Betr.: Re: AW:

Auf dem Brotzeittisch liegen 20 Leberkässemmeln. Der Großaktionär nimmt sich 19. Hubert Aiwanger hält die letzte hoch und schreit: Orbeiter, Bauern, ich kämpfe dafür, dass Euch Flüchtlinge und Sozialhilfeempfänger Eure Semmel nicht wegnehmen!

Ja, man kann sich darauf verlassen: Sobald nicht mehr jeder alles bekommt, hetzen Kleingeister die Schwachen auf die Allerschwächsten.

Ein Prozent der deutschen Bevölkerung besitzt 18 Prozent des Gesamtvermögens im Land. Dieses eine Prozent hat damit so viel Vermögen wie die ärmsten 75 Prozent zusammen (Zahlen von 2017, also dürfte die Schere mittlerweile noch gewachsen sein).

Und von den Demagogen werden diese 75 Prozent aufeinander gehetzt, weil dort zu holen sein soll, was bei den Superreichen nicht angetastet werden darf. Die „C“ und „S“ in den Parteinamen sind so lächerlich.

Angesichts von 7,8 Billionen Euro Nettovermögen in den Haushalten dieses Landes (Stand 2017) sollte zur Finanzierung vom Agrardiesel über zehn Euro mehr beim Bürgergeld bis zum Deutschland-Ticket doch Geld genug da sein.

Jeder Reichtum, der erarbeitet, durch Glück, Geschick oder gute Ideen befördert wurde, sei gegönnt! Aber spätestens ab einer Milliarde ist Reichtum nicht mehr verdient, sondern erkauft. Erkauft durch die Bedürftigkeit anderer, denen das Geld für den obszönen Überfluss der einen entzogen wird.

Seit den 1980er Jahren, als die sogenannte „Trickle-Down“-Theorie und in ihrem Gefolge der Neoliberalismus die Vernunft ablösten, entwickelte sich diese immer fatalere Schieflage. Das seitherige Credo besagt im Groben, dass als wirksamste Sozialpolitik die Reichsten noch reicher gemacht werden müssten, damit von ihnen etwas Geld zu den Ärmeren und in die Mittelschicht runtertröpfeln (trickle down) könnte.

Ohne das mit Zahlen belegen zu können, gehe ich davon aus, dass die meisten Vertreter dieser Theorie nicht an Altersschwäche oder Leberverfettung starben, sondern an Lachkrämpfen, weil es gelungen ist, diesen Irrsinn als Grundlage einer Wirtschaftsordnung zu verankern.

Aber das ist viel zu theoretisch. Gehma lieber auf die Straße, mit Söder, Aiwanger und der AFD auf Asylanten, Arbeitsscheue, Klimakleber, Linke und nichtbinäre Geschlechtsorientierungen hetzen, das ist einfacher. Und wenn dann wieder eine Flüchtlingsunterkunft brennt, ein Obdachloser erschlagen oder Grüne körperlich angegangen werden, dann schieben wir es auf unseren Bruder (m/w/d).

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