbundenen Privilegien, insbesondere auch die üppige Pension, im Vordergrund. (Auch wenn Herr Thaler „rumheult“, dass er ja viel zu wenig verdient. So wenig, um sich stante pede einen angemessen bezahlten Job in der freien Wirtschaft zu suchen, ist es dann doch nicht.)

    Und die Parteien begünstigen dieses Gebaren, indem sie großzügig über Verfehlungen, wie beispielsweise erschwindelte Doktortitel, hinwegsehen. Wahrscheinlich weil sich „sündige“ Gefolgsleute leichter auf Linie bringen lassen. Heutzutage steht nämlich vor allem die richtige „Haltung“ im Sinne der Parteidoktrin im Vordergrund. Hingegen werden unbequeme Geister früher oder später weggebissen. (Siehe der Parteiausschluss von Thilo Sarrazin, übrigens der einzige Berliner Finanzsenator, der einen Überschuss während seiner Amtszeit produziert hat. Heute versinkt unsere Bundeshauptstadt unter der Ägide der Haltungs-Politiker mehr und mehr im Chaos.) So braucht man die eigene Komfortzone nicht zu verlassen und muss sich auch nicht ernsthaft mit den Argumenten der wenigen noch vorhandenen Freidenker (aus gegebenem Anlass vermeide ich hier das Wort Querdenker) auseinandersetzen.

    Auch die Bunte Koalition wird eisern an ihrem Frontmann festhalten und großzügig über seine Verfehlungen hinwegsehen, solange er politisch in ihrem Sinne handelt. Zudem sind aus ihrer Sicht die Verfehlungen schließlich gar keine Verfehlungen, sondern werden nur durch ehrabschneidendes Dreckwerfen seitens des politischen Gegners zu solchen hochstilisiert.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas A. Heidler

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