CSU und FW werfen den Feuerwehrhaus-Architekten raus

In der unendlichen Geschichte um den Neubau des Günzenhausener Feuerwehrhauses hat es nun einen Eklat gegeben: CSU und FW haben im Gemeinderat durchgesetzt, den Architekten nach den Vorentwurfsplänen zu feuern. Damit steht die Planung nun wieder am Nullpunkt.

CSU-Sprecher Georg Bartl begründete den Antrag mit der „Kostensteigerung im Vergleich zur Machbarkeitsstudie“. Die hatte in einer früheren Planungsphase, inclusive Preissteigerungsindices hochgerechnet, Kosten von 2,2 Millionen Euro ermittelt. Die konkrete Planung nun wird auf 3,7 Millionen Euro geschätzt.

Für Bürgermeister Sebastian Thaler (parteilos) ist diese Diskrepanz seit jeher darin begründet, dass der Gemeinderat seinerzeit das Raumprogramm für das Gebäude erst nach der Machbarkeitsstudie festgelegt hat und beide Beschlüsse einfach nicht zusammenpassten.

CSU und FW lasten die Teuerung aber offenbar dem Architekten an. Auf Nachfrage sagte Bartl, der Architekt habe „sehr hochwertig“ kalkuliert. Gefragt sei „ein einfaches Funktionsgebäude und das wollte er uns offenbar nicht bauen“.

Mit 12:11 Stimmen entschieden CSU und FW gegen SPD, Grüne, „Bürger für Eching“, „Echinger Mitte“, Bürgermeister Thaler und Irena Hirschmann (fraktionslos), sich vom Architekten zu trennen. Thaler sagte, er habe in den drei Jahren seiner Amtszeit „viel erlebt an Beschlüssen, aber das schlägt alles“.

Auf Nachfrage, wie es nun weitergehe, sagte er am Tag danach, er sei „nicht im Geringsten darauf vorbereitet gewesen“, den Architekten zu entlassen. Man werde nun auf die Suche nach neuen Architekten gehen. Allerdings war schon bei der ersten Suche vor Jahresfrist nur ein einziges Büro bereit gewesen, den Auftrag anzunehmen. Er habe sich in der Sitzung „wirklich geschämt“, sagte er.

Vor einer erneuten Beauftragung will der Bürgermeister aber noch mal die beiden Grundsatzbeschlüsse zu Kostenrahmen und Raumprogramm zur Debatte stellen: „Sonst bekommen wir mit einem neuen Architekten wieder das gleiche Dilemma.“

Die neue Entwicklung werde das Projekt nun „mindestens um ein Jahr verzögern“, erwartet Thaler. Für einen staatlichen Förderzuschuss für ein Feuerwehrauto ist es Bedingung, dass spätestens 2020 Baubeginn sein muss. „Das sehe ich aktuell nicht mehr“, sagte er. Auch für die Feuerwehr sei dies ein Tiefschlag, betonte der Bürgermeister: „Ich könnte sie wirklich verstehen, wenn die allmählich ihre Piepser abgeben.“

2 Lesermails

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,
    im täglichen Verkehr bremst man im Regelfall, um dem Vordermann nicht reinzufahren oder anderweitig eine Gefahr zu vermeiden. Wenn uns Freien Wählern nun vorgeworfen wird, wir würden durch den Rausschmiss des Architekten beim Feuerwehrhaus Günzenhausen nun bremsen, so kann man dies unter dem genannten Aspekt bejahen. Man kann sogar sagen, wir haben eine Notbremsung durchgeführt.
    Aber das ist auch schon der einzig richtige Teil an dieser Aussage. Denn das Architekturbüro wurde keineswegs rausgeschmissen. Es hat die beauftragten Leistungsphasen beendet und wurde für keine weiteren beauftragt. Fürwahr ein eher ungewöhnlicher Schritt, aber kein Rausschmiss. Und diese Entscheidung haben wir uns wirklich nicht leicht gemacht, doch dafür gab es einige Gründe:
    1. Vom Architekturbüro aus gab es nur ein sehr geringes Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Feuerwehr. Dies wissen wir, weil die FFW Günzenhausen schon seit längerem diesbezüglich das Gespräch mit allen politischen Gruppierungen gesucht hat. Anregungen von Seiten der FFW wurden gar nicht oder erst nach massivem Nachhaken aufgenommen. Ein Punkt, der scheinbar an unserem BGM und seiner Verwaltung vorbei ging. Ob aus Naivität oder aus Unvermögen, können wir nicht sagen. Jedenfalls gab von den Günzenhausener Feuerwehrleuten niemand den Funkwecker in Folge des Gemeinderatsbeschlusses ab, wie von Thaler gemutmaßt. Stattdessen begrüßten diese die Entscheidung, das Architekturbüro nicht weiter zu beauftragen.
    2. Die Planungen des neuen Architekturbüros überstiegen die vorangegangene Kostenschätzung um ca. 100 %. Mit Mehrkosten war zu rechnen gewesen. Schließlich war das Raumkonzept in der ursprünglichen Kostenschätzung nicht ganz abgebildet und zudem kommt es bei der aktuellen Baukonjunktur immer wieder zu Kostensteigerung. Aber in dieser Dimension? Daher haben die Freien Wähler intensiv den Kontakt zu nicht beteiligten Handwerkern, Architekten und sonstigen Bausachverständigen gesucht und um eine Einschätzung gebeten. Die Rückmeldung war immer dieselbe: Die Kosten wurden als viel zu hoch eingeschätzt! Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Aussage des Bauamtleiters. Dieser war in der folgenden BPU-Sitzung nach der Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Architektenteam der Meinung, da wäre ja noch ein deutliches Einsparpotential gewesen, über welches man noch verhandeln hätte können. Aber hätte dieses dann nicht zugeben müssen, die Preise zu hoch angesetzt zu haben? Und wenn dies die Meinung der Bauverwaltung ist, warum wurde dies nicht schon im Vorfeld gemacht?
    3. Viele Erklärungen der Architekten waren unplausibel. Bei dem Versuch, Kosten einzusparen, wurde beispielsweise erwogen, den Hallenteil des Feuerwehrhauses in Leichtbauweise aus Fertigelementen zu bauen. Eine durchaus übliche Methode, um Kosten zu senken. Nur nicht in Günzenhausen. Denn die Architekten setzten hier die Kosten sogar minimal höher an als bei einem Vollausbau der Halle. Zudem wurde die Ausstattung, die gar nicht beauftragt war, bei dem Gebäude eingepreist. Und auch die Art und Weise, wie Sicherheitszuschläge eingerechnet wurden, eigentlich eine sehr vernünftige Sache, war alles andere als nachvollziehbar.
    Am Ende ist uns natürlich bewusst, dass es in der jetzigen Situation nicht einfach sein wird, ein anderes Architekturbüro zu finden und dies Verzögerungen mit sich bringt. Allerdings, wenn wir in der Vergangenheit knapp 12 Monate für eine von Thaler gewünschte Feuerwehrbedarfsanalyse verplempern konnten, die uns kein Stück geholfen hat, dann sollte jetzt auch noch etwas Zeit für die Suche nach einem geeigneten Architekten zur Verfügung stehen. Hilfreich wäre dabei vielleicht auch, wenn die Gemeinde ihre Auswahlkriterien anpassen würde. So wurde bei der ersten Suche der bevorzugte Architekt der FFW Günzenhausen nicht berücksichtigt, da dieser sich weigerte, für den Funktionsbau Feuerwehrhaus Hochglanzprospekte und Modelle anfertigen zu lassen. Ein normaler Bauplan reichte offensichtlich nicht aus.
    Am Ende werden sich die Freien Wähler Eching natürlich an dieser Entscheidung und am weiteren Verlauf beim Feuerwehrhaus messen lassen müssen. Den Vorwurf, dem Bürgermeister Thaler für den kommenden Wahlkampf schaden zu wollen, halten wir dabei für völligen Unsinn. Denn erstens machen die FW sachbezogene Politik, wie unsere aufgeführten Argumente zeigen. Und zweitens ist ja auch noch völlig unklar, ob es im kommenden Jahr neben der Gemeinderatswahl auch zu einer Bürgermeisterwahl kommen wird. Herr Thaler prüft hier ja noch.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Christoph Gürtner (GR, FW)

  2. Immer wieder der Spezial-Bürgermeister Bartl von der CSU. Irgendwie muss es doch zu schaffen sein, diesem parteilosen Bürgermeister ein Bein zu stellen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich dieser Herr Bartl, wie man so schön sagt, ins Knie schießt.

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