Festgeldkonto schwillt an

Einen Rekordüberschuss hat das Rathaus 2022 erwirtschaftet. Anstelle eines kalkulierten Minus von 3,5 Millionen Euro, das aus den Rücklagen genommen werden sollte, wurden sogar 12,6 Millionen Euro Überschuss neu zurückgelegt.

Der Jahresabschluss 2022 erreichte ein Volumen von 73,5 Millionen Euro, das höchste in der Gemeindegeschichte. Geplant waren 58,5 Millionen Euro. Das höchste Volumen bisher wurde 2020 mit 56,8 Millionen abgerechnet.

Verantwortlich für diese exorbitanten Zahlen ist der Verkauf von Grundstücken im Neubaugebiet an der Böhmerwaldstraße, auf denen ein privater Investor Wohnblöcke mit rund hundert Wohneinheiten errichten wird.

Diese Einnahme in zweistelliger Millionenhöhe war 2021 im Etat vorgesehen gewesen, wurde aber erst 2022 realisiert, so dass sie nun formal ungeplant die Kassen flutete. Angesichts der Entwicklung am Immobilienmarkt habe man die Flächen „genau zum richtigen Zeitpunkt verkauft“, freute sich Bürgermeister Sebastian Thaler.

Dazu nahm Eching 2,1 Millionen Euro mehr an Gewerbesteuer ein als erwartet. Angesichts der weiterhin unsicheren Corona-Folgen für die Steuerentwicklung war mit 11,5 Millionen Euro vorsichtig kalkuliert worden, eingegangen sind dann 13,6 Millionen Euro.

Zudem wurde über eine Million Euro an vorgesehenen Personalkosten nicht ausbezahlt, weil übers Jahr Stellen in diesem Umfang nicht besetzt waren. So erbrachte schon der Verwaltungsetat, aus dem die laufenden Ausgaben bestritten werden, einen Überschuss von 5,5 Millionen Euro. Hier war ein Minus kalkuliert gewesen, was zum jährlichen politischen Streit um ein strukturelles Defizit geführt hatte; ebenfalls regelmäßig ergibt sich in der Abrechnung dann ein Plus, allerdings noch nie so hoch wie heuer.

Bürgermeister Thaler nannte das Ergebnis immerhin „sehr erfreulich“, Kämmerin Andrea Jensen drückte vorbeugend auf die Euphorie-Bremse. In der Etat-Planung 2023 bis 2026 würden sich die Investitionen in Kindertagesstätten und Wohnungsbau auf 52,2 Millionen Euro summieren, da sei ein Rücklagen-Stand von jetzt 23,4 Millionen Euro auch angebracht. Der Gemeinderat hat die Jahresrechnung gegen drei Stimmen der CSU zur Kenntnis genommen.

Ein Lesermail

  1. „Zudem wurde über eine Million Euro an vorgesehenen Personalkosten nicht ausbezahlt, weil übers Jahr Stellen in diesem Umfang nicht besetzt waren.“

    Das finde ich ziemlich bedenklich. Entweder sind die Beschäftigten überbeschäftigt, weil Stellen nicht besetzt wurden oder sie sind unterbeschäftigt, weil die Besetzung nicht nötig war. In diesem Fall allerdings würde sich die weitere Frage stellen, warum die Stellen geplant wurden.

    Eine Million Personalkosten.
    Indeed sagt, dass das Durchsnittsgehalt im Jahr für Verwaltungskräfte in Bayern € 33.743,00 beträgt (https://de.indeed.com/career/verwaltungskraft/salaries/Bayern).
    Da kommen die Lohnnebenkosten drauf, die werden von Personio mit 23,74% angegeben (https://www.personio.de/hr-lexikon/lohnnebenkosten/)
    Daraus machen wir es einfach 36.000 + 25% (=9.000) = 45.000 Euro pro Person und Jahr im Durchschnitt.
    Nun teile ich 1.000.000,00 durch 45.000,00
    22 Vollzeitäquivalente weniger als geplant für das vergangene Jahr? Das erscheint mir relativ viel aber ich lasse mir meinen Rechenfehler gerne erklären.

    Wie gesagt, wenn das alles Planstellen sind, dann halte ich die Zahl für sehr bedenklich und weckt bei mir die Befürchtung, dass viele Mitarbeiter:innen der Gemeinde massiv überlastet sind.
    Umso mehr freut mich, dass ich, wenn immer ich etwas auf der Gemeinde zu erledigen habe, schnell, freundlich und professionell behandelt werde, ein großes Lob und großes Dank an die Mitarbeiter:innen.

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