1500 Euro für keinen Schaden

Nach der Untersuchung der Abwasserkanäle auf Dichtigkeit sollten Hausbesitzer an der Goethestraße ihre Kanäle reparieren lassen. Bei einer gutachterlichen Überprüfung wurden die Kanäle aber gar nicht als schadhaft eingestuft. Das Vorgehen sei reine „Abzocke“ gewesen, schimpft Günter Plattig, einer der Eigentümer.

Die Eigentümer der sechs Anwesen an der Goethestraße, die an einem gemeinsamen Stichkanal angeschlossen sind, hatten im laufenden Kontrollzyklus korrekt ihre Hausanschlüsse untersuchen lassen. Auf mehreren Positionen meldete das Untersuchungsergebnis „vertikaler Versatz“ um die 0,5 Zentimeter. Mit dem Untersuchungsergebnis hatte die beauftragte Echinger Firma bereits das Angebot zur Schadensbehebung mitgeschickt für rund 1500 Euro.

„Die Revisionsschächte müssen saniert und neu beschichtet werden“, hieß es in einer folgenden Nachfrage, nachdem sich Plattigs Auftragserteilung verzögert hatte. Der aber hörte eine zweite Meinung. Und eine „Zertifizierte Kanalsanierungsberaterin“ aus Unterschleißheim attestierte Plattig, dass die ermittelten Befunde „keinen Handlungsbedarf“ hervorrufen würden.

Es handle sich eindeutig um „kleinere Schäden“, die nach den DIN-Normen für Kanaldichtigkeit „weit unterhalb der Schadensklasse C einzustufen sind“. Die Klasse „C“ wäre der leichteste Fall der bis „A“ reichenden Skala. Man könne völlig ungefährdet alles auf sich beruhen lassen.

„Wieso wird man darauf nicht hingewiesen?“, moniert Plattig. In dem Sanierungsangebot, das dem Untersuchungsbericht beigelegen hatte, war der Handlungsbedarf als gegeben vorausgesetzt gewesen. Die Nachbarn Plattigs, denen ähnliche Befunde attestiert worden waren, haben auf seine Informationen hin die bereits erteilten Sanierungsaufträge wieder zurückgezogen. Sie seien „unter falschen Voraussetzungen“ erteilt worden.

Beim Abwasserzweckverband von Eching, Neufahrn und Unterschleißheim ruft der Vorgang ein Schulterzucken hervor. Die Untersuchung wie auch eventuelle Konsequenzen der Hausanschlüsse seien Privatsache, betont der scheidende Geschäftsführer Adalbert Mader. Der Verband weise die Hausbesitzer stets ausdrücklich darauf hin. Der Aufforderung zur Untersuchung im festgelegten Turnus legt die kommunale Einrichtung als Service dann stets noch eine Liste mit Fachfirmen bei, die derartige Untersuchungen anbieten. Die von Plattig beauftragte Echinger Firma war auf dieser Liste.

Günter Plattig hat statt der 1500 Euro für die „Kanalsanierung“ ein Mail an den Abwasserzweckverband geschickt, in dem er mitteilt, dass er „vorerst für dieses Anwesen keine weiteren Maßnahmen treffen“ werde.

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