Jetzt ist Bürgermeister Sebastian Thaler also auch noch vorbestraft.
Den moralischen Makel durch einen Wohnungskauf von einem 92jährigen zum halben Preis trägt er ohnehin schon mit sich rum. Eine mangelhafte Zensur im Betragen hat er seit seiner Hassrede bei der Weihnachtsfeier des Gemeinderats. Und zur dienstrechtlichen Ahndung stehen noch die Aufträge der Gemeinde an, die der Bürgermeister seinem Schwager zugeschanzt hatte.
Wie schwerwiegend sind all diese Verfehlungen? Bei aller individuellen Bewertung der einzelnen Fälle: So viel auf einmal ist mindestens ungewöhnlich.
Die Delikte lassen immer noch Interpretationsspielraum; der wird zwar immer geringer, aber mit viel gutem Willen oder stark getönter Parteibrille ließe sich auch jetzt noch in manchem Detail pro Thaler argumentieren.
Was ihn aber restlos disqualifiziert, ist sein Umgang mit all dem.
Keine Erklärung.
Kein Einlenken.
Kein Bedauern.
Alles, was Thaler nun dazu sagt: wie belastend das für ihn ist. Dazu fällt einem nichts mehr ein. Man muss nicht den Thaler-Hass täglich beim Frühstück inhalieren, um diese Täter-Opfer-Umkehr etwas grotesk zu finden.
Gelegentlich noch streut er die Brosamen aus, wonach er Opfer einer parteipolitischen Kampagne sei. Jemanden, der betrogen hat, einen Betrüger zu nennen, ist nun allerdings nicht die niederträchtigste Kampagne.
Worin besteht denn die Kampagne, womit wird ihm denn Unrecht getan? Warum sagt ein völlig Unschuldiger nicht, wie er es sieht? Zweieinhalb Jahre hat er es leider, leider nicht sagen können, weil das in einem laufenden Verfahren nicht ging. Und jetzt, nach Abschluss des Verfahrens, was hindert ihn jetzt?
Dieser Bürgermeister in seiner Ego-Blase ist untragbar geworden.
Klaus Bachhuber
(Die Einschätzung vor Jahresfrist halte ich zudem unvermindert aufrecht.)
Zitat aus dem Kommentar: „Zweieinhalb Jahre hat er es leider, leider nicht sagen können, weil das in einem laufenden Verfahren nicht ging. Und jetzt, nach Abschluss des Verfahrens, was hindert ihn jetzt?“
Jetzt hindert ihn natürlich das laufende Verfahren bei der Landesanwaltschaft daran, etwas zum Thema zu sagen – zu bestaunen im aktuellen Jahresgespräch im „Echinger Echo“, bei dem das Thema immerhin zur Sprache kam. Es schwebt auch wieder, wie eigentlich immer, ein Damoklesschwert über unserem Bürgermeister, der es sich aber trotz allem nicht nehmen lässt, für das Wohl der Gemeinde zu rackern.
Meine Vorhersage zum Thema, frisch aus der Kristallkugel: Wenn die Landesanwaltschaft ihn nicht aus dem Dienst entfernt, wird Herr Thaler auf den Tag genau so lange an seinem Sessel kleben, bis sein Pensionsanspruch erreicht ist und er damit den maximalen Ertrag für sich selbst erreicht hat.
Unterwegs werden ausschließlich weitere Statements über seine unglaublich erfolgreiche Arbeit zum Wohl der Gemeinde folgen und es wird sich immer eine passende Ausrede finden, nichts zum Thema sagen zu müssen.
Viele Grüße,
M. Zimmermann
Sehr guter Kommentar, s. g. Herr Bachhuber!
Als ich die Stellungnahme unseres (Noch-)Bürgermeisters gestern las, ist mir derselbe Begriff eingefallen wie Ihnen: Täter-Opfer-Umkehr.
Logisch wird, wie Thaler gestern schrieb, die Gesamtsituation auch seine Familie belastet haben und wahrscheinlich immer noch belasten. Aber wer war denn der Verursacher dafür? Mir fällt nur ein Name ein: Sebastian Thaler.
Nach Rechtskraft des Urteils (Beschluss) des AG Freising (von Mai 2022) steht als nächster logischer Schritt die disziplinarrechtliche Würdigung von Thalers Fehlverhalten (Untreue) an.
Bleibt die Frage, ob Herr Thaler jetzt soviel Rückgrat hat, indem er sofort zurücktritt, bevor ihn die Landesanwaltschaft, möglicherweise mit Hilfe der Polizei, aus dem Rathaus trägt.
Wenn Thaler noch einen Funken Restanstand und Selbstachtung hat, verzichtet er jetzt auf die Fortzahlung seiner (m. E. üppigen) Bezüge als 1. Bürgermeister (Besoldungsgruppe B3) und räumt freiwillig seinen Schreibtisch, bevor dies andere für ihn tun.