Verschiedene Welten und ein grauer Elefant

Die Weihnachtsfeier des Gemeinerats hat stattgefunden. Das konnte nach dem Hickhack im Vorfeld nicht mehr unbedingt erwartet werden.

Anwesend bei dieser Feier im Hotel „Olymp“ waren die Gemeinderäte von SPD, Grünen, Bürger für Eching und der aus dem Gemeinderat scheidende parteilose Alex Krimmer, teilweise mit Partnern, die Ehrenbürger Rolf Lösch, Sabine Palitzsch, Sybille Schmidtchen, allesamt mit Parteibuch der SPD, sowie, bemerkenswert, Hans Grassl, über 30 Jahre für die FW im Gemeinderat.

Nicht anwesend waren die Gemeinderäte von CSU, FW und FDP, Alt-Bürgermeister Josef Riemensberger, die Ehrenbürger Hans Hanrieder und Günter Lammel und die beiden Geistlichen. Die FW-Räte hatten angekündigt, sich privat im „Alten Wirt“ zu treffen, wer dort anwesend war, weiß man nicht, Berichterstatter waren nicht erwünscht.

Ja, und Bürgermeister Sebastian Thaler war auch dabei im „Olymp“. Bei der Weihnachtsfeier 2022 an gleicher Stelle hatte er die Gemeinderäte beschimpft und die Versammlung bei der Eröffnung verlassen. Aber – war da was?

„Manche haben gesagt, ich soll dieses Jahr nichts sagen“, leitete er gewohnt unangefochten seine Begrüßungsrede ein, „und die Küche hat gesagt, ich soll nicht mehr als zehn Minuten reden.“ Er begrüßte, vergaß dabei ein paar Ehrengäste, plauderte über das Jubiläumsfest in diesem Sommer, das man „richtig gut gemacht“ habe, und den Wunschbaum der Gemeindeverwaltung im Advent, eine „ganz tolle“ Aktion.

Eine gespaltene Weihnachtsfeier; verprellte Ehrengäste; ein Gemeinderat, der sich nicht mal mehr darauf verständigen kann, wem das Sitzungsgeld der Jahresabschlusssitzung gespendet werden soll: Andere sahen das nicht so locker wie der oberste Repräsentant dieser Gemeinde.

Er verbinde mit den anberaumten Gerichtsterminen im Jahr 2024 „die Hoffnung, dass wir irgendwann wieder zu normaler Arbeit im Gemeinderat zurückkommen“, sagte bei den Abschlussworten der Fraktionen im Sitzungssaal für die CSU Georg Bartl.

Herbert Hahner von der SPD hatte im vergangenen Jahr das Bild vom „großen grauen Elefanten“ geprägt, der die gesamte Ratsarbeit begleite, nämlich eben die unausgeräumten Vorwürfe gegen den Bürgermeister bis hin zum Strafbefehl wegen Untreue.

Er habe heuer „im Lauf des Jahres das Gefühl gehabt, dass dieser Elefant schrumpft“, sagte Hahner nun, „aber da war ich wohl naiv“.

Im Vorfeld der Weihnachtsfeier sei er „wieder aufgeblasen worden“. Offenbar lebten die Mitglieder des Gemeinderats „in verschiedenen Welten“, konstatierte er, sein Wunsch sei es, „die Schnittmenge zwischen diesen Welten wieder größer zu machen“.

Für die Grünen nannte es Siglinde Lebich „eine bedauerliche Situation, dass wir nicht mal mehr miteinander auf ein Bier gehen“. Sie würde sich wünschen, „dass wir zu einer freundlicheren, zugewandteren Atmosphäre zurückkehren, frei von Verdächtigungen und Verfolgungen“.

FW-Sprecher Christoph Gürtner sagte, er sehe die Zusammenarbeit im Gemeinderat „nicht so kritisch“. Alle hätten sich „immer noch ins Geschicht schauen können“. Der „graue Elefant“ sei der Bürgermeister.

So beklagte Gürtner auch „die hohe Fluktuation im Gemeinderat und bei den Mitarbeitern im Rathaus, das gibt mir zu denken“. Er könne sich bei den Kündigungen und Vakanzen im Rathaus „nicht vorstellen, dass das nur am Arbeitsmarkt liegt“. Er wünsche sich jedenfalls „vom Christkind Gerichtsurteile“, griff auch er die offenen Verfahren auf.

Der scheidende Alex Krimmer bilanzierte seine drei Jahre im Gremium als „interessante Zeit mit vielen Verwirrungen“. Er habe unter den Kollegen „sehr viele nette und schlaue Leute kennengelernt“. Dem Gremium hinterließ er den „Wunsch, dass mehr miteinander geredet wird“.

Bürgermeister Thaler sagte im Anschluss an die Fraktionsworte, er wünsche sich, „dass wir die positiven Energien, die wir im Gemeinderat haben, nutzen und und nicht so sehr von negativer Energie von außen beeinflussen lassen“.

Das Schlusswort des Abends obliegt dann traditionellerweise einem Sprecher der Ehrengäste bei der Weihnachtsfeier. Alt-Bürgermeister Rolf Lösch nannte diese Feier „eine schöne Tradition“, bei der man auch „zusammensitzen und nachdenken kann, was man als Gemeinderat für eine Aufgabe hat“.

„Die Gemeinde steht gut da“, betonte er. Man könne im Gremium jederzeit streiten, müsse dann aber auch wieder zusammenfinden. „Wenn der Streit bleibt und so verkommt wie jetzt, ist das für die Bürger unerträglich“, sagte Lösch. Es seien „alle aufgefordert, für die Gemeinde zu arbeiten“.

2 Lesermails

  1. Zitat von Herbert Hahner (SPD-Gemeinderat): Er habe heuer „im Lauf des Jahres das Gefühl gehabt, dass dieser Elefant schrumpft“, sagte Hahner nun, „aber da war ich wohl naiv“.

    Freut mich, dass auch Herr Hahner mittlerweile wach geworden ist und seine Vasallentreue gegenüber Herrn Thaler offensichtlich ad acta gelegt hat.

    Übrigens: Was haben Elefanten (nicht nur graue) für eine Charaktereigenschaft? Sie vergessen nichts (weder im Guten noch im Schlechten).

  2. Dies war eine Feier der „Schein-Heiligen“, keine Weihnachtsfeier.

    Wie sagte Herr Dr. Lösch: für die Bürger unerträglich… Ja, so denken mittlerweile 70 % der Bevölkerung in Eching.

    Warum ist das so? Weil es für die Entgleisung des Bürgermeisters keine Entschuldigung (Reue) gab. Das Gegenteil ist der Fall, der Bürgermeister verfolgt weiterhin sein eigenes Wohl und nicht das Wohl der Gemeindebürger. Weitere Straftaten stehen mittlerweile im Raum.

    Ich kann nur hoffen, und das wünsche ich mir für das Jahr 2024, dass endlich der Rechtsstaat diesem Treiben ein Ende setzt.

    Zu den Worten von Herr Dr. Lösch, „die Gemeinde steht gut da“, möchte ich hier den Bürgerentscheid nennen, denn der ist letztlich für die guten Finanzen verantwortlich.

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